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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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schattenlosen Silhouetten, ihre Blicke, denen man tagsüber nicht begegnet. Es ist, als ob zwei Welten sich die Stadt teilten, ohne einander zu kennen, ohne von der Existenz der anderen auch nur die leiseste Ahnung zu haben. Ein Haufen Leute tauchen bei Anbruch der Dunkelheit auf und verschwinden im Morgengrauen wieder. Keiner weiß, wohin. Nur wir aus dem Krankenhaus kennen sie.«
    »Es ist trotzdem eine idiotische Geschichte. Geben Sie zu, dass es schwierig ist, so etwas für möglich zu halten.«
    »Sicher, aber deswegen werden wir nicht hier sitzen bleiben und den Rest der Nacht damit zubringen, uns das zu wiederholen.«
    »Das bisschen, was noch übrig ist von meiner Nacht!«
    »Stellen Sie den Wagen ab, ich warte oben auf Sie.«
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    Arthur parkte das Auto auf der Straße, um die Nachbarn nicht durch den Lärm der Garagentür zu wecken. Er ging die Treppe hinauf und trat ein. Lauren saß im Schneidersitz auf dem Teppich.
    »Hatten Sie das Sofa angepeilt?« fragte er belustigt.
    »Nein, ich habe den Teppich angepeilt, und genau da sitze ich jetzt auch.«
    »Sie schwindeln, Sie wollten bestimmt aufs Sofa.«
    »Und ich sage Ihnen, ich wollte auf den Teppich!«
    »Sie sind bloß eine schlechte Verliererin.«
    »Ich wollte Ihnen einen Tee machen, aber ... Sie sollten sich jetzt hinlegen, damit Sie wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf bekommen.«
    Er fragte, wie der Unfall passiert sei, und sie erzählte ihm von den Mucken des >alten Engländers<, ihres geliebten Triumph, und von dem Wochenende in Carmel zu Beginn des letzten Sommers, das schon auf dem Union Square geendet hatte. Was dort genau geschehen war, wusste sie nicht.
    »Und Ihr Freund?«
    »Wie, mein Freund?«
    »Waren Sie auf dem Weg zu ihm?«
    »Formulieren Sie Ihre Frage neu«, sagte Lauren lächelnd.
    »Was Sie wissen wollen ist: >Haben Sie einen Freund? <«
    »Hatten Sie einen Freund?« wiederholte Arthur.
    »Danke fürs Imperfekt, da habe ich mich wohl versprochen.«
    »Sie haben mir noch nicht geantwortet.«
    »Geht Sie das etwas an?«
    »Nein, ich weiß sowieso nicht, warum ich mich hier überhaupt einmische.«
    Arthur drehte sich um, er wollte in sein Zimmer gehen. Dann blieb er stehen und bot Lauren noch einmal sein Bett an, er könne sich im Wohnzimmer einquartieren. Sie dankte ihm für seine Aufmerksamkeit und versicherte ihm, dass ihr das Sofa völlig ausreiche. Nun, da er endlich würde schlafen können, 49
    war er zu müde, um über die Bedeutung und die Folgen dieses Abends nachzudenken; sie würden am nächsten Morgen darüber sprechen. Lauren bat ihn um einen letzten Gefallen:
    »Würden Sie mich bitte auf die Wange küssen?« Arthur legte fragend den Kopf schief. »Jetzt gucken Sie wie ein kleiner Junge, ich habe Sie doch nur gebeten, mich auf die Wange zu küssen. Seit sechs Monaten hat das niemand mehr getan.« Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Arthur fühlte sich linkisch und hilflos. Ungeschickt legte er seine Arme um ihre schmalen Hüften und küsste sie auf beide Wangen.
    »Danke, Arthur, danke für alles. Gehen Sie jetzt schlafen, Sie müssen todmüde sein. Ich wecke Sie nachher.«
    Er ging in sein Zimmer, zog Pulli und Hemd aus, warf seine Hose über einen Stuhl und kroch unter die Bettdecke. In wenigen Minuten war er eingeschlafen. Lauren, die im Wohnzimmer sitzen geblieben war, wartete, bis er fest schlief, schloss dann die Augen, konzentrierte sich und landete etwas wackelig auf der Armlehne des Sessels neben seinem Bett. Sie betrachtete ihn im Schlaf. Er sah ganz entspannt aus, um seine Mundwinkel spielte ein leises Lächeln. Sie sah ihn lange an, bis ihr schließlich selbst die Augen zufielen. Es war das erste Mal seit dem Unfall, dass sie schlief.
    Als sie gegen zehn Uhr aufwachte, lag er immer noch in tiefem Schlaf. »Verflucht«, entfuhr es ihr. Sie setzte sich auf die Bettkante und schüttelte ihn unsanft. »Wachen Sie auf, es ist schon spät.« Brummend drehte er sich um.
    »Nicht so grob, Carol-Ann.«
    »Reizend, ganz reizend, wachen Sie auf, ich bin nicht Carol-Ann, und es ist fünf nach zehn.«
    Arthur öffnete ganz langsam die Augen, dann riß er sie mit einemmal weit auf und fuhr erschrocken hoch.
    »Carol-Ann sah wohl besser aus als ich?« fragte sie.
    »Sie sind tatsächlich hier, es war kein Traum?«
    »Die Bemerkung hätten Sie sich sparen können. Sie sollten 50
    sich beeilen, es ist schon nach zehn.«
    »Wie bitte?« schrie er. »Sie wollten mich doch wecken!«
    »Ich bin nicht schwerhörig. War

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