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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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Carol-Ann schwerhörig? Es tut mir furchtbar leid, ich bin eingeschlafen, das ist mir seit sechs Monaten nicht mehr passiert, und ich wollte es gerade mit Ihnen feiern, aber wie ich sehe, sind Sie nicht in der richtigen Stimmung. Also, machen Sie sich schon fertig.«
    »Ihren Spott können Sie sich sparen, erst versauen Sie mir meine Nacht und jetzt auch noch den Morgen!«
    »Morgens sind Sie wirklich überaus charmant. Ich glaube, Sie gefallen mir besser, wenn Sie schlafen.«
    »Machen Sie mir jetzt eine Szene?«
    »Das hätten Sie wohl gern. Gehen Sie sich schon anziehen, sonst bin ich wieder schuld.«
    »Natürlich sind Sie schuld, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das Zimmer verlassen würden, ich habe nämlich nichts an unter meiner Decke.«
    »Werden Sie jetzt zimperlich?«
    Er bat sie, ihn nicht schon beim Aufstehen mit einem Ehekrach zu nerven, und hatte die schlechte Eingebung, seinen Satz mit einem »Denn sonst ...« zu beenden. » >Sonst< ist oft ein Wörtchen zuviel!« gab sie zurück, wünschte ihm säuerlich einen schönen Tag und war verschwunden. Arthur sah sich um, zögerte einen Moment und rief dann: »Lauren? Das reicht jetzt, ich weiß, dass Sie da sind. Meine Güte, Sie haben wirklich einen schwierigen Charakter. Nun kommen Sie schon wieder raus, seien Sie nicht albern.« So stand er nackt und gestikulierend im Raum, als er dem Blick seines Nachbarn von gegenüber begegnete, der die Szene vom Fenster aus mit einigem Erstaunen beobachtete. Er warf sich aufs Sofa, angelte nach der Decke, wickelte sie sich um die Hüften und verschwand murmelnd im Bad. »Ich stehe splitternackt im Wohnzimmer, bin spät dran wie nie zuvor und führe dazu noch Selbstgespräche. Was zum Teufel ist das für eine idiotische 51
    Geschichte!«
    Im Bad öffnete er die Schranktür und fragte leise: »Lauren, sind Sie hier?« Er bekam keine Antwort und war enttäuscht.
    Eilig duschte er. Als er fertig war, hastete er in sein Zimmer, wiederholte die Übung mit dem Schrank und zog sich, als er keine Antwort bekam, einen Anzug an. Sein Krawattenknoten glückte ihm erst beim dritten Mal, er fluchte: »Ich hab' zwei linke Hände heute morgen!« Nachdem das absolviert war, ging er in die Küche und suchte die Theke nach den Schlüsseln ab.
    Er fand sie in seiner Tasche. Er stürzte aus der Wohnung, blieb plötzlich stehen, machte kehrt, schloss die Wohnungstür wieder auf: »Lauren, sind Sie immer noch nicht da?« Ein paar Sekunden lang lauschte er in die Stille, dann drehte er den Schlüssel zweimal im Schloss. Durch das Treppenhaus ging er direkt in die Tiefgarage, suchte sein Auto, erinnerte sich daran, dass er es draußen geparkt hatte, rannte durch den Gang wieder zurück und auf die Straße. Als er aufsah, bemerkte er schon wieder seinen Nachbarn, der ihn verwundert anstarrte. Er lächelte verlegen, nestelte ungeschickt mit dem Schlüssel an der Wagentür herum, setzte sich ans Steuer und raste los. Als er im Büro ankam, stand sein Partner im Foyer. Paul schüttelte den Kopf und machte ein ausgesprochen ärgerliches Gesicht.
    »Vielleicht solltest du dir ein paar Tage frei nehmen.«
    »Nerv mich jetzt bitte nicht, Paul.«
    »Reizend, du bist wirklich ganz reizend.«
    »Fang du nicht auch noch damit an!«
    »Hast du Carol-Ann wieder gesehen?«
    »Nein, ich habe Carol-Ann nicht wieder gesehen, mit Carol-Ann ist Schluss, das weißt du ganz genau.«
    »Es kann nur zwei Gründe für deinen Zustand geben: Carol-Ann oder eine Neue.«
    »Nein, es gibt keine Neue, jetzt lass mich durch, ich bin eh schon viel zu spät.«
    »Nein, jetzt mal ernsthaft, es ist erst Viertel vor elf. Wie 52
    heißt sie?«
    »Wer?«
    »Weißt du eigentlich, wie du aussiehst?«
    »Wie sehe ich denn aus?«
    »Du musst die Nacht mit einem Bulldozer verbracht haben, also erzähl schon!«
    »Aber es gibt nichts zu erzählen.«
    »Und dein Anruf gestern Nacht, der Blödsinn am Telefon, wer war das?«
    Arthur sah seinen Partner an.
    »Hör mal, ich habe gestern irgendetwas Schlechtes gegessen, hatte deshalb einen Alptraum und habe so gut wie nicht geschlafen. Lass mich also bitte vorbei, ich bin nicht in Stimmung und wirklich viel zu spät dran.«
    »Schon gut, schon gut. Das Treffen ist um eins. Wir sind oben im Hyatt-Embarcadero mit ihnen verabredet. Wenn du willst, können wir zusammen hinfahren, danach gehe ich zurück ins Büro.«
    »Nein, ich nehme mein Auto, ich habe später noch eine andere Verabredung.«
    »Wie du willst!«
    Arthur betrat sein

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