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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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auf sie hernieder, bis
endlich der Blick, mit dem sie ihm zu trotzen suchte, auswich und sich zu Boden
senkte. Dann ließ er sich ihr gegenüber in einen Stuhl fallen und goß sich noch
einen Schnaps ein. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft, sich einen
Verteidigungsplan zurechtzulegen. Aber ehe er nicht das Wort ergriff, wußte sie
nichts zu sagen, da sie im Ungewissen tappte, wessen er sie beschuldigen würde.
    »Eine
lustige Komödie heute abend, nicht wahr?«
    Sie
erwiderte nichts und krümmte in ihren Pantoffeln die Zehen vor Anstrengung, ihr
Zittern zu meistern.
    »Eine
lustige Komödie, und keine Rolle fehlte darin. Das Dorf vollzählig versammelt,
um die Frau für ihren Fehltritt zu steinigen, der betrogene Ehemann, der sich
als Gentleman hinter seine Frau stellt, die betrogene Ehefrau, die in
christlicher Nächstenliebe alles mit dem Mantel ihres makellosen Rufes zudeckt,
der Liebhaber ... «
    »Bitte!«
    »Heute
abend höre ich kein >Bitte<. Es ist zu lustig. Der Liebhaber sah aus wie
ein begossener Pudel, als wäre er lieber tot als lebendig. Was mag das für ein
Gefühl sein, mein Herz, wenn die Frau, die du haßt, dir beispringt und deine
Sünde zudeckt. Setz dich!«
    Sie setzte
sich.
    »Lieber
wird sie dir dadurch kaum geworden sein. Nun möchtest du wohl gern wissen, ob
sie über dich und Ashley wirklich alles erfahren hat, und, wenn es der Fall
ist, warum sie so gehandelt hat ... falls sie es nicht nur tat, um das Gesicht
zu wahren. Du wirst es dumm von ihr finden, wenn du auch dadurch mit heiler
Haut davongekommen ist.«
    »Ich will
nichts davon hören ... «
    »Doch, du
sollst davon hören. Und ich will dir zu deiner Beruhigung sagen, Mrs. Melly ist
zwar dumm, aber nicht so, wie du denkst. Ganz offensichtlich hat man es ihr
gesagt, aber sie hat es nicht geglaubt. Selbst ihren eigenen Augen traute sie
nicht. Sie ist so durch und durch ehrenhaft, daß sie von niemandem, den sie
liebt, etwas Unehrenhaftes glauben kann. Ich weiß nicht, was Ashley Wilkes ihr
vorgelogen hat. Die ungeschickteste Lüge hat jedenfalls genügt, denn sie liebt
Ashley, und sie liebt dich. Ich kann wahrhaftig nicht begreifen warum, aber sie
hat dich lieb. Dies Kreuz magst du nun auf dich nehmen.«
    »Wenn du
nicht so betrunken wärest und so ausfallend sprächest, wollte ich dir alles
erklären«, sagte Scarlett, schon wieder einigermaßen gefaßt. »Aber jetzt ...«
    »Deine
Erklärungen interessieren mich nicht. Ich kenne die Wahrheit besser als du. Bei
Gott, wenn du noch einmal von dem Stuhl aufstehst ... Was ich aber noch lustiger
finde als die Komödie von heute abend: während du mir so tugendsam um meiner
vielen Sünden willen die Freuden deines Bettes verweigertest, gelüstet es dich
in deinem Herzen nach Ashley Wilkes. Ja, es gelüstete dich in deinem Herzen.
Eine schöne Wendung, was? Es gibt viele schöne Wendungen in jenem Buch, nicht
wahr?«
    In welchem
Buch, in welchem Buch? ging es ihr sinnlos durch den Kopf, während sie die
Augen wild im Zimmer umherschweifen ließ.
    »Mir wurde
die Tür gewiesen, weil meine rohe Glut deinem Zartgefühl zuviel wurde - und
weil du keine Kinder mehr haben wolltest. Nein, wie mir das ins Herz schnitt,
geliebter Schatz! Ich ging also hin und fand angemessenen Trost; dich aber
überließ ich dir selbst und deinem Zartgefühl. Die Zeit hast du damit verbracht,
dem geduldig schmachtenden Mr. Wilkes nachzulaufen. Wie mag ihm denn eigentlich
zumute sein, in drei Teufels Namen? Mit der Seele kann er seiner Frau nicht
treu bleiben, und mit dem Leibe kann er ihr nicht untreu werden. Warum kommt er
zu keinem Entschluß! Von ihm Kinder zu bekommen, dagegen hättest du wohl nichts
- und sie dann als meine auszugeben?«
    Mit einem
Schrei sprang sie auf. Er aber erhob sich träge und mit einem leisen Lächeln,
bei dem ihr das Blut erstarrte, von seinem Platz, drückte sie mit seinen großen
braunen Händen auf den Stuhl zurück und beugte sich über sie.
    »Sieh dir
meine Hände an, liebes Kind«, sagte er und hielt sie ihr vor die Augen. »Ich
könnte dich damit ohne weiteres in Stücke reißen und täte es auch, wenn ich dir
damit Ashley aus dem Kopf vertreiben könnte. Aber ich fange es besser anders
an. Siehst du, ich kann dir meine Hände zu beiden Seiten an die Schläfen legen
und deinen Schädel wie eine Walnuß zerdrücken. Das würde sein Bild für immer
auslöschen.«
    In roher
Liebkosung griffen seine Hände ihr unter dem gelösten Haar an den Kopf und
hoben das Gesicht zu ihm empor. Sie

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