Mariannes Traenen
Nach allen Regeln der Kunst. Ich werde diesen Staatsanwalt dazu bringen, mich vor laufender Kamera so zu mißhandeln, daß allein schon die Aufnahme davon genügt, ihn ruhig zu stellen. Dann müssen wir nur noch Gunther klarmachen, daß er seine wichtigsten Verbündeten verloren hat und sich entweder aus dem Staub macht – oder richtig viel Ärger bekommt. Gemeinsam mit seinen Schutzengeln.“
Rudolf schüttelte den Kopf. „Die Sache hat noch einen Haken.“
„Und welchen bitte?“, fuhr Kathrin ihn zornig an. Doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Wir brauchen das Material, das er gegen euch beide in den Händen hat. Und auch das gegen deine Mutter. Solange er euch erpressen kann, wird er es versuchen. Wenn nicht heute, dann irgendwann. Und sei es nur, daß er es veröffentlicht, um sich zu rächen. Immerhin willst du ihn in die Enge treiben; wer weiß, wie er genau reagiert. Wo wohnt er genau?“
„In Mutters Wohnung im Gruberhof“, beantworte Konrad die Frage.
„Und wo wohnt dieser Walter Oberinger?“
„Auch da. Im Gästezimmer. Kathrin, ich …“ Aber seine Frau unterbrach ihn.
„Rede jetzt bitte nicht. Nicht solange ich noch mutig genug bin. Meine Mutter durchlebt das jetzt schon seit einer Woche, und im Gegensatz zu mir hat sie überhaupt keine Ader in der Richtung. Wir sind beide nicht aus Zucker, und ich verspreche dir, es nutzt sich bei mir auch nichts ab. Nötige mich bitte nicht, meine Mutter im Stich zu lassen und ihr nicht zu helfen mit allem, was ich bieten kann. Bitte“, fügte sie mit sanfter, fast flehender Stimme hinzu. „Bitte, Konny! Zwinge mich nicht, zwischen meiner Liebe zu ihr und zu dir zu wählen. Daran würde ich zugrunde gehen. Zu wissen, daß sie ….“
Konrad senkte den Kopf und schwieg.
„Aber Kathrin“, meldete sich Marianne erschüttert.
„Nein, Mama !“, fuhr Kathrin ihr dazwischen. „Schau dich an. Nackt, in Fesseln und frisch vergewaltigt. Du kannst es offenbar aushalten. Ich weiß nicht, wie dieser Mann das fertiggebracht hat“, sie wies dabei auf Rudolf, „aber wenn du es so oft überstehen konntest, dann werde ich von dem einem Mal auch nicht sterben. Ich habe vor Konny schon ganz andere Sachen gemacht.“
„Konrad“, ergriff Rudolf nach einer längeren Phase des Schweigens wieder das Wort. „Könntest du es ermöglichen, daß ein Mann, den ich beauftrage, die Wohnung deiner Mutter verwanzt? Mit Gunthers Auto habe ich es schon getan. Aber das reicht leider nicht. Er ist zu vorsichtig, um am Telefon Namen zu nennen. Selbst im Auto.“
Konrad nickte. „Sag mir wer und wann . Ich regele das.“
„Und dann müssen wir die beiden ein paar Stunden in die Finger bekommen, sie festhalten. Lange genug um sicherzustellen, daß sie kein Material mitnehmen können, wenn sie hier abreisen. Wir müssen Gunther alleine zu fassen bekommen. Und Walter getrennt von ihm …“ Er überlegte eine Weile, dann sah er Marianne an.
„Es würde hart werden “, sagte er leise. „Ziemlich hart.“
Mariannes Augen füllten sich mit Schrecken. Aber sie behielt sich in der Gewalt. Mit einer eleganten Geste nickte sie. „Was immer du willst. Ich habe dir bisher vertraut, ich vertraue dir weiter.“
Für einen kurzen Moment sah Kathrin Rudolf zweifelnd an. Doch er hielt ihrem Blick stand. Schließlich schlug sie die Augen zu Boden.
„ Haben wir einen Plan?“, fragte sie leise.
„ Kathrin, willst du das wirklich auf dich nehmen?“, fragte Marianne leise.
„Ja, Mama. Ich will es für dich. So wie du seit einer Woche das alles durchmachst für mich.“ Die beiden schauten einander in die Augen. „Haben wir einen Plan?“, wiederholte sie leise ihre Frage.
Marianne atmete tief durch. „Ja “, sagte sie schließlich.
„Ja “, sagte Konrad bestimmt.
„Es wird hart werden, Kathrin“, sagte Rudolf vorsichtig.
„Es wird hart werden “, bestätigte sie ihm und nickte entschlossen.
„Gut. Dann haben wir einen Plan!“, bestätigte Rudolf.
KAPITEL 19
Der Rest des Dienstages und der Mittwoch-Vormittag waren für das Quartett mit mehr oder minder konspirativen Vorarbeiten ausgefüllt. Konrad regelte mit dem Portier des Gruberhofs, daß er bis zum Wochenende keinen Dienst mehr machen mußte. Svenjas Hotelbetrieb war doch um einiges größer als Mariannes Haus und verfügte auch zu dieser Zeit der Saison noch über genügend Personal. Marianne rief schweren Herzen den alten Herrn Josef an und bat ihn, sie und Kathrin bis Wochenende gemeinsam
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