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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ungefähr zehn Zentimeter weit offen. Jetzt hörte er das Wasser noch deutlicher rauschen. Die Blumenthal ließ die Badewanne vollaufen.
    Lautlos schlich Ned durchs Zimmer zum Bad. Dann holte er tief Luft, hob einen Fuß und stieß die Tür ganz auf. Im nächsten Augenblick war er drin.
    Eine Frau kniete mit dem Rücken zur Tür vor der Wanne. Er hatte sie völlig überrumpelt. Als sie Miene machte aufzustehen, schoß ihr Ned zwei Kugeln in den Hinterkopf. Sie stieß einen Eimer Seifenwasser um und fiel vornüber in die Wanne.
    Verwirrt sah Ned den Eimer an. Er stieg über die Wasserlache, packte die Frau an den Haaren und riß den Kopf hoch.
    »Verflucht!« murmelte er. Es war gar nicht die Blumenthal. Es war eine chinesische Putzfrau.
    Ned ließ die Frau los. Leblos fiel der Oberkörper wieder in die Wanne. Ned ging zurück ins erste Zimmer, umrundete das Bett und bückte sich, um den Toten näher in Augenschein zu nehmen. Es war schwer, ihn richtig zu betrachten, weil der Körper zwischen Bett und Wand eingeklemmt war. Nicht, ohne Mühe gelang es Ned, ihn herauszuziehen. Er durchsuchte seine Taschen und zog die Brieftasche des Mannes heraus. Als er sie aufklappte, stieß er einen lauten Fluch aus. Es war gar nicht Williams! Es war ein gewisser Robert Buchanan! Wer zum Teufel war Robert Buchanan?
    Ned richtete sich auf. Was war geschehen? Hatte ihm der Page ein falsches Zimmer genannt? Rasch durchsuchte er das Zimmer. In einem Koffer zu Füßen des Bettes fand er ein Heft mit Reiseschecks von American Express, die auf den Namen Marissa Blumenthal ausgestellt waren.
    Ned begab sich an die Tür zum Flur und lauschte. Da nichts zu hören war, machte er die Tür auf. Der Flur war leer. Er nahm das Schild
    »Bitte nicht stören« vom Haken und hängte es außen an den Türknopf. Dann schloß er die Tür hinter sich und ging.
    Ned fuhr ins Erdgeschoß und schlenderte im Foyer umher. Er wanderte durchs Frühstückszimmer und verschiedene andere Funktionsräume. Kein Mensch, dem er begegnete, sah Williams oder der Blumenthal ähnlich. Schließlich gab er es auf und steuerte den Ausgang an.
    Gleich draußen vor dem Hotel saß Willy bei laufendem Motor in dem Nissan. Ned machte die Tür auf und stieg ein.
    Willy merkte sofort, daß etwas schiefgegangen war.
    »Williams und die Frau waren nicht da«, sagte Ned zornig. »Hast du sie bestimmt nicht aus dem Hotel gehen sehen?«
    »Auf keinen Fall!« sagte Williams. »Und ich bin fast die ganze Nacht hier gewesen. Sie sind nicht weggegangen.«
    Ned schaute durch die Windschutzscheibe nach vorn und schüttelte den Kopf. »Jedenfalls waren sie nicht in ihren Zimmern. Und jetzt habe ich die Sache noch schlimmer vermasselt als du. Ich habe die falschen Leute getötet!«
    »Verflucht!« sagte Willy. »Was machen wir jetzt?«
    Ned schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß nur, was wir nicht machen werden: die Belohnung kassieren. Schlimm ist das. Wahrscheinlich müssen wir die Sache den Wing Sin übergeben. Fahren wir ab!«  
    »Ich sage es nicht gern«, bemerkte Marissa, »aber diese Armbanduhr gefällt mir eigentlich besser als die letzte. Sie paßt besser zu einer Frau.« Bewundernd schaute Marissa ihre neue Seiko an.
    »Sehr nett«, stimmte Tristan zu und betrachtete seine eigene. »Vielleicht hätte ich doch mal etwas ganz anderes probieren sollen. Na, vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit. Wir sind ja noch in Hongkong. Und bisher haben wir hier jeden Tag eine neue Uhr gebraucht.«
    Der Wagen kroch einen knappen Meter vorwärts.
    »Wie lang ist denn dieser Tunnel?« fragte Marissa. Sie bekam wieder Platzangst, fast so schlimm wie gestern, als man sie im Kofferraum eingeschlossen hatte.
    »Weiß nicht«, sagte Tristan. Er rutschte ein Stück vor und ließ die Trennglasscheibe zum Fahrer herunter. »He, Bentley, wie lang ist dieser Tunnel?«
    »Ungefähr anderthalb Kilometer, Mr. Williams«, sagte Bentley. Tristan machte es sich wieder bequem. »Hast du gehört?« fragte er.
    »Leider«, sagte Marissa. »In diesem Tempo werden wir eine Stunde brauchen, um nur auf die Insel Hongkong zu kommen. So einen Verkehr habe ich noch nicht erlebt.«
    Marissa und Tristan steckten tief im Harbor-Cross-Tunnel. Sie hatten heute früh das Hotel durch den Angestelltenausgang verlassen, denn Tristan hielt es für am besten, sich so unauffällig wie möglich zu verdrücken. Draußen hatten sie dann ihren neuen Fahrer kennengelernt.
    Bentley war genau der Mann, auf den sie gehofft hatten.

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