Marschfeuer - Kriminalroman
mahnte Karin Schäfer. »Wilfried möchte Fortschritte sehen. Ich war
gestern bei ihm. Es geht ihm schon wesentlich besser. Übermorgen kommt er nach
Hause. Er hofft, dass er Anfang der Woche dann wieder bei uns ist.«
»Ich habe heute noch ein
Gespräch mit dem Wewelsflether Feuerwehrhäuptling«, lenkte Lukas das Gespräch
auf den Pankratz-Fall, »Parallelen zu den anderen Hüttenbränden abgleichen.«
»Vielleicht ist der
Brandstifter ja sogar ein Feuerwehrmann«, kam es von Barbara Ludowig, »das
liest man doch immer wieder.«
»Gesundes Misstrauen
schadet jedenfalls nicht«, nickte Lukas.
»Warum begleitest du
Lukas nicht? Dann kannst du dir selbst ein Bild machen«, schlug Karin Barbara
Ludowig vor. »Ich werde mich mit dieser E Mail beschäftigen.« Sie deutete auf
ein Papier vor sich und blickte in die Runde.
»Die Kollegen aus der
Ukraine haben sich gemeldet. Ich vermute mal, sie haben die Schwester von
Waldemar Pankratz gefunden.« Mit gerunzelter Stirn starrte sie wieder auf die
Nachricht. »Allerdings bleibt es eine Vermutung. Bei der Übertragung scheint es
technische Probleme gegeben zu haben. Der Text ist kaum zu entziffern. Ich
werde in die Ukraine telefonieren. Die sollen es uns noch mal per Fax
schicken.«
Thilo griff nach der
ausgedruckten E Mail. Lyn starrte mit ihm gemeinsam auf die in Englisch
geschriebene Mitteilung, bei der die Hälfte der Buchstaben durch Zahlen und
Zeichen ersetzt waren.
»Sieht aus wie ein
Code«, lachte Thilo, »aber vielleicht ist es auch das ukrainische Englisch.
Geflügel-Waldi hätte es vielleicht übersetzen können.«
»Hühner-Waldi«, murmelte
Lyn, riss ihm das Papier aus der Hand und sah Karin an. »Ich kann das Telefonat
für dich erledigen. Ich hab gesehen, was sich alles auf deinem Schreibtisch
stapelt.«
Lyn sah auf, als ihre
Bürotür ins Schloss fiel.
»Ich bin ausgehungert.«
Hendrik war mit drei Schritten bei ihr, drehte ihren Schreibtischstuhl und
beugte sich zu ihr herunter. Sein Kuss war drängend.
Einen Moment lang ließ
Lyn ihn gewähren. Genoss es, seine Zunge zu spüren, seinen Duft einzuatmen.
»Bitte, Hendrik«, sagte sie schließlich, während sie sich von ihm löste und zur
Tür blickte. »Wenn jemand hereinkommt! Außerdem ist meine Tür immer offen. Was denken
die Kollegen?«
»Dass ich verrückt nach
dir bin? Dass ich dich liebe? Dass ich es nicht verdient habe, wie ein
Primaner, der die Lehrerin liebt, behandelt zu werden?«
»Aber genau so ist es«,
sagte Lyn, sprang auf und ging zur Tür. Bevor sie sie öffnete, sagte sie: »Neun
Jahre Altersunterschied. Ich bin die Alte und du der Primaner.«
Hendriks Augenbrauen
hoben sich gen Himmel. Er atmete tief ein und zählte: » …einundzwanzig,
zweiundzwanzig, ich werde ruhig … ganz ruhig …«
Lyn lachte auf. »Idiot!«
»Nächsten Monat wirst du
dich besser fühlen, wenn ich dreißig geworden bin.«
»Sehr lustig! Dass ich
drei Wochen später auch Geburtstag habe, scheinst du dabei zu vergessen. Und
dann beginnt der Countdown zur Vierzig. Ich darf gar nicht daran denken.« Sie
schüttelte sich.
»Dann denk einfach nicht
daran. Sehen wir uns heute Abend?«
»Ich kann nicht,
Hendrik, wirklich nicht. Die Mädchen waren das ganze Wochenende über allein
oder bei meinem Vater. Ich habe ihnen versprochen, heute pünktlich zu sein.«
Lyn konnte ihm nicht in
die Augen sehen. Es war ihre Feigheit, die ein Zusammensein im Kreis ihrer
Familie verhinderte.
»Ich bin ein sehr
geduldiger Mensch«, sagte Hendrik leise, und Lyn erkannte den Ernst in seiner
dunklen Stimme, »aber auch ich habe meine Grenzen.«
Im offenen Türrahmen
blieb er stehen. Mit normaler Lautstärke fragte er: »Wie sieht’s aus, Frau
Kollegin? Lurchi und ich wollen zum Chinesen ans Mittagsbüfett. Möchtest du uns
begleiten?«
Lyn schüttelte den Kopf.
»Keine Chance. Ich bin mitten in der Übersetzung des Fax. Diesmal ist es
korrekt angekommen. Aber wenn du mir einfach ein Baguette mitbringst«, ihre
Stimme wurde ganz leise, »würde ich mich morgen Abend äußerst dankbar zeigen.«
»Ts, ich fass es nicht.«
Hendriks Miene schwankte zwischen Ärger und etwas deutlich Positiverem. Er
öffnete die Tür noch einmal. »Freu dich, dass ich ein Mann bin, mein Herz.
Eigentlich wollte ich noch ein bisschen beleidigt sein, aber du weißt ja: Wir
tragen unseren Kopf zwischen den Beinen … Du kriegst dein Baguette!«
»Mama, tauschst du mit
mir Holz gegen Wolle?«, bettelte Sophie mit Dackelblick.
»Wehe, du gibst
Weitere Kostenlose Bücher