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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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weitere Vorgehen zu besprechen.
    »Paul A. … Und der sagt
noch zu mir, dass seine Mitschüler ihn früher immer Paula genannt haben. Und
dass er diesen Namen gehasst hat.« Lyn lachte hart auf in der Erinnerung an das
Gespräch bei der Witwe Jacobsen, als Lindmeir ihr seine Visitenkarte gegeben
hatte. »Da hat er dann tatsächlich mal nicht gelogen. Vorausgesetzt, unsere
Annahme stimmt.«
    Thilo hatte sein Handy
gezückt. »Ich ruf jetzt Wilfried an. Wenn Lindmeir wirklich ‘ne Transe ist …
Das wär der Hammer.«
    »Die sollen die
Geburtsurkunde anfordern. Das … das muss doch irgendwo vermerkt sein. Man kann
doch nicht einfach sein Geschlecht wechseln, ohne dass das dokumentiert ist.
Lurchi hat auf der Werft Lindmeirs Personalakte gewälzt. Steht denn da so etwas
nicht drin? In all den Zeugnissen? Irgendwo muss doch, verdammt noch mal,
stehen, dass jemand transsexuell ist.«
    Thilo brachte Lyn zum
Schweigen, indem er seinen Zeigefinger auf die Lippen legte. »Wilfried? Thilo
hier. Hast du Interesse an einem absolut irren und zugleich hochplausiblen
Mordmotiv von Paul Lindmeir? … Gut, dann setz dich lieber. Du wirst es nämlich
nicht glauben …«

SIEBZEHN
    Als Lyn forschen Schrittes
das Besprechungszimmer betrat, saßen nur Wilfried Knebel, Jochen Berthold und
Hendrik am Tisch.
    »Guten Morgen, Lyn«,
sagte Wilfried und blickte sie über seine Brille hinweg an. »Ihr hättet ruhig
die Hotelreservierung in Köln in Anspruch nehmen können. Nach Thilos Anruf
gestern Nachmittag haben wir hier alles anlaufen lassen.«
    Lyn ließ sich auf ihren
Stuhl neben Hendrik plumpsen– nicht ohne ihm dabei ein Lächeln zu schenken.
    »Du glaubst doch nicht,
dass ich in Köln auch nur eine Minute hätte schlafen können? Nach der
Nachricht? Ich habe Thilo genötigt, den Abendzug zu nehmen. Um dreiundzwanzig
Uhr waren wir wieder zu Hause. Und?« Sie blickte erwartungsvoll in die Runde. »Was
habt ihr jetzt rausgefunden?«
    »Das würde mich auch
interessieren, nachdem Kollegin Harms mich aus Köln wieder zurückgescheucht
hat«, sagte Thilo Steenbuck, der gerade im Türrahmen erschien. Er trat ein,
setzte sich und griff nach einem Kaffeebecher. »Lindmeir ist ‘ne Transe. Das
ist doch der Hammer, oder?«
    »Der Hammer ist, dass es
niemand wusste.« Wilfried nahm seine Brille ab und knetete kurz seine
Nasenwurzel. Er sah Lyn an. »Und dass wir während der Recherchen um Lindmeir
nichts über seine Transsexualität rausgefunden haben.«
    »Wo hätten wir es denn
spätestens feststellen müssen?«, fragte Lyn. »Darüber habe ich mir mit Thilo
während der Rückfahrt den Kopf zerbrochen. Wo wird wann was gemeldet in solchen
Fällen? Und was ich vor allem wissen möchte: Ist die ›a rainha‹ schon ausgelaufen?
Wo ist PaulA. Lindmeir jetzt? Habt ihr die Jacht stoppen
lassen?«
    »Herrje, Lyn.« Wilfried
Knebels Stimme klang leicht gereizt. »Das sind eine Menge Fragen, auf die wir
auch noch nicht alle Antworten haben. Lurchi wälzt seit gestern das
Transsexuellengesetz. Fest steht: Wenn wir eine Geburtsurkunde angefordert
hätten, hätten wir es ersehen können. Aber Lurchi hat bei den seinerzeitigen
Recherchen nur auf die Daten des Einwohnermeldeamtes zurückgegriffen und auf
die Personalakte der Werft. So, wie wir es immer machen, wenn noch kein akuter
Tatverdacht vorliegt. So wie jetzt. Und aus diesen Papieren ist bei einer
gerichtlich abgesegneten Namens-und Geschlechtsumwandlung nichts darüber zu
ersehen. Was natürlich auch im Sinne des jeweiligen Transsexuellen ist … Paul
Lindmeir hat eine Namensänderung und mit fünfundzwanzig Jahren eine Personenstandsänderung
vornehmen lassen. Aus Paula Ambrosia wurde im Februar 1985 auch rechtlich Paul
Ambrosius.«
    Der Hauptkommissar
tippte mit dem Finger auf eine Mappe vor sich. »Staatsanwalt Meier ist gerade
beim Richter. Wir haben die Jacht orten lassen. Sie ist zwar gestern Abend
ausgelaufen, aber sie hat die deutschen Hoheitsgewässer noch nicht verlassen.
Warum auch immer, sie dümpelt noch in der Nordsee herum. Wir lassen die ›a
rainha‹ stoppen, sobald der Richter sein Okay gibt.«
    »Dann soll Meier
gefälligst Druck machen. So eine Megajacht ist doch in null Komma nichts raus
aus unserem Zugriffsbereich«, brauste Lyn auf. »Die Sache ist doch klar wie
Brunnenwasser. Hinrich Jacobsen hat Lindmeir aus dem holländischen Hotel
angerufen und zur Rede gestellt, nachdem er im Gespräch mit Frau Korwatzky diese
ungeheuerliche Entdeckung gemacht hatte. Das war der

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