Masken der Lust (German Edition)
Empfindungen Sarahs an die Oberfläche brachte. Die Musikanten fielen notensicher ein und unterstützten den goldenen Klang der Stimmen, der den Seelen der Mädchen zu entspringen schien. Alles Schöne Venedigs lag in dieser Musik: der veränderliche Himmel, die warmen Farben der alten Gebäude, das schimmernde Wasser überall. Die Worte handelten von Liebe, dessen war sich Sarah ziemlich sicher. Sie brach in Tränen aus und verließ den Raum. Niemand sah es außer Marco, der ihr nach draußen folgte.
« Cara mia , was ist los?»
«Ich weiß nicht, Marco. Lass mich einfach.» Sie flüchtete nach oben.
Viel später kam er zu ihr. Mondschein ergoss sich über das Bett, auf dem sie lag und schlief. Er entkleidete sich und schmiegte seinen langen Körper an sie.
Sarah regte sich. Er streichelte ihre Schulter und küsste ihr Haar. Sie konnte seinen weichen Penis und seine angenehm strammen Schenkelmuskeln an ihrem Hintern fühlen. Sie ruckte rückwärts an ihn heran, bis sie hautnah beieinanderlagen. Seine Nacktheit hatte etwas vollkommen Ehrliches an sich – er schenkte ihr sich selbst, weil er keine Ahnung hatte, was er sonst tun könnte.
«Sie sind alle nach Hause gegangen.»
«Ich weiß.» Im Schlaf hatte sie die herzlichen Abschiedsworte wahrgenommen, die leisen Ruderschläge im Wasser gehört und dann nichts mehr.
«Was ist passiert? Warum hast du geweint?»
Zwei seiner Finger berührten ihre Wange, als wollte er feststellen, ob sie wieder weinte.
Sarah lächelte. «Mir geht’s gut. Es ist Venedig – es ging mir einfach nahe –, die Musik, meine ich.»
«Verständlich.»
Wie nett von ihm, das zu sagen. Sie hörte sich nicht gerade vernünftig an. Sie mühte sich, ihre Gedanken zu sammeln und etwas Gescheites zu sagen.
«Als würde die Stadt mir raten zu bleiben … es war so schön, wie diese Mädchen sangen … zum Teufel, ich kann’s nicht erklären. Ich werde es nicht mal versuchen.»
«Ich glaube, ich kann dich verstehen», sagte er leise. «Aber ich habe ja auch mein ganzes Leben in Venedig zugebracht.»
Sie wandte sich ihm zu und war entzückt davon, wie der Mondschein auf sein Gesicht fiel und Augen und Mund im Schatten lagen.
«Kann ich dich mit nichts überzeugen zu bleiben?», fragte er schließlich.
«Nicht in diesem Jahrhundert. Warum hast du mich hergebracht? Damit ich es schwer habe, loszukommen?»
Er streifte ihre Lippen mit einem Kuss. «Nein, Sarah. Du hast einzig allein den Zauber ausgesprochen. Ich war ebenso überrascht wie du.»
«Eine letzte Frage. Bist du ein Zauberer oder jemals einer gewesen?»
«Nein.» Seine Stimme klang ziemlich entschlossen. «Aber ich kann nicht leugnen, Spross einer langen Reihe solcher Ahnen zu sein. Etwas an dir scheint ihren Einfluss zu wecken.»
Sie dachte darüber nach. Diese, seine dunkle Seite zog sie wirklich an – und seine Bereitschaft, so wild zu sein, wie sie es sein wollte.
«Augenblick noch. Ich habe etwas vergessen. Du sagtest, jemand käme heute Nacht, der uns helfen könnte. Ist er je aufgetaucht?»
«Sie. Veronica Suona.»
Sarah hätte wissen müssen, dass es eine Sie war. Wahrscheinlich eine ehemalige Geliebte. Mit dem berückenden Etwas einer venezianischen Schönheit.
«Und ja, Veronica ist in letzter Minute gekommen. Sie besitzt ein Exemplar des Buches.»
«Wo ist es?», fragte Sarah, und es war kein Flüstern mehr. «Warum hast du mich nicht schon früher geweckt?»
«Sie hat es mir nicht gegeben. Vermutlich vertraut sie mir nicht. Sie ist eine ehemalige Gel–»
Sie stieß ihn vor die Brust. «Sei still.»
«Was ist los mit dir? Ich dachte, du wärst froh, davon zu hören.»
«Bin ich, bin ich.»
«Also schön. Wir sollen sie morgen am Lido treffen. Federico wird uns zum Strand bringen, damit wir bereit sind. Sie meinte, die Absprungstelle in die Zukunft sei dort, wo die Sonne auf das Wasser trifft. Bei Morgengrauen. Wir werden daher die Nacht dort verbringen.»
Der Koch und die Haushälterin stellten einen schweren, mit Essen und Wein gefüllten Korb in die Gondel und einen größeren, aber leichteren, der Decken enthielt. Federico stieß ab.
«Das scheint ja eine regelrechte Expedition zu werden.» Sie schlug ihre Röcke unter sich ein. Es war ihr furchtbar schwergefallen, ihre Garderobe zu bestimmen, und sie hatte sich mit dem schlichtesten Kleid begnügt, das sie auftreiben konnte, und mit Schal und Strohhut. Sie würde einfach nackt baden, solange seine ehemalige Geliebte nicht zuschaute.
«Ich
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