Maskerade der Liebe
bleiben zu können.“ Sie warf einen Blick zurück, wo die beiden Männer noch immer standen. „Was ist mit Mr. Pollock? Verdächtigen Sie ihn auch?“
„Ich bin mir nicht sicher. Er sagte etwas Seltsames, über Onkel Ran ... ich meine, über Lord Nesfield, der ihn davor gewarnt hat, Sophie den Hof zu machen.“
Lady Dundee lächelte sie an. „Ich sehe schon, dass Sie sich gut in Ihre Rolle hineingefunden haben.“
Emily errötete. „Es scheint so. Manchmal allerdings hasse ich sie.“
„Sie? Wen?“
„Lady Emma.“ Sie traten in die Eingangshalle, und Emily schaute sich um, ob sie jemand belauschte. Nein, sie konnte niemand entdecken. „Ich hasse sie, weil sie reich und kokett ist und es schafft, dass fast alle Männer sie mögen.“ Sie dachte an Jordans verändertes Verhalten und fügte hinzu: „Sie würden sich nicht so benehmen, wenn es um Emily Fairchild ginge. An sie würden sie keinen zweiten Gedanken verschwenden.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie verhalten sich Emily Fairchilds wegen so. Das ist eine Maskerade, keine Verwandlung. Beide Frauen sind Sie. Sie könnten Lady Emma nicht so überzeugend darstellen, wenn ihre Persönlichkeit nicht auch in Ihnen verborgen wäre.“ Sanft strich sie Emily eine Locke aus dem Gesicht. Es war eine mütterliche Geste, die Emily erfreute. „Nun sagen Sie mir ehrlich: Ist Ihnen die Maskerade heute sehr zuwider gewesen?“
Sie senkte den Kopf, da ihr die Antwort eher peinlich war. „Nein. Aber das ist ja das Schreckliche. Sie hätte mir zuwider sein sollen. “
„Sollen. Müssen. Das sind Worte, die Leute benutzen, die keine eigene Meinung haben. Zum Glück gehören Sie nicht dazu. “ Die Countess lächelte und fügte hinzu: „Man braucht sich nicht dafür zu schämen, wenn man sich vergnügt. Das Leben ist dafür da, sich zu freuen.“
Das Leben ist dafür da, sich zu freuen, wiederholte Emily im Stillen, während Lady Dundee ging, um ihre Umhänge zu holen und die Kutsche Vorfahren zu lassen. Bisher hatte das noch niemand zu ihr gesagt. Ihre Eltern hatten stets davon gesprochen, dass man ohne Klagen seine Pflicht zu erfüllen oder etwas Gutes zu verrichten hatte. Sie hatten zwar auch gesagt, wie wichtig es sei, Liebe zu finden. Aber niemand hatte je Freude erwähnt.
Welch eine neue Erkenntnis!
„Sie verlassen uns schon, Lady Emma?“ sagte eine glatte Stimme hinter ihr.
Emily erstarrte. Warum musste Jordan sie weiterhin quälen? Oder war es die Strafe Gottes dafür, dass sie ihr Maskenspiel genossen hatte?
Betont kühl lächelte sie ihn an, nachdem sie sich zu Jordan umgewandt hatte. „Ja. Der Abend ist leider langweilig geworden.“
„Ich hatte gehofft, dass wir noch einmal miteinander tanzen würden.“ Er senkte die Stimme. „Oder vielleicht im Garten spazieren gehen.“
Sein Blick ruhte auf ihr - geheimnisvoll, verführerisch. Ihr Herz schlug wie rasend. Zum Teufel mit ihm! Warum hatte er eine solche Wirkung auf sie? „Sie haben doch sicher Besseres zu tun, als mit mir zu tanzen. Schöne Frauen zu verführen, junge Mädchen kühl abzuweisen, Matronen zu schockieren.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Jemand scheint Schlechtes über mich zu verbreiten. Ich frage mich, wer es wohl ist. Pollock? Oder diese Gecken, die den ganzen Abend um Sie herum scharwenzelten und sich zum Narren machten?“
„Wenn ich es nicht besser wüsste“, sagte sie zuckersüß, „würde ich annehmen, dass Sie eifersüchtig sind.“ Wütend blitzte er sie an. „Nicht eifersüchtig. Neugierig. Verstecken Sie sich hinter diesen Stutzern, weil Sie sich eine anspruchsvolle Gesellschaft nicht zutrauen?“
„Wie die Ihre, meinen Sie? Es ist für mich nicht sonderlich schwierig, mit jemand wie Ihnen fertig zu werden. Ich glaube, dass ich das vorhin im Garten gezeigt habe.“ Sogleich bedauerte sie, das gesagt zu haben, denn sein Lächeln war so charmant, dass sogar eine Nonne schwach geworden wäre.
Als er so nahe zu ihr trat, dass ihr sein aufregend männlicher Duft in die Nase stieg, klopfte ihr das Herz bis zum Hals.
Mit rauer Stimme sagte er: „Das Einzige, was Sie im Garten gezeigt haben, ist, dass wir den Walzer auf Ihre Art viel öfter tanzen sollten.“
Ihr Mund wurde trocken. Dies würde zweifelsohne zu seiner Art, Walzer zu tanzen führen, wenn sie ihm gestattete, noch einmal mit ihr allein zu sein. Sie nahm an, dass er noch viel verwegener wäre als sie.
Zum Glück kehrte Lady Dundee in diesem Moment zurück. „Ich weiß nicht, was
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