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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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öffnen, nur so weit, daß wir uns hindurchzwängen konnten.
    »Das Tor quietscht, wenn man es vollständig öffnet. Ich darf nicht vergessen es bei nächster Gelegenheit einmal ölen zu lassen.«
    Er würde doch nicht vorhaben, das Herrenhaus eines Tages zu überfallen, schoß es mir durch den Kopf. Ob ich wohl die Dienerschaft auf dieses unversperrte Tor aufmerksam machen sollte? Es würde das mindeste sein, womit ich mich für die erwiesene Gastfreundschaft bedanken konnte, wenn sie mir überhaupt gewährt wurde.
    Ich spürte, wie die Aufregung wieder in mir wuchs. Was für unangenehme Szenen würden mir mit der Dienerschaft bevorstehen? Ob sie mich wohl mit Beschimpfungen von der Türschwelle jagen würde? Und was würde dann aus Mally und dem verletzten Harry werden, wenn dieser Jem sie nach Grand-fox Hall bringen würde? Falls er sie überhaupt dorthin brachte. Jojo schien meine Zweifel zu ahnen. Seine große warme Hand schob sich in meine.
    »Du kannst mir wirklich vertrauen, Sophia«, meinte er schlicht.
    »Das sagt sich so leicht«, entgegnete ich mutlos. »Wer gibt mir jedoch die Garantie, daß alles so ablaufen wird, wie Sie es mir versprochen haben? Wer sagt, daß Sie die Situation nicht doch dazu ausnützen, sich in Besitz meiner ganzen Habe zu bringen. Wer…« Ich unterbrach mich, da Jojo stehengeblieben war und mir seine Hände auf die Schultern legte. Wir standen jetzt ganz nahe beisammen. Ich konnte seinen Atem spüren und seinen Blick, der eindringlich mein Gesicht studierte, als wolle er daraus lesen, ob ich das wirklich ernst gemeint hatte, was ich soeben sagte. Wider alle Vernunft hatte ich es nicht wirklich ernst gemeint.
    »Versprich mir, daß du mir vertraust«, sagte Jojo ernst.
    Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hatte, stumm zu nikken. Ich weiß allerdings noch viel weniger, was mich dazu gebrachthat, den Mann zu küssen, als er sich nun niederbeugte und ganz sanft seine Lippen auf meine drückte. Ich war wohl wirklich verrückt geworden. Aber es war ein himmlisches Gefühl, so verrückt zu sein. Viel zu rasch ließ Jojo mich los: »Ich führe dich jetzt zum Haupthaus«, sagte er.
    Ich ließ mich widerstandslos an der Hand führen, noch ganz benommen von seinem Kuß. Edward hatte mich einmal geküßt, als wir allein gewesen waren, und ich es nicht hatte verhindern können. Doch dieser Kuß war mit dem des Hauptmannes nicht zu vergleichen. Armer Edward! Ob er überhaupt wußte, daß man so sanft und gleichzeitig so wild und leidenschaftlich küssen konnte?
    Ich hatte nicht auf den Weg geachtet, den Jojo mich führte, doch nun kamen wir an einer langen Rosenhecke entlang, an deren Ende er unvermittelt stehenblieb. Vor uns lag in voller Würde das prachtvolle Herrenhaus des Earl of Cristlemaine. Es war ein harmonischer Backsteinbau mit unendlich vielen Kaminen. An einen breiten Hauptbau schlossen, etwas zurückversetzt, zwei Nebengebäude an, die vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt angebaut worden waren, sich jedoch mit dem Mittelhaus zu einer harmonischen Einheit zusammenfügten. Die weißen Rahmen der großen Sprossenfenster leuchteten in der Dunkelheit Die westliche Ecke des Hauses schien vollständig mit wildem Wein überwachsen zu sein. Einige Fenster waren hell erleuchtet und ihr warmer Kerzenschimmer schien mich willkommen zu heißen. Von hier aus waren es nur mehr wenige Meter über einen mit Kies bestreuten Vorplatz bis hin zur weißen Steintreppe. Diese führte zur breiten Eingangstür hinauf. Mir war, als hätte sich mir noch nie so ein beeindruckender Anblick geboten. Der blankpolierte Messingturklopfer, in der Form eines Löwenkopfes, der von zwei Laternen rechts und links der Eingangstür beleuchtet war, schien mich erwartungsvoll anzustarren.
    »Ich werde dich jetzt wohl besser verlassen«, murmelte Jojos Stimme dicht an meinem Ohr. Ich drehte mich rasch um.
    »Du kannst nicht mit mir gehen?« fragte ich ängstlich.
    Ich hatte mich so sicher gefühlt in seiner Gegenwart. Und doch wußte ich, wie dumm meine Frage gewesen war. Jojo schüttelte auch schon den Kopf. Ich versuchte ein kleines Lächeln: »Nein, das wäre wohl wirklich nicht angebracht.«
    Ich hatte erwartet, daß er mich zum Abschied noch einmal in seine Arme nehmen würde, doch Jojo streckte mir nur seine Hand zum Gruß entgegen. Da war ich es, die die Initiative ergriff. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuß auf die Wange. »Adieu, Jojo«, flüsterte ich, und mir war zum Heulen

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