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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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er, nachdem er seine Miene wieder unter Kontrolle hatte, „welche anderen Möglichkeiten haben wir denn sonst?“
    Janaels Blick verlor sich in den grauen Schatten des Unterholzes.
    „Nun ja“, begann er zögernd, „es gibt noch einen anderen Weg – den Einzigen, um genau zu sein. Die Menschen, denen ich meine Heilung  verdanke, wiesen ihn mir. Dieser Weg ist unbewacht. Er führt durch die Pamadar-Türme und dann über den Kari-Pass.“
    In Torians Hirn schrillte eine Alarmglocke.
     
    Er erinnerte sich an die fast verblichenen Zeichen auf Janaels Landkarte. Selbst auf dem brüchigen Leder hatten die scharf gezackten Spitzen bedrohlich und feindselig gewirkt. In kaum noch leserlichen Buchstaben hatte jemand ein Wort darüber geschrieben: Pamadar.
    In Torians Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn der Schwarze König diesen Teil des Kari-Gebirges nicht bewachen ließ, konnte das nur bedeuten, dass er nicht bewacht werden musste . Und das wiederum hieß, dass dieses Gebiet als unpassierbar galt.
    Janaels Worte bestätigten Torians Vermutung.
    „Verglichen mit unserem Weg hierher dauert der Weg über den Pass etwa doppelt so lange und ist um ein Vielfaches anstrengender. Damals ist es mir mit knapper Not gelungen, hinüberzukommen. Allerdings war ich zum damaligen Zeitpunkt noch sehr geschwächt. Heute bin ich gesünder, kräftiger als damals. Wir werden sehen, ob das die hinzugekommenen Jahre ausgleicht.“
    Aber die Kräfte des alten Mannes hatten schon kaum ausgereicht, den bedeutend leichteren Weg zu bewältigen, schoss es Torian durch den Kopf. Bei der Überquerung des Passes würden er und Pariko den Alten über weite Strecken tragen müssen.
    Wie die meisten Blumenhüter waren sowohl Torian als auch der Wandler von früher Jugend an gewohnt, schwer und ausdauernd zu arbeiten. Wenn es nötig war, taten sie dies bis an die Grenzen der Erschöpfung. Nach der Katastrophe auch darüber hinaus. Doch dieses Vorhaben überstieg ihre Kräfte. Selbst wenn es ihnen gelang, das allerletzte Tröpfchen Saft aus ihren Körpern zu pressen, würden sie ihre Reise niemals zu dritt beenden können...
    Torian wusste es.
    Auch Pariko wusste es.
    Und Janael hatte es wohl von Anfang an gewusst.
    Aber das konnte nicht sein Ernst sein! Glaubte der Alte wirklich, sie würden den ihn irgendwo allein zwischen Felsen, Eis und Schnee zurücklassen? So etwas kam überhaupt nicht infrage! Allein der Gedanke war absurd!
    Janael schüttelte den Kopf.
    „Es geht nicht anders“, sagte er leise, „glaubt mir, ich habe alle nur verfügbaren Möglichkeiten überdacht. Die Gefahr, dass wir gefangen werden, ist einfach zu groß. Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen. Die Samen müssen um jeden Preis nach Peona. Der einzig sichere Weg ist der Kari-Pass.“
    Müssen – wir müssen über den Kari-Pass – die Samen müssen nach Peona! Torian hatte dieses Müssen nie gemocht. Nun begann er es zu hassen. Wie eine Schlinge legte es sich um seinen Hals, zerrte ihn auf einen Weg, den er um keinen Preis gehen wollte.
    Als Janael aufstand und damit das Zeichen zum Aufbruch gab, stellte sich Pariko vor ihn hin. Er stand so dicht vor dem alten Mann, dass er zu ihm hoch blicken musste. Doch seine Miene zeigte nicht etwa Unterwürfigkeit, sondern grimmige Verwunderung. 
    „Habe ich das eben richtig verstanden?“ fragte er mit zusammen gekniffenen Augen und schief gelegtem Kopf. „Du rechnest im Ernst damit, dass wir dich irgendwo in diesen verdammten Bergen zurücklassen? Na schön, nehmen wir einmal an, wir tun das wirklich – kannst du uns dann verraten, wer uns den Weg zurück nach Hause zeigen soll? Ich versteh mich nicht aufs Kartenlesen, unser Kleiner auch nicht, denk ich mal. Also, ich habe keine Lust, tagelang in Felsen und Gletschern herumzustolpern, um schließlich irgendwo zu erfrieren. Nein, Alter, ob es dir nun passt oder nicht, du wirst dich wohl oder übel von uns durch diese verfluchten Türme und über diesen verfluchten Pass schleppen lassen. Und wir werden beides nach Peona bringen, dich und die Samen.“
    Torian hatte sich noch immer nicht an die unverblümte Sprache seines Gefährten gewöhnt. Niemals hätte er selbst es gewagt, in diesem Ton mit einem Alten zu sprechen. Doch der Wandler hatte wieder einmal den Nagel auf den Kopf ge troffen. Der alte Mann war ihr Führer. Er konnte gar nicht verlangen, dass sie ihn zurückließen!
    Janael antwortete nicht. Er bedachte seinen Gefährten lediglich mit einem langen, wissenden

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