Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
Banknote in seiner Hand auftauchen, die er ihr direkt vor die Nase hielt. Sekundenlang war er ihrem skeptischen Blick ausgesetzt, ohne dass sie sich regte oder ihm eine Antwort gab. Doch dann veränderte sich ihre Miene. Scheinbar hatte sie Sir Shane und sein Geld für würdig genug befunden um ihm ein zahnloses Lächeln zu schenken. „Also schön, Sir Matthews! Bender? Der war schon länger nicht mehr hier! Die Miete hat er auch nicht bezahlt. Nicht mal seine Sachen hat er mitgenommen, dieser Nichtsnutz!“ Diese Worte verrieten ehrlichen Abscheu gegenüber dem Mann den er suchte. Ihre Aussage machte ihn nachdenklich. Bender war wohl auch verschwunden und Sir Shane fragte sich, ob das irgendetwas mit ihrem vermissten Professor zu tun haben könnte. Oder hatte Bender sich einfach aus dem Staub gemacht? Konnte er mit seiner Arbeit unfreiwillig Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben und wer würde davon profitieren? Vielleicht hatte er noch mehr solch nützliche Dinge wie die todbringende Qualle angefertigt. Diese Tüftler erfanden so einiges, dass als Waffen eingesetzt werden konnte. Sir Shane selbst hatte auch eine Waffe in seinem Haus, die er verpflichtet war, als Jäger, zu besitzen. Eine Schusswaffe die, eigens für Menschen wie ihn, modifiziert worden war. Eine eher klobige Waffe, die sich kaum verbergen ließ. Vom Gewicht her war sie auch nicht gerade leicht und daher, nach dem Messer, eher seine zweite Wahl. Im Gegensatz zu ihm, war Sir George total begeistert davon, als man sie ihnen ausgehändigt hatte. Sir Shanes erster Gedanke war damals gewesen, dass er gebetet hatte George würde damit nicht aus Versehen auf sich selbst schießen. Aber seine Gedanken durften jetzt nicht abschweifen. Er musste etwas über Bender und dessen Verbleib herausfinden. „Gäbe es eventuell eine Möglichkeit um mir Mr. Benders Zimmer einmal anzusehen? Natürlich würde ich mich dafür revanchieren und Sie für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschädigen.“, er sah die Frau vor sich prüfend an. Vielleicht hatte er Glück und die Frau würde ihn rein lassen, da sie ja eh nicht gut auf Bender zu sprechen war. Die Alte machte schließlich ein paar Schritte zur Seite und bedeutete ihm einzutreten.
Im Flur war es dunkel und feuchte nach Fäulnis stinkende Luft wehte ihm entgegen. Sir Shane unterdrückte mit Mühe den Drang zu würgen und zu spucken. Damit würde er die Alte nur beleidigen und womöglich riskieren schnell wieder hinausbefördert zu werden. Er musste da einfach durch, ob er wollte oder nicht. Ganz flach atmend folgte er ihr über einen schmalen Gang und eine enge steile Treppe hinauf. Die Tapete war verblasst und auch vergilbt durch das ständige konsumieren von Zigarren. Hier wurde eindeutig zu viel geraucht. Die Leute sollten mehr auf ihre Gesundheit achten, ging es ihm durch den Kopf. Vor seinen Augen tauchte automatisch das Bild einer schwarzen verkrüppelten Lunge auf. Wahrscheinlich aber gab es noch ganz andere Dinge in diesem Haus die den Bewohnern den Garaus machen konnten, wie Schimmel oder Ratten, die bekannt dafür waren schlimme Krankheiten zu übertragen. Die einzige Gaslaterne im ersten Stock flackerte einsam und still vor sich hin. Nicht mehr lange und sie würde gänzlich erlöschen. Vor einer dunkel grün gestrichenen Tür blieb seine Führerin stehen und fasste in den Ausschnitt ihrer fleckigen Bluse. Ihre schmutzigen Finger wühlten sich zwischen ihre faltigen Brüste. „Da ist er ja, dieser verdammte Schlüssel.“, sie zog die Hand wieder heraus und hielt tatsächlich einen alten verrosteten Schlüssel in die Höhe. „Das hier ist Benders Zimmer. Vollgestopft bis unter die Decke. Mit lauter Krimskrams.“ Mit verächtlichem Gesichtsausdruck steckte sie den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Quietschend öffnete sich die Tür und gab die Sicht ins Innere des Zimmers frei. Die Frau hatte recht, in dem Zimmer herrschte das reinste Chaos. Direkt am Eingang stach Sir Shane der Kopf eines mechanischen Mannes ins Auge, der Körper jedoch war nicht mehr vorhanden, jedenfalls nicht da wo er sein sollte. Eindeutig war Benders Zimmer gleichzeitig zum wohnen als auch als Werkstatt genutzt worden. Hier würde er wohl nichts Brauchbares finden. Verwertbare Kampfspuren oder dergleichen würde man in so einem Durcheinander gar nicht erst erkennen können. Da konnte wirklich niemand behaupten zu wissen, ob Bender freiwillig gegangen war oder nicht. Sir Shane konnte nichts entdecken, was ihnen hätte
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