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Mea culpa

Mea culpa

Titel: Mea culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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sind und mich mitgerissen haben. Du hast mich im Sturm erobert, Synne, und im Sturm hast du mich festgehalten. Du bist romantisch, wenn ich zynisch bin, und suchst Nähe, wenn ich fern bin. Du bestrafst mich nie, während ich ansonsten mein Leben lang bestraft worden bin.
    Ich habe nie sagen können, dass ich dich liebe. Ich weiß, dass das hart für dich war. Aber das liegt nicht daran, dass ich es nicht empfunden hätte. Ich habe es nur nicht zugeben können. Ich betrachte mich nicht als Frau, die andere Frauen liebt. Ich habe nur dich geliebt. Es war so schwer. Aber auch unmöglich, es nicht zu tun. Doch ich schäme mich deshalb, und ich schäme mich, weil ich mich schäme.
    Ich werde es niemals schaffen, dir zu begegnen. Es kommt mir unmöglich vor, ohne dich zu leben, aber das muss ich versuchen. Ich muss es wirklich versuchen.
    Es ist möglich, dass es auch dieses Mal nicht geht. Aber ich kann es nicht riskieren, meine Kinder zu verlieren. So sehr ich dich auch liebe, die Kinder kommen an erster Stelle. Das hast du immer gewusst. Du bist mit offenen Augen in diese Sache hineingegangen. Ich nicht. Du hast mir den festen Boden unter den Füßen weggezogen. Und im Moment weiß ich nicht, was oben ist und was unten.
    Ich sage nicht, dass ich es schaffen werde, dich zu verlassen. Ich sage nur, dass ich den ernsten Versuch machen muss. Wenn du mir das verweigerst, dann fürchte ich, dass ich dich hassen werde. Im Moment brauche ich Zeit und Raum, um um meine Kinder zu kämpfen. Ich kann vielleicht nicht ohne dich leben, aber ohne sie sterbe ich.
    Du wirst das hier überleben, Synne. Du bist eine Steherin. Du überlebst alles. Wenn das, was wir gehabt haben, dir überhaupt etwas bedeutet, und ich weiß, dass das der Fall ist, dann musst du mich in Ruhe lassen. Bitte.

    Rebecca

Teil 2

25
    Ich habe angefangen, mich zu bewegen. Fünf Monate lang habe ich mich in einem Radius von fünfhundert Metern um den Bungalow aufgehalten, mit Ausnahme der absolut notwendigen Ausflüge in das Dorf mit seinen »Supermarkets« und Gemüseständen, seinen zerlumpten Straßenhökern, die alles von geschälter Ananas zu T -Shirts feilbieten, von billigem (und erbärmlich schlechtem) »homemade« Schmuck bis zu polierten Meeresmuscheln mit der verschnörkelten Aufschrift »Memories of Mauritius«. Und ich bin nie zu Fuß gegangen, auch wenn es unmöglich mehr als zehn Minuten oder höchstens eine Viertelstunde dauern kann. Hervé fährt mich und wartet geduldig unter einer Palme, mit einer Zigarette und einer Ruhe, um die ich ihn beneide, bis er mich dann mit meinen Einkäufen nach Hause fährt und dafür fünfzig Rupien erhält.
    Die Götter mögen wissen, wo er diesen Computer her hat. Er war nicht eingepackt und eindeutig gebraucht. Der Bildschirm war zwar mit einer Art Plastikfolie überzogen, aber die Tastatur weist braune Flecken auf und ist alles andere als neu.
    Ich werde ganz nervös bei der Vorstellung, dass ich möglicherweise Diebesgut gekauft habe (der Preis legt diesen Gedanken durchaus nahe), aber andererseits: Hervé kommt mir vor wie ein ehrlicher Mann, und er hat mir in die Augen geschaut, als er das Geld angenommen hat. Zu allem Überfluss hat er mir eine handgeschriebene Quittung überreicht. Ob das Finanzamt die gelten lässt, ist jedoch eine andere Frage, vor allem, wenn ich dazu erzähle, dass mein vorheriger Computer, der kleine praktische Laptop, auf dem Grund des Indischen Ozeans liegt und dass ich ihn selbst hineingeworfen habe.
    Ich hatte nämlich versucht, mich selbst zu betrügen. Wie so oft. Ich wollte mir einreden, dass ich nie wieder schreiben würde. Ha! Ich warf den Computer mit dramatischer Geste ins Meer, ich weinte, und es war stockdunkel, und ich wäre sicher gleich hinterhergesprungen, in der Hoffnung, dann zu ertrinken, nur bin ich eine sehr gute Schwimmerin, und bei einer Wassertemperatur von dreißig Grad könnte ich auch nicht erfrieren. Aber es war der pure Betrug. Ich hatte von allem Sicherheitskopien erstellt. Ich habe sogar Petters Flugsimulator kopiert.
    Es ist Abend. Ich weiß, dass die Dunkelheit genau um sieben einsetzt, sie bricht jetzt früher an als zuvor, es geht auf den Winter zu, wir haben Mai, und ich bin seit einer Ewigkeit hier. Die Dunkelheit macht mir noch immer Angst. Ich gehe nun schon seit einiger Zeit immer barfuß. Meine Fußsohlen sind nicht härter geworden, sie sind nur weniger empfindlich. Dennoch spüre ich, dass der Sand nicht so warm ist wie mitten am Tag, er ist

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