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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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zurückgekehrt war, und inzwischen konnte
Christal jede schreckliche Sekunde des Geschehens neu durchleben. Sie hatte
instinktiv gespürt, daß sie ihren Eltern nicht mehr helfen konnte. Die Flammen
wurden immer drohender, und so war sie zur Tür gelaufen, um ihnen zu
entkommen. Doch Didier hatte sie von außen abgeschlossen. Wie ein gefangenes
Tier hatte sie an den glühenden Türknöpfen gerüttelt, bis ihre Kräfte sie
verließen und sich das Mal der Rose unleugbar in ihre Haut eingebrannt hatte.
Sie wußte noch, daß sie in ihrem weißen Nachtkleid, das der Qualm grau
eingefärbt hatte, auf die Knie gesunken war. Bis zu diesem Tag konnte sie nicht
sagen, ob ihre Gebete oder etwas anderes sie gerettet hatten. Sie erinnerte
sich nur noch daran, daß sie es irgendwie bis zu den Fenstern geschafft hatte,
die zum Washington Square gingen. Sie hatte eins geöffnet und war auf den Sims
hinausgeklettert. Zu ihrem Zimmer waren es nur weniger Meter gewesen, und so
kletterte sie hinüber, ohne sich darum zu kümmern, daß sie gut sechs Meter auf
die Straße hinunterstürzen konnte, während sie schrie, weinte und in der
klaren Nacht nach Luft schnappte, Der Schock über das, was sie gesehen
hatte, mußte einen Teil ihrer Empfindungen ausge schaltet haben.
Seltsamerweise konnte sie sich nicht erinnern. Schmerz in ihrer Hand gespürt zu
haben. Doch es mußte so gewesen sein. denn sie hatte anschließend fast ein
halbes Jahr Bandagen getragen.
    Die
Feuerwehrleute hatten sie in ihrem Schrank zusammengekauert gefunden.
rußverschmiert von Kopf bis Fuß. ihre rechte Hand baumelte wie bei einer Marionette
an ihrer Seite. Ihr Verstand weigerte sich wahrzunehmen. was sie erlebt
hatte. und sie konnte auf die Fragen der Polizei nicht antworten. Das
Feuer hatte so schrecklich gewütet. daß die Leichen ihrer Eitern bis zur
Unkenntlichkeit verschmort waren. Es gab keine Beweise dafür. daß sie
erschlagen worden waren. es gab keine Beweise für Didiers entsetzliches Verbrechen. Es gab nur die Form des Türgriffes. die sich auf
ewig in ihre Hand gebrannt hatte und ihre Amnesie, die ihr
schließlich das Attribut des Wahnsinns einbrachte.
    Die
schreckliche Schuld hing über ihr. bis ihr Onkel Baldwin Erbarmen hatte und mit
der Polizei handelte, so daß sie schließlich in das private.
erstklassige Park View Asyl draußen in Brooklyn eingewiesen wurde. Es war
natürlich kein Wunder. daß er so großzügig war. Das Vermögen ihrer Schwester
Alana unterstand seiner Kontrolle. Christal saß als Irre in einer Anstalt, und
Baldwin Didier hatte dadurch sozusagen das perfekte Verbrechen vollbracht – und
eines seiner Opfer, sie, hatte ihm das Handwerkszeug dazu gegeben.
    Jedes Mal,
wenn sie daran dachte. daß er ungestraft davongekommen war. flammten Zorn und
Haß in ihr auf. Ihr einziger Sinn zu leben und zu überleben iag darin, Didier
zu entlarven. doch es war an ihr, und an ihr ganz allein, es zu vollbringen.
Und es ging so langsam
voran. Sie wollte keinesfalls Alanas Hilfe erbitten und damit vielleicht die
einzige Person auf der Welt, die sie liebte, in Gefahr bringen. Noch immer sah
sie Alanas Gesicht vor sich, wenn diese sie in Brooklyn besuchten. Alanas
Gesicht, so bleich und schön wie das ihrer Mutter, aber dennoch ganz anders,
Alanas Gesicht, voller Angst um sie und Entschlossenheit, sie zu
rehabilitieren. Alana hatte niemals an die schrecklichen Anschuldigungen
geglaubt. Sie hatte mit allem, was sie besaß, gekämpft, um Christal aus der
Anstalt zu holen. Und obwohl sie es nicht geschafft hatte, war es Alanas Glaube
an die Wahrheit, der Christal antrieb, wenn sie der Verzweiflung nah war. Und
deswegen war die Liebe zu ihrer Schwester größer und tiefer, als die Liebe zu
sich selbst.
    Nun machte
Cain eine unwillige Bewegung, daß sie weiterklettern sollte. Sie balancierte
den Teller mit einer Hand, mit der anderen hob sie ihre Röcke an und ging dann
weiter, während die Erinnerungen immer noch in ihrem Kopf nachhallten.
    Ihr
Gedächtnis war zurückgekehrt, als sie sechzehn war. Die Wärter der Anstalt
hatten gedacht, nun wäre sie vollständig verrückt geworden, als sie plötzlich
begann, vom Verbrechen ihres Onkels zu stammeln. Sie spritzten ihr Morphium,
bis sie fast selbst glaubte, sie würde delirieren. Doch dann benahm sie sich
eine Weile unauffällig, daß die Schwestern überzeugt waren, sie bräuchte keine
Injektionen mehr. Und eines Morgens, es war nun drei Jahre her, zog sie eine gestohlene
Schwesternuniform an und

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