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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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Delmonico's war kurz gewesen, und
sie war an diesem Abend so abgestumpft gewesen, daß sie sich kaum an etwas
erinnern konnte. Doch nun, hier in der Kirche, nahm sie jede Einzelheit mit
erschreckender Klarheit auf: die schockierte Menge, die meisten Protestanten
und Angehörige der Gnadenkirche, die in dieser für sie heidnischen Anbetungsstätte
sitzen mußten. Das anklagende Schweigen der Gäste, als Alana langsam an den
Reihen vorbeischritt. Die steife Gestalt von Mrs. Astor, die sich demonstrativ
weigerte, sich umzudrehen und Alana entgegenzublicken. Der schelmische junge
Mann neben ihrem Bräutigam, eine jüngere Ausgabe von Sheridan, der sie
charmant und mit deutlichem Gefallen begutachtete. Und Mara, Sheridans Trauzeugin,
die direkt vor ihr den Gang hinauf schritt, Mara, die so zerbrechlich und schön
anzusehen war in ihrem unschuldigen, kurzen rosafarbenen Kleid.
    Doch es
waren vor allem zwei Dinge, die sie niemais in
ihrem Leben vergessen würde. Das eine war der überwältigende Duft der Blumen in
ihrer Hand, und das zweite war Sheridans Blick, als ihre Augen sich schließlich
trafen. Sein Gesichtsausdruck brannte sich tief in ihrem Gedächtnis ein.
    In seinen
Augen glitzerten widerstreitende Gefühle. Ja, er triumphierte, das Leuchten in
seinem Blick war vielsagend. Dennoch war da noch etwas anderes, etwas, das
sie nicht zu bezeichnen wußte, was aber dem glorreichen Schwert des Sieges
seine Schärfe nahm. Vielleicht war es ein Hauch von Schuldbewußtsein
wegen alldem, was er ihr angetan hatte, vielleicht war es ein plötzlicher
Anflug von Zweifeln, daß diese Hochzeit tatsächlich das profitable Geschäft
sein würde, als das sie geplant war. Sie wußte es nicht. Aber eines wußte sie
genau: Er hatte dafür gesorgt, daß diese Hochzeit in den Augen der Kirche und
des Gesetzes unwiderruflich war. Es gab kein Zurück mehr.
    William
Astor führte sie an Sheridans Seite und kehrte zurück zu der Bank, in der seine
Frau stand. Alana bemerkte erst jetzt, daß auch Sheridan einen Stresemann trug.
Sein Rock war taubenblau, seine Hosen dunkelgrau gestreift. Die cremefarbene
Krawatte und seine Hemdblende bildeten einen verblüffenden Kontrast zu seinem
schwarzen Haar, das er mit Macassaraöl geglättet hatte. Erstaunlicherweise
wirkten seine Schultern dadurch noch breiter, seine Gesichtszüge noch klarer
und sein Blick noch unausweichlicher und brennender.
    Irgendwie fand
Alana die Kraft, ihre Augen von ihm abzuwenden, als der Bischof die Exhortatio
sprach. Als er geendet hatte, wandte er sich an den Bräutigam und stieß seine
Worte heraus, als wollte er sichergehen, daß niemand sich
einmischte und diese Verbindung in Frage stellte, die nun geschlossen
werden sollte.
    »Trevor
Byrne Sheridan«, sagte der Bischof mit ernster Grabesmiene, »willst du die hier
anwesende Alice Diana van Alen als deine rechtmäßige Frau nehmen und sie
lieben und ehren, wie es unsere Heilige Mutter, die Kirche, verlangt?«
    Sheridan
hob trotzig sein Kinn und antwortete mit tiefer, selbstbewußter Stimme: »Ich
will!«
    Der Bischof
nickte müde und wandte sich zu ihr. »Alice Diana van Alen, willst du den hier
anwesenden Trevor Byrne Sheridan als deinen rechtmäßigen Ehemann nehmen und
ihn lieben und ehren, wie es unsere Heilige Mutter, die Kirche verlangt?«
    Alanas Herz
setzte aus. Die ganze Kirche schien sich neugierig vorzubeugen, um ihre Antwort
zu hören. Die Worte waren so einfach. Und obwohl sie wußte, daß es nichts
ändern würde, ob sie sie in dieser gewaltigen gotischen Kirche in der
Gegenwart von Gott und Mensch, die beide über sie urteilen würden, aussprechen
würde oder nicht, kam es ihr entsetzlich lächerlich vor, etwas anderes als die
Wahrheit zu sagen. Sie warf Sheridan, der reglos wie eine Statue
dastand, einen Seitenblick zu. Seine Augen brannten auf ihrer Haut, als wollte
er ihr drohen. »Ich will«, flüsterte sie und wußte, daß sie sich damit selbst
verurteilt hatte.
    Der Bischof
nahm ihre zitternde Hand und legte sie in die des Bräutigams. Sie war warm
und stark, und seine Kraft schien sich auf sie zu übertragen und sie
aufrechtzuhalten.
    Sheridan
sprach die folgenden Worte in seiner gewohnten selbstbewußten, formellen Art.
Als sie an der Reihe
war, schwankte ihre Stimme und brach unter der Last der Emotionen, bis sie
schließlich »bis daß der Tod uns scheide« hauchte.
    Sie knieten
nieder, und Alana versuchte, Mara ein zittriges Lächeln zu schenken, als das
Mädchen ihr half, den langen Schleier zu

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