Medaillon des Schicksals (German Edition)
neue Braut. Grämt Euch nicht um die eine, wenn die Nächste schon auf Euch wartet«, sagte sie und schenkte ihm ein warmes, verständnisvolles Lächeln.
Raffael sah hoch und lächelte zurück. Er hätte sich gern mit dem Mädchen unterhalten, um auf andere Gedanken zu kommen, doch sie wurde gerade an den Tisch der Reiter gerufen. Bevor sie ging, beugte sie sich noch einmal mit einem Lappen über den Tisch, um eine Lache wegzuwischen. Ihre festen, runden Brüste, die das Mieder beinahe zu sprengen schienen, berührten dabei leicht Raffaels Arm, und er merkte, wie sich etwas in ihm regte.
Die Männer an seinem Tisch hatten zugehört und fragten ihn nun: »Wo kommt Ihr her? Wo wollt Ihr hin?«
Raffael trank seinen Weinbecher, den der Wirt selbst samt einer tönernen Kanne gebracht hatte, in einem Zug leer, goss sich erneut ein und trank auch den zweiten Becher, ohne abzusetzen.
Beinahe augenblicklich hörte sein Kopf auf zu schmerzen. Die Männer an seinem Tisch sahen ihn so freundlich an, dass Raffael den Eindrück hatte, in ihnen neue Freunde gefunden zu haben. Auch die Reiter vom Nachbartisch prosteten ihm zu. Überhaupt erschien ihm plötzlich alles einfach und ihm freundlich gesonnen zu sein. Die Welt war doch schön, hier, in diesem Wirtshaus mit der Schanktochter, die ihm ausnehmend gut gefiel. So gut, dass er sogar Rosaria für einen Augenblick vergessen hatte. Noch einmal füllte er den Becher und trank. Als er den Männern schließlich antwortete, war seine Zunge schon schwer, und er hatte Mühe, schwierige Worte auszusprechen.
»Ein Conte hat mir meine Verlobte abspenstig gemacht«, erzählte er den Männern. »Mit einem Liebestrank, den meine Schöne selbst gebraut hatte.«
Die Männer am Tisch sahen ihn aufmerksam an. Auch die Reiter nahmen ihre Becher und setzten sich nun an seinen Tisch. Einer schlug ihm auf die Schulter, schenkte ihm noch einmal nach und sagte verständnisvoll: »Ja, ja, die Weiber. Denen brennt der Rock auch allzu leicht.«
Ein anderer forderte ihn auf: »Erzählt, was ist Euch widerfahren? Und wo ist denn die Herzensschöne jetzt?« Raffael, der längst in Bacchus' Reich weilte und sich durch einen Weinschleier von guten, verständnisvollen Freunden umgeben sah, genoss es, endlich wieder einmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Bereitwillig und völlig arglos berichtete er, was geschehen war.
»Einen Liebestrank hat sie gebraut, meine Rosaria. Für den Conte und dessen Braut, damit sie sich lieben sollen. Aber gegeben hat der Conte meiner Rosaria davon. Seitdem ist sie wie verwandelt und will nichts mehr von mir wissen. Sogar die Hochzeit hat sie aufgekündigt. Wie stehe ich jetzt da?«
»Hat sie Euch etwa Hörner aufgesetzt?«, fragte einer.
Raffael schüttelte den Kopf.
»Nein, sie ist ehrlich. Es war der Liebestrank, der ihr den Kopf verdreht hat.«
»Hast du es mal mit Schlägen versucht? Meine Alte braucht ab und zu eine gehörige Tracht Prügel, damit sie wieder weiß, wer der Herr im Haus ist.«
Die anderen lachten und gössen Raffael erneut den Becher voll. Auch Raffael grinste, trank in gierigen Schlucken und merkte nicht, dass die Reiter miteinander flüsterten und näher an ihn heranrückten.
»Erzählt weiter! Was ist dann geschehen?«
»Fliehen musste sie, weil man ihr den Hexenprozess machen wollte. Ich! Ich habe ihr geholfen, habe sie in Sicherheit gebracht vor ihren Verfolgern!«, brüstete er sich lauthals. »Ohne mich würde sie schon lange brennen.«
»Ein Ehrenmann seid Ihr«, bestätigten ihm die Reiter und klopften auf seine Schulter.
Wieder wurden die Becher gefüllt.
»Auf die Weiber!«, grölte einer.
»Auf die Weiber!«, grölten alle und leerten die Becher.
Langsam verschwamm der Raum vor Raffaels Augen. Doch er fühlte sich stark. Stark und begehrenswert, denn das Schankmädchen hatte sich inzwischen auf seinen Schoß gesetzt und wippte mit ihrem Hintern auf seinen Schenkeln, sodass Raffael spürte, wie ihm die Hose eng wurde.
»Willst du heute Nacht in meiner Kammer schlafen, du Hübscher, Starker?«, flüsterte sie in sein Ohr, und für Raffael waren das die schönsten Worte, die er seit langem gehört hatte. Jawohl, er war ein Mann, ein hübscher, starker Mann, nach dem die Frauen sich rissen. Rosaria würde es noch Leid tun, dass sie ihn verschmäht hatte. Und wer weiß, vielleicht war es dann zu spät für ihre Reue.
»Wo ist sie jetzt, dein Feinsliebchen?«, fragte einer der Reiter und beugte sich dabei weit über den
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