Medstar 01 - Unter Feuer
versuchte, sein Leben danach auszurichten und stellte fest, dass es half. Natürlich vergaß er manchmal, sich daran zu halten. Manchmal erwartete er, dass es ihm möglich sein würde, sie alle zu retten. Er war ein guter Chirurg, angesichts der Umstände vielleicht sogar ein großartiger Chirurg, und er rechnete nie damit, einen Patienten zu verlieren, der auch bloß die geringste Überlebenschance besaß. Wenn das dann doch geschah, war das stets ein Schock - und immer eine Enttäuschung.
Es war hart, das zuzugeben - sogar sich selbst gegenüber -, aber es gab Momente, in denen er sich selbst dabei ertappt hatte, dass er wegen der niemals endenden Parade verwundeter und sterbender Soldaten verbittert war. Es gab Momente, wenn sie einen Twi'lek mit einem nahezu abgetrennten Lekku hereinrollten oder einen Devaronianer, dem eine seiner Lebern perforiert worden war, dass ein kleiner Teil von ihm die Gelegenheit genoss, etwas anderes zu machen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte er tatsächlich das Gefühl, allein mit der schieren Masse an Granatsplittern, die er aus den Klonen rausgeholt hatte, einen Turm bauen zu können, der bis in die Stratosphäre hinaufreichte. Ganz zu schweigen davon, dass man den Turm mit ihrem Blut rot anmalen konnte.
Jos seufzte, als er sich auf den Weg zum Umkleideraum machte. Es war zu schade, dass er gerade keinen bamasischen Brotring zur Hand hatte, der ihm ein wenig Trost spendete...
Barriss war unterwegs zur Krankenabteilung, als sie an einem Soldaten vorbeikam, der im Gang draußen vor dem Haupt-OP stand. Er schien nichts anderes zu tun, als einfach dazustehen und die nackte Wand anzublicken.
Für das bloße Auge allein sahen sie alle gleich aus, doch für jemanden, der mit der Macht verbunden war, war dies nicht der Fall. Sie kannte diesen Klon. Er war ihr Patient gewesen.
Sie blieb stehen. »CT-neun-eins-vier«, sagte sie.
Er schaute sie an. »Ja?«
Sie konnte die Frage fühlen, die ihm in den Sinn kam, und sie lächelte. »Ihr seht vielleicht alle gleich aus, aber ihr seid nicht alle gleich. Eure Erfahrungen prägen euch ebenso wie eure Herkunft. Das entgeht der Macht nicht.«
Er nickte. Sie musterte ihn. »Sie haben keine Probleme mit Ihrem Blutdruck«, sagte sie, und das war keine Frage - sie wusste, dass dem so war.
»Nein. Ich fühle mich gut... körperlich.«
»Und warum sind Sie dann hier?«
Sie fühlte eher, als dass sie sah, wie Jos Vondar hinter ihr aus dem OP kam, war sich darüber im Klaren, dass er zuhörte.
»Ich habe gestern dabei geholfen, einen anderen Truppler hierherzutransportieren. CT-neun-eins-fünf.«
»Aha, und wie macht er sich?«
»Das weiß ich nicht. Er wird noch operiert.«
Jos kam zu ihnen herüber. »Neun-eins-fünf? Er, ähm, hat's nicht geschafft.«
Die Woge der Trauer, die von CT-914 ausging und über Barriss hinwegspülte, war plötzlich und stark. Doch wenn man sein Gesicht betrachtete, war kaum zu erkennen, dass er diese tiefsitzende, emotionale Seite besaß. Er sagte: »Beklagenswert. Er war ...« Er zögerte, bloß einen oder zwei Herzschläge lang. »... ein guter Soldat. Der Verlust von jemandem, der so gut ausgebildet war, ist... bedauerlich.«
Barriss bemerkte, dass Jos selbst ohne die Macht entweder im Tonfall von CT-914S Stimme oder in seiner Körpersprache, so subtil beides auch sein mochte, irgendetwas ausmachte. Er sagte: »Sie kannten ihn?«
»Er wurde unmittelbar nach mir in Dienst gestellt. Wir wurden zusammen ausgebildet, wir wurden zusammen hierher versetzt, wir gehörten zur selben Kohorte.« CT-914 zögerte erneut. »Er ... Ich habe ihn als meinen Bruder betrachtet.«
Jos runzelte die Stirn. »In gewisser Weise seid ihr alle Brüder.«
»Stimmt.« Der Klonkrieger nahm Haltung an. »Vielen Dank für Ihre Bemühungen, ihn zu retten, Doktor! Ich kehre jetzt zu meiner Einheit zurück.«
Er wandte sich um und marschierte mit ausladenden Schritten davon. Barriss und Jos sahen zu, wie er davonging. »Wenn ich es nicht besser wüsste«, meinte Jos, »würde ich sagen, dass er aufgewühlt war.«
»Und wie kommt es, dass Sie das besser wissen? Wären Sie etwa nicht aufgewühlt, wenn es Ihr Bruder gewesen wäre?«
Halb rechnete sie damit, dass er darauf mit einer Witzelei antworten würde - das war unter Umständen wie diesen seine Standardreaktion. Allerdings tat er das nicht. Stattdessen runzelte er die Stirn. »Er ist ein Klon, Barriss. Diese Art von Gefühlen wurde ihnen weggezüchtet.«
»Wer hat Ihnen denn das
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