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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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Ersatzteile bitten, schicken wir ihnen welche, aber dafür sind sie selbst verantwortlich. Das lass mal deine Sorge nicht sein. Du verkaufst ihnen das Zeug, Trev, und ich bin glücklich.«
    »Wir bekommen nicht viele Anfragen für Ersatzteile, oder? Man möchte doch annehmen, dass die Geräte hin und wieder kaputtgehen.«
    »Da müsstest du dich bei der Teilefertigung erkundigen.«
    Trevor nickte bedächtig. »Nun denn, danke.« Er stand auf und wollte wieder gehen, aber Andy bedeutete ihm, noch einmal Platz zu nehmen.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Andy verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist in der letzten Zeit viel unterwegs gewesen. Mir ist aufgefallen, dass du... abgelenkt bist.«
    »Es geht mir gut«, gab er zur Antwort.
    »Na ja, überleg doch mal, ein, zwei Wochen freizunehmen«, meinte Andy. »Unser bester Verkäufer muss fit sein.«
    Trevor fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und eilte über den Hof zur Abteilung für Teilefertigung und Kundendienst. Er erkannte den Mann am Schalter nicht, doch war der Name Sid auf dessen grünen Overall gestickt.
    » Trevor, Sie sieht man ja nicht allzu oft hier unten«, meinte Sid. »Was kann ich für Sie tun?«
    Trevor war erstaunt, dass Sid wusste, wie er hieß; er kam nur ganz selten in die Lagerhalle und erinnerte sich nicht, das Gesicht des Mannes bei Mitarbeitertreffen schon mal gesehen zu haben. »Bekommen wir von unseren Entwicklungshilfe-Kunden viele Anfragen wegen Ersatzteilen?«, fragte er.
    »Ganz selten.« Sid steckte seinen Bleistift hinter sein Ohr und sah Trevor neugierig an.
    »Man möchte aber doch annehmen, dass an den Maschinen hin und wieder mal was kaputtgeht.«
    »Möchte man annehmen. Aber entweder die Leutchen da drüben haben andere Quellen, um an Ersatzteile ranzukommen, oder aber unsere Traktoren gehen nie kaputt.«
    »Ist das nicht eher unwahrscheinlich? Wir haben in den letzten paar Jahren Hunderte von Traktoren ausgeliefert.«
    Sid zuckte mit den Achseln. »Vielleicht sind die nicht durchorganisiert. Sie kennen diese Länder doch besser als sonst einer.« Er stützte sich auf die Theke. »Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun?«
    »Eine Sache noch.« Trevor griff in die Tasche seiner Hose und zog einen Zettel heraus. »Hören Sie zu, ja?«
    Sid klopfte mit seinem Bleistift ungeduldig auf einen Zettelblock.
    »Ach, ist schon gut«, murmelte Trevor. »Danke.« Er steckte das Blatt Papier in die Hosentasche zurück und ging.

    15.März 1985
    Malindi, Kenia
    Lieber Trevor,
    an der Wand des Zuges, der von Nairobi zur Küste fährt, hängt ein Schild, auf dem es heißt: Keinem Geistesgestörten, gleichgültig, ob er von einer Aufsichtsperson begleitet wird oder nicht, ist es gestattet, mit diesem Zug zu fahren. Eine amtliche Verfügung der Kenya Railways Corporation. Sie haben mich mit dem Zug fahren lassen, mein lieber Junge. Sie dürfen also ganz beruhigt sein, dass ich nicht geistesgestört bin.
    Hier bin ich nun am Indischen Ozean. Meine Reiseführerin Rebecca hat das Foto mit einer Unterwasserkamera aufgenommen. Sie war einverstanden, die Jungs in ihrer Netztasche mitzunehmen. Wir haben sich er gestellt, dass sie wasserdicht verpackt waren, luftdicht verschlossen und schwimmfähig. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, sie an Land zurückzulassen.
    Das Wasser hier ist wie eine Badewanne, so ganz anders als der Ozean vor Victoria, wo ein Mensch innerhalb von fünf Minuten zum Eisberg erstarrt. Die Fische, die es hier am Riff gibt, haben bizarre Formen und erstaunliche Farben. Wenn man ganz still neben den Korallen im Wasser treibt, kann man hören, wie die Fische fressen.
    In der vergangenen Woche habe ich Lamu besucht, eine fast ausschließlich von Muslimen bewohnte Insel südlich der Grenze zum Sudan, einen romantischen Ort mit engen, sich windenden Straßen und wundervollen Fischgerichten. Die Kunstgewerbler von Lamu schnitzen hervorragende Türen und Möbel (siehe beiliegendes Foto). Meilenweit nichts als weiße Sandstrände und keine Menschen. Auf dem Weg zum Strand habe ich in einem Mangohain einen Friedhof gefunden. Muslime machen nicht viel Aufhebens um den Tod; der Leichnam wird in schlichte Tücher gewickelt, und es werden Gebete gesprochen.
    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der Indische Ozean nicht der rechte Ort für Donald ist. Ist dem Himmel zu ähnlich. Wissen Sie, Trevor, wenn ich über mein Leben mit Donald nachdenke, empfinde ich Scham. Weil ich zugelassen habe, in einer dermaßen schlechten Ehe zu

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