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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Korridore der Amtsräume durchwandern, wo der elektrische Strom verwaltet wird, musste an zahllose Türen klopfen und vor zahllosen Amtstischen ihren Text aufsagen, ehe es ihr gelang, die Regierung mit Hilfe eines ärztlichen Zeugnisses davon zu überzeugen, dass sie in jener schicksalsschweren Stunde nur deshalb elektrisch gekocht hatte, weil sie andernfalls gestorben wäre. Erst dann bekam sie ihren elektrischen Strom wieder zurückgeschaltet.
    Als sich herumsprach, dass die Verwendung verbotener Elektrizität eine bittstellerische Tätigkeit von mehreren Tagen nach sich zöge, bemächtigte sich der Hausfrauen große Erregung. Sie beriefen eine vertrauliche Sitzung ein und beschlossen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um einer Wiederholung des Falles Schapira vorzubeugen. Die Kinder aller in Betracht kommenden Häuser wurden angewiesen, beim Herannahen eines in Khaki gekleideten Fremden sofort und in voller Stärke das Fliegeralarm-Signal nachzuahmen. Ihnen machte es Spaß, und die Mütter waren gewarnt.
    Die junge Bürgerwehr bezog Stellung und passte scharf auf. Dennoch gelang es der Exekutive, hindurchzuschlüpfen, allerdings nur dank einer Kriegslist: Ein Zittergreis in schwarzem Anzug passierte die gestaffelten Abwehrformationen, richtete sich vor dem Haus Nr. 5 zu voller Größe auf und nahm, wie Augenzeugen berichteten, drei Stufen auf einmal.
    Zu spät wurden die Verteidiger gewahr, dass man sie getäuscht hatte. Zu spät brachen sie in ihr lautstarkes Warnsignal aus. Frau Bajit, eine Bewohnerin des Hauses Nr. 5, fiel dem tückischen Vorgehen der Regierung zum Opfer. Sie brauchte vier Tage und drei Nächte, ehe sie nachweisen konnte, dass nicht sie, sondern ihre Schwägerin, die sich im Besitz der belgischen Staatsbürgerschaft und folglich in Unkenntnis der israelischen Elektrizitätsvorschriften befand, vom Strom widerrechtlich Gebrauch gemacht hatte. Auf Grund einer Bescheinigung des belgischen Generalkonsulats nahm man von einer Geldstrafe Abstand und schaltete den Strom wieder ein. Dieser zweite Überfall hatte den Hausfrauen die ganze Schwere der Situation vor Augen geführt. Den Jungbrigaden wurden neue Anweisungen erteilt. Sie sollten fortan beim Auftauchen jeder fremden Gestalt zwischen acht und fünfzig Jahren, ungeachtet ihrer Kleidung, sofort Signal geben. Um den Feind zu verwirren, wurde auch das Signal gewechselt, und zwar vom Fliegeralarm zu unserer Nationalhymne.
    Die Regierung überlistete uns abermals.
    Gegen Ende der Woche drang eine brillentragende Weibsperson in die Befestigungsanlagen ein, nahm Richtung auf das Haus Nr. 4, warf einen kurzen Blick auf den Stromzähler und stürmte in die Wohnung des Ehepaares Malensky.
    Diesmal lag der Fall für die Exekutive nicht ganz so günstig. Frau Malensky hatte zwar elektrisch gekocht, aber sie verwendete dazu ein umgekehrtes Bügeleisen und verwies die Geheimagentin auf den im Amtsblatt erschienenen Regierungserlass, demzufolge das Bügeln bis neunzehn Uhr gestattet war.
    Dennoch belegte man unsere Nachbarin mit einer eintägigen Bittstellerei und mit dem ausdrücklichen Verbot, ihre Kochgeräte zu bügeln.
    Am folgenden Sonntag errang die Regierung einen durchschlagenden Erfolg.
    Gegen zehn Uhr vormittags stimmten die Kinder plötzlich die Nationalhymne an, die Hausfrauen traten prompt in Aktion, zogen sämtliche Stecker aus den Kontakten und verbargen die elektrischen Kochplatten in verschiedenen Winkeln ihrer Wohnungen. Dann stellten sie die Töpfe und Pfannen auf den Gasherd und begannen ihrerseits zu singen.
    Der Spion hatte sich die Wohnung von Frau Kalanijot in Nr. 7 ausgesucht, schnupperte ein wenig umher und war alsbald der brennenden Matratze im Schlafzimmer auf die Spur gekommen.
    Frau Kalanijot wurde zu einer vollen Woche Bittstellerei verurteilt.
    Und dann gerieten wir selbst in den Würgegriff des Schicksals.
    Ich hatte immer geahnt, dass auch uns einmal die Stunde schlagen würde. Jetzt war es soweit. Wir saßen gerade beim Mittagessen, die beste Ehefrau von allen und ich, auf der elektrischen Herdplatte brutzelte es lustig - als plötzlich, mitten im besten Schmaus, dicht unter unserem Fenster die feierliche Weise der Nationalhymne erklang.
    Wie sich nachher herausstellte, hatte der Elektrizitäts- Spion die Reihen unserer Verteidiger in der Verkleidung eines Postboten durchbrochen und sich direkt in unser Haus eingeschlichen. Dem aufgeweckten Söhnchen der Familie Malensky war es jedoch nicht entgangen, dass der vorgebliche

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