Mein Geliebter aus den Highlands
Erinnerung an den quälenden Schmerz, den sie empfunden hatte, als sie geglaubt hatte, er sei mit einer anderen Frau verlobt, machte sie sehr vorsichtig. Außerdem hatte sie ihm wahrscheinlich noch nicht voll und ganz verziehen, zumindest nicht so weit, um ihm wieder zu vertrauen.
»Wie geht es dir heute Morgen?«, fragte Fiona.
»Ganz gut.« Alana setzte sich auf den Stuhl neben dem Feuer. »Heute früh beim Aufstehen hat mir nichts mehr wehgetan.«
Das stimmt allerdings nicht ganz, dachte Alana schuldbewusst. Ihre Verletzungen waren tatsächlich gut verheilt, aber sie hatte Mühe gehabt, rasch genug einen Eimer zu finden, in den sie sich übergeben konnte.
Fiona setzte sich ihr gegenüber hin und beobachtete sie so scharf, dass Alana unruhig herumzurutschen begann. Die Stimme der Vernunft sagte ihr, dass Fiona unmöglich wissen konnte, was sie jetzt quälte. Doch unter Fionas durchdringendem Blick hatte sie den Eindruck, die Wahrheit sei ihr auf die Stirn geschrieben.
»Gut. Dann kannst du ja vielleicht aufhören, mit Gregor deine Spielchen zu treiben, und beschließen, was du nun tun willst«, meinte Fiona. »Findest du nicht, dass du ihn lange genug hast zappeln lassen?«
»Das tue ich doch gar nicht!«, widersprach Alana empört.
»Ach so? Du hast dir angehört, was er zu sagen hatte, und du bist in Scarglas geblieben. Wir beide wissen sehr wohl, dass du seit einer Woche, wenn nicht schon länger, wieder gesund genug bist, um zu deiner Schwester zu reisen. Als du geblieben bist, dachte ich, du hättest ihm verziehen.«
Alana verzog das Gesicht. »Das dachte ich eigentlich auch. Aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Ich glaube, er will dich heiraten.«
»Das glaube ich auch, obwohl er es noch nicht so klar ausgedrückt hat. Auch ich will ihn heiraten, und deshalb begreife ich es selbst nicht, warum ich die Gelegenheit jetzt nicht beim Schopf packe. Natürlich gibt es immer noch einiges, was er nicht gesagt hat, aber darüber habe ich mir früher auch nicht den Kopf zerbrochen.«
»Es ist eine Frage des Vertrauens, oder?«, fragte Fiona leise. »Er hat dein Vertrauen verspielt.«
»Aye, vermutlich ist es so. Ich fühle mich zu ihm hingezogen, doch dann halte ich inne und ziehe mich wieder zurück. Oh, es tat so weh, Fiona. Es hat wie Feuer gebrannt, als ich Mavis’ Vater sagen hörte, dass Gregor mit ihr verlobt sei, und merkte, dass er mich angelogen hat, vielleicht sogar nur benutzt hat, auf alle Fälle jedoch an der Nase herumgeführt hat. Ich glaube, ich habe Angst, dass er mir noch einmal so wehtut, und ich bin zu feige, um das zu riskieren.«
Fiona nickte. »Das kann ich verstehen, und vermutlich kann Gregor das auch. Aber Alana, wie kann er sich denn in deinen Augen beweisen? Das geht nicht so einfach. Er kann dir nur sagen, was er warum getan hat, und das hat er bereits. Uns Frauen mag so etwas wie eine typisch männliche Torheit erscheinen, aber das heißt nicht, dass alles gelogen war. Er kann dir schwören, dass er dich nie mehr anlügen wird, aber das musst du ihm dann auch glauben. Sonst hat es keinen Zweck. Egal, wie man die Sache betrachtet, es läuft alles darauf hinaus, dass du ihm verzeihen und wieder vertrauen musst. Das ist ein Risiko, und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man manchmal an seinem eigenen Urteil zweifelt. Aber ich glaube, in der Liebe muss man einfach Risiken eingehen. Und du liebst ihn doch noch, oder?«
Alana lächelte matt. »Aye, das tue ich. Aber auch das macht mir Angst. Siehst du – ich bin ein Feigling.«
»Nay. Immerhin bist du noch hier. Ein richtiger Feigling wäre schon längst auf und davon. Ein Teil von dir möchte ihm eine Chance geben, und ich glaube, du solltest es tun. Allerdings solltest du ihn nicht um unmögliche Versprechen bitten.«
»Um welche denn?«
»Etwa, dass er nie mehr ein Geheimnis vor dir haben soll. So ein Versprechen wäre bald gebrochen, und dann denkst du wieder, dass du ihm nicht vertrauen kannst. Oder er wird so erpicht darauf sein, dieses Versprechen zu halten, dass er dir, um ganz sicher zu gehen, alles Mögliche erzählt, was du gar nicht hören willst.«
Alana starrte Fiona wortlos an, während sie darüber nachdachte, dann fing sie an zu lachen. »Aye, das wäre wirklich schrecklich.« Doch gleich darauf wurde sie wieder ernst. »Nun, ich muss mich wohl bald entscheiden, schon allein deshalb, um diesen Kämpfen ein Ende zu setzen. Diese MacFingals sind eine wilde Bande.«
»Stimmt. Warte nur,
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