Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)
beim Hereinkommen gar nicht bemerkt.
Macht mit beim Wettbewerb um den besten Fitnessklub Nordrhein-Westfalens. Gebt eure Stimme eurem »Planet of Fitness« und helft uns, die 20 000 Euro Preisgeld zu gewinnen – das wird eure neue Indoor-Kletterwand!
Darunter stand die Adresse einer Webseite und dann noch dieses komische kleine blaue F und daneben: Planet of Fitness – Besucht uns auf Facebook!
»Sauerei«, beschwerte sich Biggi neben Wanda. »So ein unverschämtes Pack. Aber dem hab ich’s gezeigt. Jetzt hat er ein Mitglied weniger. Ha!« Sie schwenkte ihren Auflösungsvertrag wie eine Siegesfahne.
Wanda nahm ihr das Blatt ab. »Biggi, guck doch mal, da steht was von einem Wettbewerb. Mit Preisgeld. Weißt du, was ich gerade denke? Ich finde, das wäre was für …«
Biggi schnaufte amüsiert. »Das Fitnessstudio von Stefan?«
Wanda nickte. »Genau.«
»Na ja.« Biggi verzog mitleidig den Mund und drückte die Tür auf. »Wanda, ich weiß, ich habe vor dem Blödmann dort ein bisschen auf den Putz gehauen mit deinem Herkule s, aber mal ehrlich, das ist doch die totale Bruchbude. Damit hast du keine Chance.«
Draußen nieselte es jetzt. Wanda holte ihren Schirm heraus. »Ich weiß. Aber das kann man ja ändern. Ich wollte ja sowieso neue Kundschaft da reinholen, warum nicht das eine mit dem anderen verbinden? Mitmachen kostet doch nichts!«
»Na, wenn du meinst. Ich bin ja jetzt klublos und muss allein deshalb im Herkules trainieren. Und ich habe gewisse Standards, meine Gute. Da musst du dein Herkules sowieso ein bisschen aufpeppen.« Sie holte ebenfalls ihren Schirm heraus. »Und ich muss dringend Sport machen. Ich muss wenigstens noch ein Kilo abnehmen. Auch wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Wir treffen uns.«
Wanda wusste sofort, wen Biggi meinte. »Ehrlich? Wann?«
»In drei Tagen.« Biggi knetete nervös an dem Tuch herum, das sie sich um den Hals geschlungen hatte. »Morgen gehe ich zum Friseur. Auch wenn es wahrscheinlich nichts nützt.«
»Jetzt hör aber auf, Biggi. Bis übermorgen nimmst du sowieso nicht mehr ab. Und du triffst Benno, dem du beim Tanzstundenball auf die Schuhe gebrochen hast, der ist schon einiges von dir gewohnt!«
Damit hatte Wanda nun doch ein kleines Lächeln auf Biggis Gesicht gezaubert.
»Das wird toll mit Benno, wirst schon sehen. Los, komm, du Frau mit hohen Standards.« Wanda knuffte Biggi leicht, dann fiel ihr plötzlich noch etwas anderes ein. »Aber sag mal – bist du eigentlich mit deinen hohen Standards auch bei Facebook?«
»Was? Nein, natürlich nicht. Was soll ich denn da?«
Wanda zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht so genau, was man da soll und macht. Aber eins weiß ich – wenn die da drin das für ihren Snobklub haben, dann brauchen wir das auch!«
11 Otto gefällt das
Sonntag. Ein Tag, den Wanda in den letzten Jahren mit Ausschlafen, gemütlichem Frühstück, einer kleinen Wanderung oder auch einfach nur mit Lesen oder Fernsehen zelebriert hatte. Heute jedoch war sie bereits seit 6.00 Uhr auf den Beinen. Nach einer kurzen Vorgarteninspektion – kein Hund zu sehen – war sie schnurstracks zum Herkules gelaufen und hatte dort ein großes »Heute geschlossen, morgen sind wir wieder für euch da«-Schild an das Fenster geklebt. Nach den Ereignissen auf dem Planeten des Irrsinns hatte Wanda kurzerhand beschlossen, von jetzt an alle im Fitnessstudio zu duzen. Offenbar war das so üblich, und sie war die Letzte, die sich dem Fortschritt in den Weg stellen wollte. Ganz im Gegenteil. Schon bald würde auch das Herkules bei Facebook sein. Und auch sonst sollte sich viel ändern.
Wanda schaute sich um. Überall hingen diese unerträglichen Bilder von posierenden Muskelprotzen. Am scheußlichsten war die Statue in der Ecke – ein pummeliger Herkules in Gold, made in China, mit einer Art Baseballschläger in der Hand, glasigen, in die Ferne gerichteten Augen und … na ja. Irgendein Witzbold hatte ihm das Einwickelpapier eines Triple-Power-Sensation-Bars über den Penis gestülpt. Und es gab keine einzige Blume hier, nichts Frisches, nichts Grünes. Das musste anders werden. Das würde anders werden, denn sie war jetzt der Chef.
Es klopfte an der Tür. Wanda drehte sich um.
»Huhu, ich bin’s.« Mariannes brauner Dutt wackelte vor der Glasscheibe auf und ab. Sie schwenkte einen Eimer, in dem sich mehrere Flaschen Putzmittel befanden.
Wanda machte auf. »Danke, dass du gekommen bist, Marianne. Das hilft mir
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