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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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dreinzublicken.
    Inzwischen aber bekam der Bäschteli Angst um sein Messerchen, und wie der Eduard noch immer nicht ans Aufhören dachte, fragte ihn der Bäschteli voller Furcht, ob er das Messerchen nicht behalten könnte, wenn er sich verpflichte, den Rest des Blattes selber fertigzuschiggen.
    Der Eduard, innerlich schon leicht aus dem Gleichgewicht geraten, willigte erstaunlich schnell ein, und nun kaute der Bäschteli mit gräulichen Grimassen und mit Tränen in den Augenwinkeln das Blatt zu Ende, und dann waren sie quitt.
    Aber beide waren hernach sehr still. Sie legten sich der Länge nach hin, und dann verschwanden sie selbander im Gebüsch, und wir mussten sie zu den Zelten führen, um sie die halbe Nacht zu pflegen.
    Also, ohne Aschi und mit einem halbbatzigen Eduard fing der entscheidungsschwere Match an. Unsere einzige Hoffnung war der Sikki.
    Das ist nicht selbstverständlich. Denn so fleissig er im Sturm ist, so faul ist er im Alltagsleben. Nur so ein ganz kleines Beispiel:
    Bei ihm zu Hause haben sie einen relativ grossen Garten, und dem Sikki liegt es im Frühjahr ob, ihn umzustechen, weil sein Vater noch mehr an Faulheit leidet. Die Zeit des Umstechens ist für Sikki eine Zeit der Qual. Bloss ein einziges Mal hat er seine Pflicht voll und ganz getan, damals nämlich, als ihm sein Onkel zwei römische Münzen aus Paris heimbrachte. Was macht der Sikki?
    Die eine dieser Münzen vergräbt er im Kohlrabenbeet, die andere legt er zwei Nächte in Regenwasser und beklebt sie hernach mit Dreck, kommt mit ihr in die
    Schule und sagt dem Geschichtslehrer, er habe sie im Garten gefunden.
    Dieser Lehrer macht grosse Augen, eilt am Nachmittag ins Museum, bespricht sich mit dem Direktor, und anderntags haben Sikkis Eltern einen Besuch der Museumskommission: Man habe also bei ihnen im Garten römische Münzen gefunden, und man erlaube sich die höfliche Anfrage, ob Sikkis Eltern einem freiwilligen Stab von Studenten die Erlaubnis erteilten, im Garten nachzugraben. Erstens seien die Münzen höchst selten: Wie man herausgefunden habe, stammen sie aus der französischen Provinz, und hierzulande habe man solches noch nie gefunden, und zweitens habe man schon lange vermutet, in dieser Gegend liege eine antike Begräbnisstätte.
    Herr und Frau Sikki sahen sich in Gedanken schon mit einem Tonkrug voller Münzen als lächelnde Grundstückbesitzer in Ringiers Unterhaltungsblättern abgebildet mit der Überschrift: «Glück im Gemüsegarten» und gaben die Erlaubnis frohen Sinnes.
    Drei Tage lang stachen zwölf Studenten den Garten um, aber das einzige, was sie fanden, war Sikkis zweite Münze.
    War der Erfolg auch unter den Erwartungen des Museums geblieben, so hatte er die Erwartungen des Sikki übertroffen, denn der Garten war umgestochen und aufs beste gepflegt.
    So einer war also unser Links-Aussen. Was er im Alltag vermissen liess, das offenbarte er, wenn er am Ball war: Ein hervorragender Stürmer. Drum waren wir nicht ohne alle Hoffnung in den Match gezogen.
    Der Match hatte begonnen.
    Aber es wurde kein rechter Match, denn ein paar Sekunden nach dem Anstoss lag der Wrigley auf dem Bauch, und der Hänneli, der feindliche Torwart, sein innigster Gegner, hatte ihm ein Gohl gemacht.
    Der Wrigley protestierte: Ein Torwart dürfe nicht so weit aus dem Kasten heraus! Das sei Faul, und das Gohl gelte nicht.
    Aber die Referie blieb fest, worauf der Wrigley schrie, die Referie sei bestochen, und das Ganze sei eine abgekartete Sache zwischen dem Hänneli und dem Tutti, welcher Schiedsrichter markierte.
    Der Wrigley wütete und wallte, gab dem Hänneli einen Fusstritt, rannte davon, der Hänneli hinter ihm her, und aus lauter Zorn und Angst kletterte er auf eine Birke.



DAS KÖFFERCHEN

    Wer das letzte Kapitel aufmerksam gelesen hat, der wird sich erinnern, dass der Wrigley nach dem Match auf eine Birke stieg.
    Dort oben, so brüllte er herunter, werde er bleiben, bis die Referie das Tor annulliere, aber das fiel dem Tutti nicht ein.
    Der Hänneli aber stand unter dem Baum, machte faule Witze und redete dauernd davon, dass die Affen steigen und die Frösche, wenn das Wetter ändert. Der Wrigley im Geäst zischte wie eine Schlange, aber herunter kam er nicht.
    Zuerst lachten wir und glaubten, es handle sich hier nur um einen kleinen Zwischenfall. Das glaubte auch der Hänneli, welcher unten stand und Wache hielt und beteuerte, er dürste nach Rache für den Fusstritt: Er werde ein Pflaster auf die Beule legen, und das beste

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