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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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hatten, jettete ich, Grabowski tausend Tode an den Hals wünschend, zum Bulderner Einkaufstempel. Um meine schlechte Laune richtig auszukosten, stellte ich mir vor, wie ich nachher in die nach Fäkalien stinkende Nannen-Villa zurückkehrte.
    Beim lokalen Lebensmitteldistributeur begrüßte mich der Besitzer Clemens Gahlen, ein Münsterländer in zehnter Generation, der mit Einheimischen einen Dialekt zu sprechen pflegte, von dem ich nur Bruchteile verstand. Mit mir parlierte er Hochdeutsch, allerdings mit einem Unterton, als ob es eine große Gnade für mich wäre: »Is wohl der Vorrat an Tiefkühlpizzen zur Neige gegangen, wat?«
    »Ohne mich würde der Umsatz bei deiner Apotheke um die Hälfte sinken, ein wenig Demut wäre also angebracht«, blieb ich keine Antwort schuldig und machte mich auf die Suche nach den Babyartikeln. Dabei drang ich in Bereiche des Supermarktes vor, von denen ich bisher noch nicht einmal geahnt hatte, dass sie existierten.
    Wenig später stapelten sich ein Wochenvorrat Billigwindeln, ein Dutzend Möhren- und Apfelmusgläschen sowie zwei Nuckelfläschchen und einige Packungen Milch im Einkaufswagen. Als ich gerade mit einigen Kindertees liebäugelte, legte sich eine Hand auf meine Schulter.
    »Dieter, dich habe ich ja seit Tagen nicht gesehen.«
    Karin Schumann. Sie sah wie immer bezaubernd aus, wenn sie ihre rabenschwarzen Haare offen trug. Allerdings bezog sich dieses Lob nur auf ihre körperlichen Reize. Der beigefarbene peruanische Poncho aus dem Eine-Welt-Laden, die roten Wollstrumpfhosen und die aus der Altschuhsammlung entwendeten Mokassins beleidigten jegliches ästhetische Empfinden.
    »Schick siehst du aus«, nahm ich es mit der Wahrheit nicht so genau und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Danke«, lächelte sie geschmeichelt. »Was hast du da? Hoffentlich kein minderwertiges Fastfood?«, studierte sie den Inhalt des Einkaufswagens.
    »Was ist denn das?« Mit verwirrtem Gesichtsausdruck und spitzen Fingern holte sie ein Möhrengläschen aus dem Karren.
    »Peter ist zu Besuch und hilft mir bei einem Mordfall. Leider hat er seinen Sohn Kevin dabei, von dem ich bisher nicht mal wusste, obwohl er schon seit einem Jahr die Welt bevölkert. Und was soll ich dir sagen: Gurkennase hat natürlich nichts dabei, um ihn zu versorgen.«
    »Stimmt das? Vielleicht ist es ja auch dein Kind? Von deiner Ex?«, fragte sie argwöhnisch.
    Meine Ex, wie Karin sie bezeichnete, hieß Bettina. Wir waren sogar verlobt gewesen. Unsere Trennung war der Hauptgrund für meinen Umzug ins Münsterland gewesen. In unserer Beziehung waren kleine Unstimmigkeiten aufgetreten, und sie hatte völlig überreagiert: Knall auf Fall war ich aus der gemeinsamen Wohnung und der elterlichen Firma verbannt worden, in der ich einen lukrativen Posten bekleidet hatte. Vor einiger Zeit war sie nach einem Indien-Trip bei mir aufgetaucht, um die Beziehung wieder aufleben zu lassen. Vishnu sei Dank, hatte sie im Dorf Franz Spoden kennengelernt, einen Dichter, der ihre spirituelle Neuausrichtung teilte. Damit war Dieter wieder abgeschrieben.
    »Die ist doch mit ihrem Lover zu einem sibirischen Schamanen gereist, um den Weltfrieden herbeizumeditieren«, verbreitete ich den neuesten Dorfklatsch. »Wenn du mir misstraust, müssen wir wohl oder übel einen Vaterschaftstest durchführen lassen«, grinste ich gequält.
    »Schon gut, ich glaub dir ja, aber was du da eingekauft hast, ist völlig ungeeignet. Diese Gemüsegläschen sind das reinste Gift für ein Kleinkind. Ihr müsst ihm einen Brei mit biologisch angebauten geschroteten Körnern anrühren. Und wenn Fertignahrung, dann höchstens aus dem Reformhaus.«
    Eine Lehrstunde über Babynahrung hatte mir gerade noch gefehlt. Außerdem sprengten Reformhauseinkäufe mein Budget, und es war sicher, dass ich das Zeug bezahlen musste, denn in Gurkennases Portemonnaie fand man weniger Geld als Wasser in der Sahara.
    »Millionen anderer Kinder haben die Gläschenkost überlebt, also wird es so schlimm nicht sein«, bemühte ich die Statistik.
    »Mein lieber Dieter. Es geht nicht darum, dass Kevin überlebt. Insbesondere für einen Menschen, der am Anfang seiner Entwicklung steht, ist eine adäquate Ernährung das A und O«, ereiferte sich die Biobäuerin.
    »Weißt du was? Am besten komme ich heute Abend vorbei und kümmere mich um den Kleinen.«
    Phantastisch. Warum war ich nicht selbst auf die Idee gekommen?
    »Das passt mir gut. Grabowski muss eine verdächtige Person überwachen,

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