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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Überprüfung seines Gesundheitszustands wurde extrem erschwert, da Karin sich fest an mich schmiegte und mich offensichtlich nie mehr loslassen wollte.
    »Wirst du mich immer beschützen?«
    »Macht ja sonst keiner«, knurrte ich und drückte sie fest. »Komm, wir verkrümeln uns. Gleich dürfte es hier vor Bullen nur so wimmeln.«
    Kaum ausgesprochen, erschallten schon die wohlbekannten Fanfaren. Ich löste mich von der verängstigten Biobäuerin, sprintete in die Ecke und griff mir den kleinen Racker. Dann so schnell wir konnten zum Auto. Als wir an Reisinger vorbeikamen, wischte ich meinen Revolver am T-Shirt ab und drückte ihn in seine Flosse.
    Ohne Zwischenfälle erreichten wir meine Klapperkiste, und ich drückte auf die Tube, kaum dass wir eingestiegen waren. Karin hatte sich auf den Beifahrersitz geworfen und drückte Kevin fest an ihre Brust. Als wir mit dem Auto einen guten Kilometer gefahren waren, forderte mich die Frau an meiner Seite zum Anhalten auf.
    »Küss mich.« Was folgte, entschädigte für alle erlittenen Strapazen.
    Kurz vor dem Finale konnte ich aus den Augenwinkeln erkennen, wie drei Bullenschaukeln an uns vorbeijagten. Plötzlich bremste eine, fuhr rückwärts und kam neben uns zum Stehen. Als sich die Tür öffnete und eine Taschenlampe unsere Gesichter beleuchtete, fühlten wir uns wie Sechzehnjährige.
    »Das ist schon seltsam.« Reichert zwirbelte seinen Schnäuzer. »Immer, wenn was passiert, sind Sie in der Nähe.«
    »Was ist denn los?«
    »Haben Sie nichts von der Schießerei mitbekommen?« Er grinste anzüglich. »Aber der Herr Superschnüffler hatte Besseres zu tun. Blubbernde Hormone mit einer Asphaltschwalbe besänftigen, und dann auch noch mit einem Frischgeschlüpften als Zuschauer.«
    Ludger musste dringend an seiner Polizeipoesie arbeiten. Kaum hatte er fertig gesprochen, als Karins flache Hand schon in seinem Gesicht landete: »Wie nennen Sie mich, Sie wandelnder Minderwertigkeitskomplex? Mal schauen, was Ihr Boss dazu sagt, wenn er das nächste Mal Ziegenkäse kauft.«
    »Frau Schumann, entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie nicht erkannt«, stammelte der Cop mit hochrotem Kopf. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Die Biobäuerin war eine angesehene Unternehmerin, und neben anderen wichtigen Dorfpersönlichkeiten gehörte auch der hiesige Polizeichef zu ihren Kunden.
    »Sie haben nichts gesehen oder gehört?«, wandte der Bulle sich noch einmal an mich.
    »Muss ich mich wiederholen?«, gab ich mich betont unleidlich.
    »War nur ’ne Frage«, grummelte Schnauzbart. »Dann sehe ich jetzt nach, was die Kollegen herausgefunden haben. Einen angenehmen Abend noch.«
    »Einen Moment.« Ich fummelte drei Strafzettel aus der Mittelkonsole. »Wenn Sie diese Kleinigkeit bereinigen, vergessen wir die Beleidigung.«
    »Ich denk drüber nach.«
    »Lassen Sie das Denken sein, und tun Sie einfach, was Herr Nannen sagt.« Gut gemacht, Liebling.
    Wütend riss Reichert die Dokumente in Fetzen: »Zufrieden?«
    »Aus Ihnen wird noch was. Frohes Schaffen.«
    Ich startete den Motor und fuhr los. Während der Fahrt überredete mich Schumann, sie bei mir nächtigen zu lassen. Ihre Argumentation von wegen, sie könne nach dem Erlebten unmöglich allein sein, wurde von mir nicht hinterfragt, denn es gab Schlimmeres als eine Nacht mit der schönen Nachbarin.

12
    M ein Rücken schmerzte, als ich am nächsten Morgen gegen elf erwachte. Angesichts der Tatsache, dass ich die Nacht auf der Couch verbracht hatte, war das nicht weiter verwunderlich.
    Natürlich war aus der erhofften Entführungsbewältigungstherapie nichts geworden. Ich hatte Karin ins Bett gepackt, und als ich nach Katzenwäsche und Zahnhygiene ins Schlafzimmer zurückgekehrt war, hatte sie tief und fest geschlafen. Damit waren weitergehende Aktivitäten ausgeschlossen, und so hatte ich mich in mein Schicksal gefügt und mich gentlemanlike aufs Wohnzimmersofa verdrückt.
    Da ich keine Lust verspürte, ein Frühstück vorzubereiten, was durch den vollständigen Mangel an Essbarem im Hause Nannen — sah man von Babybrei und Pumpernickel ab — ohnehin unmöglich war, vergnügte ich mich mit Kaffee, Zigaretten und der Tageszeitung im Kaminsessel. Von den gestrigen Gewalttaten stand noch nichts drin. >Das nächste Mal unbedingt vor Redaktionsschluss Geiseln befreien<, schwor ich mir. Immer wieder hatte ich bei früheren Fällen die Zeitungen durchstöbert, um daraus nützliche Informationen zu ziehen, und ebenso häufig war ich

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