Mein Traummann die Zicke und ich
habe.
»Hilfe, ich sehe aus wie Marilyn, das muss ansteckend sein«, sage ich zu meinem Spiegelbild, aber die Wahrheit ist natürlich, dass ich es einfach toll hier finde, alle sind so nett zu mir, so lustig, so offenherzig und guten Willens, mich in die Familie zu integrieren, dass ich mich superwohl fühle. Wenn Pippa nicht ein solcher Wackelkandidat wäre, wäre einfach alles perfekt.
Wild entschlossen, mir von dem Gedanken an sie nicht die Laune verderben zu lassen, finde ich zurück in die Küche, wo die anderen bereits Schränke aufreißen, um Backformen, Messbecher und Rührgeräte herauszuholen.
Elspeth hat einen ziemlich beeindruckenden Vorratsschrank; offen gesagt ist ihr Vorratsschrank so groß wie meine gesamte Küche in London. Ein richtiger Kühlraum voller Regale mit allem, was man braucht: von Grundnahrungsmitteln bis zu exotischen Delikatessen.
»Ich achte darauf, dass er immer voll ist«, erklärt sie mir, während wir ihn durchforsten. »Für den Fall, dass wir hier einschneien.«
»Warum, passiert das häufiger?«
»Eigentlich jeden Winter. Ich weiß noch, wie wir unser erstes Weihnachten hier verbracht haben. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, und Aric, Sollie und ich mussten uns mindestens eine Woche lang von Dosenbohnen auf Toast ernähren. Sogar an Heiligabend haben wir die gegessen. Wenn die Straßen am zweiten Weihnachtstag nicht wieder frei gewesen wären, hätten wir Haggis und Sporran grillen müssen.«
»Haggis und Sporran?«
»Die beiden Cocker-Spaniel, die mit uns hier gelebt haben. Wir haben sie zusammen mit dem Haus übernommen, wovon wir erst nicht besonders begeistert waren, aber es ist erstaunlich, wie schnell die Hunde unsere Herzen erobert haben. Sol war untröstlich, als sie irgendwann gestorben sind, und wir haben es nicht über uns gebracht, uns einen neuen Hund zuzulegen, obwohl ein Haus wie dieses eigentlich Hunde braucht. Aber wir sind ja keine typischen Landbewohner, die auf die Jagd oder Angeln gehen würden …«
»Nein, ihr habt es mehr mit dem Trinken und Tanzen, richtig?«, kommt der Kommentar von Marilyn, die mit einer Weinflasche winkt, die sie gerade in einem der Regale ihrer Schwester gefunden hat.
»Erstens einmal«, sagt Elspeth mit Bestimmtheit und einem Kopfschütteln, nimmt Marilyn die Flasche aus der Hand und stellt sie zurück ins Regal, »ist dieser Wein nur zum Kochen gedacht, deshalb steht er ja auch hier, und zweitens muss Violet uns mittlerweile für die reinsten Alkoholiker halten, so viel wie wir getrunken haben, seit sie da ist.«
»Na, damit hätte sie ja auch vollkommen recht, und was hat es für einen Zweck, einem künftigen Familienmitglied etwas vorzumachen …«, verkündet Marilyn fröhlich, schnappt sich erneut die Flasche und läuft damit weg.
Zwei Minuten später höre ich aber, wie Wasser auf dem Herd kocht.
»Schokolade oder Früchte?«, fragt Elspeth, in der einen Hand Rosinen, in der anderen eine große Tafel dunkle Schokolade.
»Was ihr lieber habt.«
»Beides«, sagt Marilyn und steckt hoffnungsvoll den Kopf durch die Tür.
»Muss man Früchtekuchen nicht drei Monate oder so im Voraus
backen?«, fragt Fleur auf dem Weg in die Vorratskammer, wo sie sich ein paar eingelegte Kirschen aus einem Glas nimmt.
»Im Allgemeinen ist es schon besser, wenn der Kuchen ein bisschen durchziehen kann, aber ich habe ein sehr schönes Rezept für einen, den man sofort essen kann, also könnt ihr es euch wirklich aussuchen.«
»Es ist doch deine Verlobungsfeier, was möchtest du denn?«, fragt Elspeth.
»Beides«, grinse ich in Marilyns Richtung, die die Hände zusammenschlägt und ein tonloses »Ja« mit dem Mund formt.
»Doppelt hält besser. Das gefällt mir.«
Ich brauche nicht lange, um mir ein passendes Motiv auszudenken. Ich bin ein altmodisches Mädchen, und romantisch bin ich auch, also entscheide ich mich für eine dreistöckige Torte mit schneeweißer Glasur und pinkfarbenen Rosen darauf.
Das Einzige, was Elspeth nicht in ihrer Vorratskammer hat, sind Lebensmittelfarbe für die Zuckerrosen und genug Eier, also wird Fleur zum Tante-Emma-Laden der Ortschaft geschickt, um beides zu holen, während Misty, Elspeth und Marilyn alles Nötige mit mir aus der Speisekammer tragen und mit dem Abwiegen beginnen.
Schon diese einfache Tätigkeit begeistert sie.
»Wirst du auch deine eigene Hochzeitstorte backen?«, fragt Elspeth, die bei dem Gedanken an die Feierlichkeiten lächeln muss.
»Oh, das weiß ich noch nicht.
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