Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
mir bemerken?«, Dugald lachte.
Der Knappe errötete tief, und tat Arthur nun noch mehr leid. Der Junge würde noch viel leiden müssen, bis er lernte, seine Emotionen zu beherrschen. Dugald würde auf dieser Schwäche herumreiten, bis er sie ihm ausgetrieben hatte. Wie für ihren Vater war für ihn das Wichtigste, Krieger zu sein. Dies und die Mädchen.
Dugald mochte sich zuweilen als aufdringliches Großmaul gebärden, aber nicht ohne Grund. Wiewohl nicht ganz so groß wie Arthur, war sein Bruder kräftig gebaut und unbestritten ein gefürchteter Kämpfer. Er galt überdies als hübschester der sechs Brüder und schwelgte in dieser Rolle. »Ich war nicht der Meinung, sie würden mich anschauen«, sagte der Knappe, dessen gerötetes Gesicht zu seiner Haarfarbe passte. »Ich war nur neugierig, ob sie so schön sind, wie alle behaupten.«
»Wer?«, fragte Arthur.
»Ach du heilige Einfalt, kleiner Bruder.« Einen Augenblick lang sah Dugald aus, als wolle er auch Arthur handgreiflich maßregeln. Aber Arthur war kein grüner Junge mehr. Er würde zurückschlagen. Obwohl er seine Fähigkeiten gut tarnte – anfänglich aus Selbsterhaltungstrieb und nun, um keinen Anlass zu schaffen, sie gegen seine Landsleute einsetzen zu müssen –, fragte er sich, ob Dugald spürte, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen ihnen verschoben hatte, da er ihm jetzt nur einen kleinen Schubs versetzte. »Wo hast du nur gesteckt? In einer Höhle bei unserem Kapuzenkönig?« Dugalds lautes Lachen lenkte einige Blicke in ihre Richtung. »Lorns Töchter sollen erlesene Schönheiten sein – besonders die mittlere, die holde Lady Mary.«
Arthurs Neugierde regte sich keineswegs. Die Schilderungen der Schönheit edler Frauen waren oft übertrieben. Außerdem bezweifelte er, ob eine von ihnen der Gemahlin MacLeods das Wasser reichen konnte. Christina Fraser, der er nur ein Mal begegnet war, war für ihn die schönste Frau der Welt.
Ein anderes Gesicht blitzte kurz vor seinen Augen auf – ein eher liebreizendes als klassisch schönes –, ehe er es unwillig verdrängte. Sehr merkwürdig, dass ihm das Mädchen nicht aus dem Sinn gehen wollte, obwohl die nächtliche Begegnung unweit der Kirche über ein Jahr zurücklag. Der König war über das entgangene Geld außer sich geraten – umso mehr, als ihnen zu Ohren gekommen war, dass der Betrag doppelt so hoch war wie angenommen –, doch hatte er Verständnis für Arthurs Eingreifen gezeigt.
»Sie haben einen fatalen Makel«, sagte er mit Betonung.
Der Knappe sah verwirrt drein, Dugald aber begriff sofort. Sein Bruder machte ein langes Gesicht und kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Den ehrgeizigen Dugald mochte der Vorteil einer Allianz mit Ross und König Edward – und notwendigerweise mit den MacDougalls – gelockt haben, doch hasste er Lorn ebenso inbrünstig wie Arthur.
»Ja, du hast recht, Brüderchen.«
»Welchen Makel?«, wagte der Knappe zu fragen. Der Junge hat Mumm, dachte Arthur, der wusste, was nun kommen würde.
Dugald versetzte dem Jungen die nächste Ohrfeige.
»Hoffentlich Blindheit, falls eines der Mädchen dich wahrnimmt.«
Es verstrich noch eine, von lauten Prahlereien seines Bruders begleitete Stunde, ehe die Reihe an ihnen war. Schließlich folgte Arthur dem Beispiel seines Bruders und gelobte MacDougall Gefolgschaft. Als Oberhaupt der Familie, zumindest was England und den Earl of Ross betraf (seine drei älteren Brüder waren zu Rebellen erklärt worden), ergriff Dugald das Wort für sie alle. Alexander MacDougall übernahm die Formalitäten, doch spürte Arthur Lorns sofort erwachtes Interesse.
»Sir Dugald of Torsa …«, ließ Lorn sich nachdenklich vernehmen. »Einer von Colin Mors Söhnen«, sagte er dann und bedachte ihn mit einem langen, durchdringenden Blick. »Aber nicht der älteste.«
Sein aufbrausender, hitzköpfiger Bruder gab mit erstaunlichem Gleichmut zurück:
»Nein, Mylord. Meine ältesten drei Brüder kämpfen auf Seiten der Rebellen.« Wie Lorn sehr wohl wusste. »Wie Euer Onkel«, setzte Dugald mit der genau richtigen Prise Sarkasmus hinzu.
Lorns Mund wurde schmal. Die Erwähnung seines abtrünnigen Verwandten behagte ihm nicht.
»Ich kann mich an Euren Bruder Neil erinnern«, sagte er nun und blickte Dugald direkt in die Augen. »In der Schlacht von Red Ford hat er sich sehr wacker gehalten.«
Red Ford. Die Schlacht zwischen den MacDougalls und Campbells um ihren Landbesitz in Loch Awe. Der Kampf, in dessen Verlauf ihr
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