Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
niedrigen Erhebung sichtbar.
Ein paar Leute waren zu sehen, meist Frauen. Helle Laute trieben durch die Luft, Lachen und Geräusche spielender Kinder.
Er horchte auf, als ein Lied ertönte. Eine Frauenstimme. Seine Sinne summten, als wäre eine Biene an seinem Nacken vorbeigeschwirrt.
»Ist etwas?«
Der hinter ihm sitzende Klosterbruder hing so dicht an ihm, dass er seine Reaktion spürte. Arthur wartete. Sein Blick huschte vor und zurück, doch er konnte nichts Ungewöhnliches ausmachen oder den unverkennbaren Geruch der Gefahr spüren.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, nichts.«
Sie ritten auf den Kirchhof und zu dem kleinen Bau dahinter, der dem Priester als Behausung diente.
Bruder John hatte nicht gelogen. Bruder Rorys Eintopf war einer der besten, die Arthur je gekostet hatte. Nach zwei Schüsseln hätte er sich zu gern auf der Bank im Garten der Pfarrei ausgeruht und den frischen Sommernachmittag genossen, doch sie mussten rasch weiter.
Als er vom Tisch aufstehen wollte, vernahm er es wieder. Gesang. Diesmal lauter. Die süßen, schmelzenden Töne waren atemberaubend schön und erfüllten ihn mit jenem Gefühl der Ehrfurcht, das er beim Anblick eines Naturwunders empfand. Eines perfekten Sonnenuntergangs etwa. Oder Nebel über einem Gewässer in der Morgendämmerung.
»Wer ist das?«, fragte er fast ehrfürchtig.
Bruder Rory bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick, der Arthur aus seiner Benommenheit riss. Er hatte gesprochen, ohne zu überlegen und ohne zu bedenken, dass sein Gehör ungewöhnlich scharf war.
Der Mönch horchte angestrengt und merkte erst nach einer Weile, was er meinte.
»Ach, heute ist die Lady von der Burg zu Besuch. Sie muss Duncan vorsingen – seit seiner Rückkehr tut er nichts lieber, als der Lady zuzuhören, wenn sie singt.«
Arthur erstarrte. Seine Sinne summten nicht mehr, sie waren in Aufruhr. Das konnte nicht sein.
Bruder Rory, dem Arthurs Reaktion entging, fuhr fort:
»Alle freuen sich auf ihre Besuche. Sie bringt so viel Freude mit sich.« Er wölbte stolz die Brust. »Die Lady vergisst uns oder die Leute, die ihrem Großvater gedient haben, niemals.«
»Welche Lady?«, fragte Dugald.
»Lady Anna. Die jüngste Tochter des Lord of Lorn. Ein Engel, den uns der Himmel gesandt hat. Ja, das ist sie.«
Eher vom Teufel ausgesandt, um Arthur zu quälen.
Ein Blick in das Gesicht seines Bruders, und Dugald brach in lautes Lachen aus.
»Sieht aus, als hätte das Mädchen dich aufgespürt.«
Arthur war fassungslos. Sie konnte ihn doch nicht gefunden haben … oder doch? Die anderen Männer waren schon am Tag zuvor zurückgekehrt.
Er schüttelte es ab. Nein, unmöglich. Ein Zufall. Ein unglücklicher Zufall.
Bruder Rory schien durch Dugalds Scherz verwirrt.
»Die Lady kommt jeden zweiten Freitag. So verlässlich wie Nebel auf den Berggipfeln. Kennt Ihr sie?«
»Ein wenig«, sagte Arthur, ehe Dugald antworten konnte.
Nun hatte er es noch eiliger aufzubrechen und lief zu dem Pfosten im Garten, an dem er ihre Pferde angebunden hatte.
Leider wählte Lady Anna ausgerechnet diesen Moment, um aus dem kleinen Haus zu treten, dem ihr Besuch gegolten hatte.
Keine fünfzig Yards entfernt trat sie hinaus auf den Pfad, drehte sich dann um und winkte der Frau und den zwei kleinen Kindern zu, die in der Tür standen. Die Sonne ließ ihr Haar wie eine goldene Aura leuchten.
Arthur verspürte ein sonderbares Hüpfen in der Brust. Er hatte mehr an sie gedacht, als er sich eingestehen wollte, und er wollte verdammt sein, wenn ihr Anblick nicht bewirkte, dass er das Gefühl hatte, ein jähes Aufflammen von …
Zum Teufel. Es fühlte sich an wie Glück. Als würde sie ihm tatsächlich fehlen. Aber natürlich hatte sie ihm nicht gefehlt. Sie war für ihn ein Ärgernis. Ein anbetungswürdiges Ärgernis.
Ihr Blick wanderte in seine Richtung.
Er sah, wie sie stutzte, und wusste, dass sie ihn gesehen hatte. Aber sie tat, als wäre es nicht der Fall, drehte sich um und ging rasch den Pfad zum Wasser entlang.
Fort von ihm, treulich gefolgt von ihrem Beschützer.
Arthur furchte die Stirn. Nicht weil sie ihn einfach ignoriert hatte, wie er sich selbst beruhigte. Nein, wegen ihres Beschützers. Ihres einzelnen Beschützers.
Ehe er sich anders besinnen konnte, rief er:
»Lady Anna!«
Von weitem sah er, dass sie ihre Schultern zu den Ohren hochzog. Warum diese Bewegung ihn ärgerte, wusste er nicht, doch es war so.
Seinen grinsenden Bruder, diesen Narren, ignorierend, band er sein Pferd
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