Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
sie überhaupt ein Gewissen besaß, musste sie ihn aus seiner Not erlösen und ihm sagen, was er hören wollte. Aber dann wäre sie dazu verdammt, die nächsten fünfzig Jahre mit einem Mann verheiratet zu sein, der glaubte, er könne seinen Willen durchsetzen, indem er sie mit Sex verführte, der ihr schier den Verstand raubte. Das war nicht das Fundament, das sie sich für ihre Ehe wünschte, und es war entschieden nicht sinnvoll, einen Präzedenzfall dieser Art zu schaffen. Alex konnte sie nicht einfach irgendwohin verfrachten und sie so weit bringen, dass die Deckenbalken unter ihren Lustschreien erbebten, nur weil er etwas erreichen wollte. Versuchen würde er es sicher, dachte sie mit schiefem Lächeln, da der Apfel offensichtlich nicht weit vom Stamm seines trickreichen Daddys gefallen war.
Als Sarah aufstand, protestierte ihr Knie, aber nicht genug, um sie länger zur Invalidin zu machen. Nun ja, bis auf ihre momentane Blindheit. Wie dumm sie doch gewesen war, sich diesen dämlichen Augensonnenbrand zuzuziehen. Sie hatte die Warnung auf der Verpackung der Birne gelesen, doch war die Birne nicht heiß und auch gar nicht so grell gewesen, als sie sich über sie gebeugt hatte, um festzustellen, ob sie nach Ozon roch. Sonnenbrand auf den Augen – wer dachte schon an so was?
Sarah schlurfte zur Rezeptionstheke, wühlte blindlings in der Proviantkiste herum und stieß auf etwas, das sie als eine Packung Cracker zu erkennen glaubte. Sie fand auch etwas, das sich wie Schokolade anfühlte, und machte sich hungrig über die Süßigkeiten her.
»Ethan kommt uns mit dem Schneemobil abholen«, berichtete Alex, als er zehn Minuten später wieder das Haus betrat. »Wenn du willst, kann ich ihn zurückrufen und ihm sagen, dass wir bis morgen abwarten wollen. Heute bauen sie den Motor aus meinem kaputten Auto in einen der Pick-ups ein, und dein Geländewagen kann zumindest so weit repariert werden, dass man mit ihm fahren …« Er blieb vor ihr stehen. »Was naschst du denn da?«
»Frühstück«, sagte sie und wischte sich die Schokolade vom Kinn, dann leckte sie ihre Finger ab. »So sehr ich diesen kleinen Urlaub genieße, aber ich würde verhungern, wenn wir noch einen Tag länger blieben.« Sie sah ihn nachdenklich an – zumindest empfand Alex ihren Blick so, auch wenn er ihre Augen nicht sehen konnte. »Es sei denn, du bist Davy Crockett und erlegst für uns einen Bären als Braten.«
Alex nahm ihr den Rest des Schokoriegels aus der klebrigen Hand. »Es war Daniel Boone, der den Bären geschossen hat, und nicht Davy Crockett. Außerdem ist Bärenfleisch zäh und mieft.«
»Wie auch immer«, murmelte sie und kramte in der Proviantkiste, bis sie die Packung Cracker fand. »Ich brauche nur etwas Essbares. Wer hat eigentlich für euch gekocht, bevor ich gekommen bin?«
»In den Zeiten zwischen den Haushälterinnen? Nun, derjenige, der am hungrigsten oder am wenigsten müde war.« Er entriss ihr die Packung Cracker, dann umfasste er ihr Gesicht und küsste einen Schokofleck auf ihrem Kinn. »Du hast mein Ego wieder beschädigt«, flüsterte er und ließ seine Lippen über ihren Mund gleiten. »Zwei Tage lang habe ich mir für dich die Seele aus dem Leib gekocht.«
»Mein armer Junge«, flötete sie und ließ einen beruhigenden mütterlichen Kuss folgen. Sie tätschelte seine Wange. »Na, schon besser?«
»Keineswegs.« Er nahm sie in die Arme und küsste sie. »Verdammt, Ethan wird in zwanzig Minuten da sein«, sagte er, als er die Kraft gefunden hatte, sich von ihrem üppigen Mund zu lösen.
»Dein Wortschatz wird sehr begrenzt, wenn du … wenn du …«
»Wenn ich scharf werde?«, beendete er den Satz für sie, bevor er sie wieder küsste und diesmal erst nach mindestens fünf Minuten eine Atempause einlegte. Und dann auch nur, um zu sagen: »Du machst mich aber auch scharf, Sonnenschein.«
Kaum hatte er sie hingesetzt, als sie sich wegrollte und auf die Beine rappelte, um nach dem Sessel zu tasten und diesen zwischen sich und ihn zu schieben. »Ich möchte nicht, dass Ethan hereinkommt und wir uns auf dem Boden wälzen«, erklärte sie ein wenig abgehackt. Sie atmete tief durch und strich die Vorderseite ihres mit Schokolade befleckten Sweatshirts glatt. »Ich bin noch nie mit einem Schneemobil gefahren.« Ihre Stimme war noch immer unsicher, als sie den Kopf hin und her schüttelte, als müsse sie Klarheit in ihn bringen. »Und dass ich beim ersten Mal blind bin, damit hätte ich nie
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