Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
kann mir helfen.«
»Nach der Schule. Ich kann dich nicht den ganzen Tag allein im Haus lassen, wenn du nicht mal sehen kannst.«
»Ich werde viel schlafen.«
»Und wenn du auf die Toilette musst?«
»Dann kann ich vom Bett ins Bad humpeln.«
»Und wenn jemand kommt?«
»Man wird glauben, dass niemand zu Hause ist.«
»Und wenn es der Einbrecher ist, der meine Karte geklaut hat?«
Sarah drehte mit einem Ruck den Kopf zu ihm um. »Wie kommst du darauf, dass jemand ins Haus eingebrochen sein könnte?«
»Du hast gesagt, du hättest die Männer auf dem Pfad, der zum Haus führt, aus dem Wald kommen sehen und sie hätten eine Karte zusammengefaltet«, erklärte er. »Das war ungefähr zu der Zeit, als ich meine Karte vermisste.«
»Aber es war keiner deiner weißen Lagepläne, sondern eine richtige Landkarte.«
»Ich weiß, dass du damals total durcheinander warst, als wir nach Hause kamen, aber ist dir am Abend oder am nächsten Tag irgendetwas Ungewöhnliches im Haus aufgefallen?«
Sarah versuchte sich zu erinnern. »Ich weiß noch, dass ich den Boden aufwischen musste, da feuchte Fußabdrücke von der Hintertür in den Salon führten. Damals dachte ich, einer von euch wäre in Stiefeln ins Arbeitszimmer gelaufen und hätte etwas geholt. Grady vergisst mitunter, seine Stiefel auszuziehen.«
»Es waren alle bei der Arbeit im Wald, und als ich auf der Suche nach dir durchs Haus ging, da habe ich die Stiefel ausgezogen.«
»Du glaubst also, dass die Männer, die ich aus dem Wald habe kommen sehen, hier einen Einbruch verübt haben?«, flüsterte sie. »Warum haben sie dann aber nur einen deiner Pläne mitgehen lassen?«
»Es war der Plan von jenem Waldstück, das wir in den nächsten Monaten abholzen werden. Und dieser Pfad, auf dem Thumper aus dem Wald kam, war kein Wildwechsel, sondern wurde von Menschenhand geschaffen. Und dann unsere beschädigten Gerätschaften«, setzte er hinzu. »Wir haben uns deswegen den Kopf zerbrochen und uns gefragt, was hier vor sich geht, wenn es sich nicht um Vandalismus
von ein paar Jugendlichen handelt. Die fehlende Karte, der frisch geschlagene Pfad und der Vandalismus – all das zusammengenommen erweckt den Anschein, als würde es jemand darauf anlegen, unsere Arbeit in dem neuen Waldstück zu sabotieren.«
»Aber warum?«
»Das ist es ja gerade, was uns Kopfzerbrechen bereitet. Daniel Reed ist dem Pfad gefolgt. Er führt nirgendwohin, wie er sagte. Es geht ein Stück den Whistler’s Mountain hinauf, bevor er sich verliert.«
»Und in die andere Richtung?«
»Er kreuzt den Weg an der Stelle, wo wir die Vermessungen vorgenommen haben, und führt dann weiter, bis er auf einen gespurten Schneemobilweg stößt, der über die Grenze führt.«
Sarah schwieg und dachte über Alex’ Worte nach. »Dann möchte ich nicht allein zu Hause bleiben, wenn ich nichts sehe.«
»Ich werde bleiben und dich unterhalten«, versprach er, wieder viel zu aufgeräumt. »Ich könnte dir ja aus dem neuen Roman vorlesen, den ich dir zu Weihnachten geschenkt habe – die Fortsetzung von dem Buch, das du schon kennst.«
O Gott! Sie konnte nicht zulassen, dass er ihr diesen Roman laut vorlas. »Ich habe es schon gelesen«, log sie. »Ich könnte mir im Fernsehen die Videoclips nur anhören, während du … kochst und Staub saugst und die Wäsche erledigst«, schloss sie, plötzlich selbst ein wenig aufgekratzt bei dem Gedanken, dass Alex die Hausarbeit machte.
Besorgte Gesichter empfingen Sarah an der Tür. Alex gab mit einem Kopfschütteln seinem Vater und seinen Brüdern zu verstehen, sie sollten sich ihre Kommentare sparen, dann trug er Sarah in ihr Zimmer und legte sie aufs Bett.
»Du kannst ein Nickerchen machen, während ich mit dem Dinner anfange«, schlug er vor und bedeutete den anderen, leise hinauszugehen. »Sobald Delaney vom Bus kommt, kann sie mir beim Kochen helfen, und Tucker wird den Tisch decken.«
»Tucker muss man immer erinnern, auf welche Seite die Gabel gehört«, murmelte sie und drehte sich auf die Seite um. »Und er darf nicht mehr als zwei Teller auf einmal zum Tisch tragen. Sie sind zu schwer«, schloss sie im Flüsterton und schob sich im Liegen ihre heile Hand mit einem Seufzer unter die Wange.
Alex richtete sich mit einem Lächeln auf. Immer Hausfrau und Mutter. Sarah sorgte sich auch jetzt um die Kinder, obwohl sie wegen der Schmerzmittel schon halb eingeschlafen war.
Sie wirkte so klein und hilflos – und völlig wehrlos. Der Anblick ihrer
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