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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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erzählt, die mit Mann und fünf Kindern in dem Haus lebte, in dem sie die Nacht verbracht hatten.
    Eine vierzehntägige Reise schien ihr im Moment wie eine Ewigkeit, aber verglichen mit ihrer Seereise war das gar nicht so lange. Zumindest hatte sie jetzt festen Boden unter den Füßen, auch wenn sie dabei auf einem Pferd sitzen musste. Obwohl sie tags zuvor beinahe gestürzt wäre, hatte Caroline inzwischen jede Angst vor der sanften, kastanienbraunen Stute verloren, die sie trug. Oder aber sie war zu abgelenkt, um sich wegen der Pferde Gedanken zu machen.
    »Wollen Sie jetzt stumm bleiben, bis wir Seven Pines erreicht haben?« Caroline trieb ihr Pferd an, bis sie neben Raff ritt. Seit ihrer Weigerung, nach Charles Town zurückzukehren, hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen als unbedingt nötig. Dabei hatte er viel zu sagen. Nachdem sie die Leiter zu ihrem Bett hochgeklettert war, hatte sie ihn noch lange mit ihren Gastgebern sitzen und reden hören.
    Sein Blick ließ Caroline wünschen, sie hätte den Mund gehalten. Wenn er wüsste, wie sie sich fühlte, wenn er sie so ansah - als wenn er durch ihre Kleidung auf die Frau darunter sehen würde -, dann würde er sicher damit aufhören.
    »Es war mir nicht klar, dass Sie Unterhaltung wünschen, Euer Ladyschaft.«
    Da waren sie also wieder an dem Punkt, dass er ihr das Gefühl gab, sie wäre unerwünschter Adel. Caroline ignorierte seinen Sarkasmus. »Oh, ich denke, in dieser Wildnis würde jeder ein bisschen Gesellschaft zu schätzen wissen.«
    »Einigen ist der Wald Gesellschaft genug.«
    »Ihnen etwa?«
    Heute wurde sein Haar nicht durch ein Band gebändigt. Die mitternachtschwarzen Haare fielen ihm lang über die Schultern, und der Wind blies ihm eine Locke über die Wange, als er sich nach ihr umdrehte. Sein Blick war dunkel wie stets, aber der Hauch eines Lächelns schwang darin mit und blieb nicht ohne Wirkung auf sie. Caroline hatte das Gefühl, als würden ihre Knochen zu Gummi.
    »Es gibt Zeiten«, gab er zu, »da genieße ich die Einsamkeit der Bäume und der Felsen, das Lied des Windes und das Kreischen der Raben.« Er zuckte die Achseln, als würden seine eigenen Worte ihn in Verlegenheit bringen. »Andererseits hat es auch Vorteile, eine schöne Frau als Gesellschaft zu haben.«
    Caroline spürte, wie sie errötete. Rasch wandte sie den Kopf ab und tat so, als würde sie das Unterholz betrachten, um ihre heißen Wangen zu verbergen. Er sprach natürlich nicht von ihr. Niemand hatte je über sie gesagt, dass sie schön sei. Ganz anders als ihre lebhafte Mutter. Caroline war einfach Caroline, die unkomplizierte, pflichtbewusste Caroline.
    Ein paar Minuten vergingen, ehe sie ihn wieder ansah. Es hatte nicht den Anschein, als hätte sein Blick sie zwischendurch losgelassen, und nervös zog Caroline sich ihren Strohhut tiefer ins Gesicht. »Sie sprechen oft von den Bergen, Sir, aber ich sehe gar keine. Das Land ist so glatt und eben wie das Wasser in einem Teich.«
    »Hier vielleicht. Aber im Westen gibt es Berge und Täler, so weit das Auge reicht.«
    »Das klingt atemberaubend.«
    »Atemberaubend, ja. Aber das Grenzland ist ein Gebiet, das nichts verzeiht. Einigen nicht.«
    Caroline straffte die Schultern. »Sie meinen mich. Einigen wie mir nicht, nicht wahr?«
    »Wenn ich Sie gemeint hätte, hätte ich es gesagt.« Damit trieb er sein Pferd vor ihres, um auf dem schmaler werdenden Pfad voranzureiten. Rechts schimmerte zwischen den Baumstämmen das moorige Wasser eines Sumpfes hervor.
    In dem Sumpf hinter Charles Town waren Alligatoren gewesen, die sich im Sumpfgras verborgen hatten, und Caroline fragte sich, ob es diese seltsamen Kreaturen hier wohl auch gab. Sie hatte sie zwar noch nicht erspäht, konnte aber ihr leises Bellen hören.
    Dann sah sie eine Bewegung und hätte fast nach ihrem Begleiter gerufen. Seine Worte über Indianerüberfälle waren noch frisch in ihrem Gedächtnis. Aber als sie die
    Augen beschattete und genauer hinsah, erkannte sie nur eine große Schildkröte, die sich auf einem umgestürzten Baumstamm sonnte.
    Während die Pferde dahintrabten, hatte Caroline Zeit, ihre Gefühle zu analysieren. Sie hatte natürlich Angst. Aber nicht so große, wie sie angesichts des Geredes von Indianerüberfällen gedacht hätte. Sie sah zu, wie ein Falke über ihnen kreiste. Konnte es sein, dass sie sich in diesem seltsamen, fremden Land, das so schön war, zu Hause fühlte?
    In dieser Nacht übernachteten sie in einem kleinen Häuschen aus Holz.

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