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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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spürte eher die Missbilligung der Frauen, statt dass sie sie hörte, außer von Mistress Andrews. Diese gab eindeutig ein abfälliges Geräusch von sich, obgleich Jane das Geräusch zu übertönen versuchte, indem sie aufsprang und verkündete, dass sie jetzt genug Bohnen hätten.
    Erst nach dem Essen, als Sam zurückkam und seine Geige mitbrachte, fing man an, mit Caroline wieder mehr Worte zu sprechen. »Machen Sie sich nichts aus Mistress Andrews«, sagte Jane und legte Caroline den Arm um die Schultern. »Sie ist nicht mehr dieselbe, seit die Indianer ihre Kinder umgebracht haben.«
    Die Sonne war jetzt untergegangen, und nur der tief stehende Mond und das Lagerfeuer spendeten etwas Licht. Caroline sah eine Weile zu, wie die Flammen Janes breites, offenes Gesicht beleuchteten, ehe sie wieder sprechen konnte. »Sie haben ihre Kinder getötet?«
    »Skalpiert.« Jane schüttelte den Kopf. »Wenn man seine Kleinen so findet, passieren seltsame Dinge mit einem.«
    »Wann ...« Caroline schluckte. »Wann war das denn?«
    Jane wippte im Takt zu Sams heiterer Melodie mit dem Fuß. »Das war vor zwei Jahren, als wir noch in Pennsylvania waren. Irokesen.« Sie schüttelte sich. »Sie sind Tiere. Ganz anders als die Cherokesen ... zumindest, als die Cherokesen noch so waren wie früher.«
    »Was meinen Sie damit?« Die Geigenklänge verwehten in der Nacht, und Caroline hörte den einsamen Ruf eines Wolfes.
    »Es hat ein paar Überfälle gegeben. Mein Mann macht sich Sorgen, aber Sie wissen ja, wie die Männer sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Cherokesen hier uns etwas antun würden. Sie machen so oft auf dem Weg nach
    Charles Town bei uns Halt, um zu handeln. Und doch«, sie holte tief Luft, und der Stoff ihres geblümten Kleides hob und senkte sich über ihrem mächtigen Busen, »ich weiß noch gut, wie es da oben im Norden war, als die Franzosen immerzu diese Heiden angestachelt haben.«
    »Und das passiert hier auch?«
    »Was?« Jane musste erst in die Gegenwart zurückkehren. »Nein«, sagte sie schließlich. »Wenn es hier zu Unruhen der Indianer kommt, dann sind nicht die Franzosen daran Schuld. Dann wird es unsere eigene Schuld sein. Das sagt zumindest mein Mann.«
    Ehe Caroline nachfragen konnte, was sie damit meinte, trat Janes Mann John zu ihnen, ergriff Janes Hände und zog sie hoch, damit sie mit den anderen Paaren tanzte. Jane und ihr Mann fassten sich an den Händen und tanzten zu den Klängen von »Lord Alvemarles Delight« die Reihe hinunter.
    Auch wenn ihre Kleidung grob und verschlissen und ihr Tanzboden nur hart gestampfte Erde war, diese Tänzer hatten ihren Spaß, dachte Caroline, als sie in die Hände klatschte. Sie hatten nicht weniger Spaß, als ihre Eltern ihn in Samt und Seide in den prächtigsten Ballsälen gehabt hatten. Wenn nicht sogar mehr. Ihr Lachen schien das Gebiet der kleinen Siedlung zu vergrößern, und Caroline fühlte sich hier in der Wildnis angesichts der Präsenz von Zivilisation getröstet.
    Bis sie ihn erblickte.
    Raff hatte sich an das Häuschen der Flanneiys gelehnt. Er saß lässig und entspannt da, die langen Beine ausgestreckt und die Arme vor der Brust verschränkt. Er wirkte augeglichen und mit sich im Reinen ... bis sie seine Augen sah. Selbst auf diesen Abstand spürte sie seinen dunklen Blick intensiv auf sich ruhen. Gelegentlich hinderten schwingende Röcke, Staub und Rauch vom Feuer ihre Sicht, aber wann immer sie ihn wieder sehen konnte, war klar, dass er seinen Blick nicht abgewandt hatte. Und sie auch nicht. Trotz der Entfernung fühlte Caroline sich ihm näher denn je.
    Seine Anziehung auf sie war ungeheuer und nicht zu leugnen. Sie wollte sich abwenden, schaffte es aber nicht. Sie stellte sich vor, dass er zu ihr käme, nach ihr griff und sie auf die Füße zog. Sie berührte.
    Doch er regte sich nicht. Und sie auch nicht. Als die letzten Töne der Geige über den Wipfeln verklangen, merkte Caroline, dass sie vergessen hatte zu atmen. Rasch sog sie den Atem ein, als Jane sich neben ihr auf die Bank fallen ließ.
    »Ich muss sagen«, erklärte sie lachend und fächelte sich Luft zu, »Tanzen kann einen ganz schön aus der Puste bringen. Aber sehen Sie sich an, kühl und beherrscht, dabei kommen Sie gerade aus England. Sie können uns doch sicher einen neuen Schritt beibringen?«
    »Oh, nein, ich kenne gar keine«, wehrte Caroline ab, aber Jane ließ sich nicht abwimmeln.
    »Unsinn, Sie haben doch zwei gesunde Füße, oder? John, tanz du doch bitte mal

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