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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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zwecklos, von Anfang an zum Scheitern verurteilt, nimm es als kleine Schwärmerei hin. Aber dann ist da noch eine andere Stimme in mir: Nein. Das hier ist anders, weil sie anders ist. Ich habe schon viele Bräute gesehen, aber die Art und Weise, wie sie sich im Spiegel betrachtet hat… Eben irgendwie … na ja, anders.
    »Herr Hübner?« Britta ist unbemerkt nach unten gekommen und sieht mich fragend an.
    »Ja?« Ich hoffe, ich wirke nicht annähernd so konfus, wie ich mich gerade fühle. »Darf ich vielleicht heute etwas früher gehen? Mir geht’s nicht so gut.« Ich blicke auf die Uhr, gerade mal sieben.
    »Doch noch mit Rufus ins Kino?«, ziehe ich sie auf, bedaure meine Worte aber schon im gleichen Moment. Britta sieht mich böse an.
    »Nein, ich will ganz sicher nicht mit Ihrem Bruder ins Kino, ich möchte einfach nur nach Hause gehen.«
    »Schon gut.« Ich hebe abwehrend die Hände. »Gehen Sie ruhig, heute ist ja nicht so viel los.«
    »Danke.« Sie wirft mir einen letzten grimmigen Blick zu, zieht ihre Daunenjacke an, die sie bis dahin in der Hand gehalten hat, und verlässt das Geschäft.
    Meine Großmutter kommt mit Kleid, Schleier und Reifrock aus der Kabine und ruft: »Ich packe Ihnen die Sachen dann gleich in einen Kleidersack.« »Prima«, kommt aus der Umkleide. »Aber da müssen doch noch ein paar Änderungen gemacht werden«, meine ich zu Oma.
    Sie guckt mich fragend an. »Christoph, du hast doch selbst gesehen, dass es wie angegossen sitzt.« »Aber am Rücken könnte man es noch optimieren«, widerspreche ich, »da habe ich noch eine kleine Falte gesehen. Am besten kommt die Kundin nächste Woche noch einmal wieder.« Mein Großmutter schüttelt den Kopf, wirft mir einen Blick zwischen besorgt und amüsiert zu und flüstert dann: »Mein Junge, das hat doch keinen Sinn.«
    »Was meinst du?«, stelle ich mich dumm. Aber bevor sie etwas erwidern kann, steht die Kundin auch schon wieder angezogen neben uns.
    »Kann ich das mit EC-Karte zahlen?«, will sie wissen.
    »Natürlich«, meine ich. »Aber es reicht auch eine Anzahlung. Den Rest bezahlen Sie dann, wenn Sie es abholen.« Ich werfe ihr ein, wie ich hoffe, äußerst charmantes Lächeln zu.
    »Kann ich es denn nicht gleich mitnehmen?«, fragt sie verwundert. »Also, das ist eigentlich nicht üblich«, erkläre ich ihr. »Die meisten Bräute nehmen in den Wochen vor der Hochzeit noch einiges ab, da ist es gut möglich, dass wir doch noch hier und
    da etwas abnähen müssen.«
    Oma unterdrückt ein Lachen und geht kopfschüttelnd die Treppe hoch. Wahrscheinlich, damit sie nicht vor den Augen der Kundin in Gelächter ausbrechen muss. Dabei stimmt das sogar! Die meisten angehenden Ehefrauen sind vor der Hochzeit so nervös, dass sie wochenlang nichts Vernünftiges essen können. »Wann ist denn Ihr Termin?«
    »Am 5. Mai«, erklärt sie. »Aber trotzdem wird es in meinen Fall nicht nötig sein, das Kleid noch einmal zu ändern«, lehnt sie dann freundlich ab. »Und falls doch, komme ich einfach noch einmal vorbei.«
    Ich gebe mich geschlagen, mehr Argumente fallen mir nun wirklich nicht mehr ein, um sie noch einmal in den Laden zu locken. Ich nenne ihr den Betrag und meine zu sehen, dass sie beinahe unmerklich zusammenzuckt. Aber dann nimmt sie ihre EC-Karte aus dem Portemonnaie und reicht sie mir.
    »Annika Peters«, lese ich eine Spur zu laut, als ich die Karte kurz studiere. Natürlich hört sie es und grinst mich amüsiert an.
    »Ja, so heiße ich.« Mit einem Schlag laufe ich rot an. »Werden Sie Ihren Namen behalten?« Sie nickt.
    »Gut.«
    »Wieso gut? Sie wissen ja nicht, was zur Auswahl stünde.«»Auch wieder wahr.« Ich mag ihren Humor, verdammt, noch etwas, das mir gefällt. Ich nehme, nachdem sie ihre Geheimzahl eingegeben und den Beleg entgegengenommen hat, ein Blatt Papier und schreibe ihren Namen auf. »Und Ihre Adresse?«, frage ich ganz dreist.
    »Wozu brauchen Sie die?«, wundert sie sich. »Für unsere Kundenkartei«, lüge ich. »Wir notieren uns immer die Daten unserer Käufer, um zu wissen, welche Modelle ihnen besonders gefallen haben.« »Ach«, stellt Annika fest. »Damit Sie beim nächsten Mal gleich wissen, was der jeweiligen Kundin gefallen könnte? Wie beim Friseur, der dann immer nur nachgucken muss, welche Farbe er beim letzten Mal genommen hat?«
    »So ist es«, behaupte ich kichernd. Verdammt, ich mag ihren Humor wirklich!
    »Na denn«, meint sie und nennt mir ihre Adresse. Ihr ist anzusehen, dass sie mir kein Wort

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