Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
mir das antun?«, fragte sie flüsternd. »Nach allem, was ich für ihn getan habe? Nach all den Risiken, die ich auf mich genommen habe?«
Der Bischof beugte sich vor und betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. »Du hättest das in dem Moment vorhersehen müssen, als dein Gemahl die Hand gegen den König erhob.«
»Aber ich habe meine Hand nicht gegen den König erhoben!«, protestierte sie. »Es war die Entscheidung des Königs, nicht meine, dass ich Rayburn heiraten sollte. Das wisst Ihr sehr wohl.«
»Hüte deine Zunge«, warnte der Bischof sie, rot vor Zorn. »Es ist nicht weise, deinen König zu kritisieren.«
»Sagt der König etwas darüber, was ich tun soll?«, fragte sie. Panik wallte in ihr auf. »Wo Jamie und ich leben sollen?«
Der Bischof räusperte sich. »Es ist nicht alles verloren, meine Liebe.« Er hielt inne, um dem, was er nun zu sagen hatte, mehr Gewicht zu verleihen. »Mit dem Segen des Königs hat der neue Herr von Ross Castle sich einverstanden erklärt, dich zur Frau zu nehmen.«
»Der König will, dass ich wieder heirate?« Ihre Stimme hob sich, doch sie konnte nichts dagegen tun.
Der ruhige Blick des Bischofs verriet ihr, dass sie sich nicht verhört hatte.
»Nein, das kann er nicht tun!« Sie wich kopfschüttelnd vor ihm zurück. »Er kann das nicht noch einmal von mir verlangen!«
Der Bischof ergriff ihren Arm und flüsterte ihr zornig ins Ohr: »Es ist die einzige Möglichkeit, die dem König bleibt, dich zu retten.«
Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Das werde ich nicht tun! Niemals!«
»Catherine!«, rief der Bischof. »Hör sofort auf damit!«
»Ihr müsst den König bitten, mich zu verschonen!«, bettelte sie und klammerte sich an seinen Ärmel. »Bitte, Hochwürdigster Herr, ich flehe Euch an.«
»Komm zur Vernunft, Frau«, sagte der Bischof und nahm sie bei den Schultern. »Du hast keine Wahl.«
»Und wenn ich mich weigere?« Sie fühlte die Wut in ihrer Brust aufsteigen.
»Das wäre sehr unvernünftig«, sagte der Bischof mit gebrochener Stimme.
»Ihr müsst es mir sagen, Hochwürdigster Herr«, bedrängte sie ihn.
»Der König würde dich einkerkern lassen.«
Das Blut strömte aus ihrem Kopf, als sie endlich begriff. Warum hatte sie das nicht vorher erkannt? Heinrich kämpfte an beiden Grenzen gegen Aufstände. Sein Anspruch auf den Thron war schwach. Wenn er nicht rasch handelte und ihre Ländereien in die Hände eines Mannes seines Vertrauens gab, würde einer der benachbarten Lords sie an sich reißen.
»Du solltest dankbar sein, dass FitzAlan bereit ist, dich zu nehmen«, spie der Bischof aus. »Der König hat es nicht zur Bedingung gemacht.«
Durch zusammengepresste Zähne entgegnete sie: »Vielleicht wäre der Tower die bessere Wahl für mich.«
»Denk an deinen Sohn! Was wird aus ihm, wenn du im Kerker landest?«
Der Bischof traf den Nagel auf den Kopf. Es gab nichts, was sie nicht erdulden würde, um ihren Sohn zu retten.
»Wie viel Zeit bleibt mir«, fragte sie schwach, »bis ich mir die Art meines Gefängnisses aussuchen muss?«
Vielleicht fand sie einen Ausweg, wenn ihr Kopf klarer war und sie sich nicht so krank fühlte.
Der Bischof blies die Nasenflügel auf. »Die Hochzeit soll sofort stattfinden.«
»Sofort?«, fragte sie erstaunt. »Soll ich ohne Gnadenfrist von einer Hölle in die nächste wandern?«
Ihr Wutausbruch hatte sie vollends geschwächt.
»Wann?«, fragte sie und richtete den Blick auf die Holzplanken der Zugbrücke vor ihren Füßen. »Wann wird er kommen?«
Bitte, Gott, lass es Wochen dauern und nicht Tage.
» Er ist bereits hier.«
Als sie aufschaute, sah sie, dass der Bischof über die Schulter blickte. In ihrer Not hatte sie die anderen Reiter ganz vergessen.
Die Soldaten in der ersten Reihe machten einem einzelnen Ritter auf einem riesigen Schlachtross Platz. Unfähig, sich zu rühren, beobachtete Catherine entsetzt, wie das gewaltige Tier auf sie zustürmte. Sein heißer Atem blies ihr ins Gesicht, bevor der Mann es zügelte.
Sie schluckte und zwang ihren Blick langsam nach oben, um den Ritter anzusehen. Ihre Augen hefteten sich fest auf seine Hand, die das Heft seines Schwertes umklammerte, als witterte er Gefahr und wäre bereit, ihr zu begegnen. Sie folgte der Linie seines Arms hinauf. Als ihr Blick seinen Brustkorb erreichte, drehte sich ihr schier der Magen um. Sein Waffenrock war von Blut besudelt. Vom Blut seiner Feinde, vom Blut der Unterlegenen.
Ihre Augen wanderten zwanghaft hinauf zu seinem
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