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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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Sache ist, geben aber schon ihren Senf dazu. Unterbeschäftigte Hyänen, klar. Solche, die durch die Stadt stromern in der Hoffnung, sich ein wenig in andere (mit Vorliebe katastrophale) Angelegenheiten einmischen zu können. Aber die beste ›La Ola‹ machen eindeutig sie.
    »Sagen Sie mal – was ich schon immer wissen wollte …«, gebe ich mich aufrichtig interessiert und fixiere den Monitor, auf dem Mary Stracqua zu sehen ist, »… wählen Sie Ihre Kleidung eigentlich selber aus oder berät Sie eine neidische Freundin?«
    Sie schaut mich verwirrt an. Auch Matrix und Matteo der Wurstwarenverkäufer wirken ziemlich perplex. Ingenieur Romolo Sesti Orfeo hingegen verdreht die Augen und schlägt sich die Hand vor den Mund.
    Im Grunde sind wir uns einig, der da und ich.
    »Wissen Sie, was mich an Ihnen wurmt?«, trete ich nach. »Die Art, wie Sie es schaffen, völlige Geschmacklosigkeit mit einer Versessenheit auf Extravaganz zusammenzubringen. Haben Sie sich eigentlich schon mal in diesem Blazer gesehen?«
    Sie schaut an sich herunter. Als ob sie sich nicht an ihn erinnern würde.
    An diesem Punkt flackern vom Eingang her einzelne Lacher auf (auch ein absolut ansteckendes Lachen ist dabei, wie von einem Seehund).
    Das Schöne ist, dass wir in der Liveübertragung sind.
    »Sieht aus wie ein Fiat 128. Mein Opa hatte einen genau in der Farbe.«
    Zufrieden schließe ich den Mund und schaue mich auf den Monitoren nach Reaktionen auf meine Performance um.
    Die Hyänen brechen in rückhaltloses Gelächter aus.
    Der Seehund legt noch einen Zahn zu und gewinnt Anhänger.
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo drückt sich die Hand auf den Mund, um nicht laut loszuwiehern. (Das Wiehern verschafft sich aber seitlich Durchlass und verwandelt sich in lächerliche pupsende, glucksende und prustende Geräusche.)
    Matteo der Wurstwarenverkäufer setzt ein leeres Lächeln auf wie jemand, der die Pointe bei einem Witz nicht mitbekommen hat.
    Mulder und Scully werden puterrot vor Anstrengung, sich vor Lachen nicht in die Hose zu machen.
    Sogar Matrix kommt aus dem Standby, hebt den Kopf, schaut auf den Monitor, um den Vergleich zwischen dem Blazer und dem Fiat 128 zu verifizieren, und lässt ein paar kleine Lippenschnalzer los, so was wie eine abgespeckte Version des fetten Lachens, das er eigentlich anstimmen würde, wenn er nicht ganz andere Sorgen am Hals hätte.
    Mary sieht aus, als stünde sie kurz vor einem Herzinfarkt. Inzwischen bietet sie in der Liveübertragung ihr Gesicht in gestreifter Version dar, begleitet von einem Zittern des Unterkiefers.
    Wenn ihr euch den in diesem Augenblick erreichten Grad meiner Genugtuung annähernd vorstellen wollt, erinnert euch an Der einzige Zeuge (ihr wisst schon – die Geschichte eines ziemlich handgreiflichen Bullen, der sich in eine Amischen-Gemeinde einschmuggelt, um Polizistenkollegen, die ihn umlegen wollen, zu entkommen). Jedenfalls gibt Harrison Ford in einer Szene doch einem Typen eins auf die Nase, weil das Arschloch seine Freunde gute fünf Minuten lang bis aufs Blut gereizt hat – im Vertrauen darauf, dass Amische sich nie provozieren lassen. (Echte Amische eben, nicht Harrison Ford inkognito. Und zwar besonders wenn du ihm hintenrum blöd kommst.)
    »Und hören Sie auf, die Zähne zu fletschen«, setze ich erbarmungslos und im Harrison-Ford-Schläger-Hochgefühl nach, »wo Sie ohnehin Probleme mit dem Gebiss haben. Stellen Sie sich vor, was für ein Spektakel das wäre, wenn es Ihnen live aus dem Mund springt!«
    Wieder brandet Gelächter auf, und aus reiner Lust an der Grausamkeit wird es immer unflätiger. Ein Hooligan lässt sogar einen Pfiff los, als wäre er ein Ziegenhirt. Auf einem Monitor sehe ich einen Daumen, der immer wieder in die Höhe zeigt und zu sagen scheint: ›Weiter so!‹
    Ich denke an die wer weiß wie vielen Fernsehzuschauer, die das Geschehen live mitverfolgen. Wie lange sie auf diesen Moment dramatischer Komik gewartet haben müssen und dass ausgerechnet ich derjenige bin, der ihnen selbigen bieten kann, macht mich fast ein wenig gerührt. (›Das ist für euch, Kinder!‹, möchte ich am liebsten in die Kamera rufen.)
    »Wer sind Sie überhaupt? Und was erlauben Sie sich?«, reagiert die Ärmste endlich.
    ›Buuuhhh!‹, kommentieren die Hyänen.
    Auch ein: ›Mach dir nicht ins Hemd‹ meine ich gehört zu haben, aber vielleicht ist das auch nur eine Projektion meiner ganz eigenen Gedanken.
    »Wer ich bin, wollen Sie wissen?«, antworte ich, enttäuscht

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