Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
könnte?«
»Woher weißt du …? Ach ja …«
»Ich hab gesehen, wie er dich anschaut«, sagte er. »Was mich überrascht, ist, dass du es nicht gemerkt hast.«
»Jetzt, wo man mir das gesagt hat, merk ich’s vielleicht beim nächsten Mal.«
Er trat näher an mich heran. »Mit deiner Menschenkenntnis scheint es nicht weit her zu sein.«
Ich knuffte ihn gegen die Schulter. »Mit meiner Menschenkenntnis ist alles im grünen Bereich. Ich hab bloß keine jahrhundertelange Übung so wie du.«
»Na schön«, sagte er lachend. »Ich komme als Gast. Ich gestatte dir, mich in deinem Haus zu sehen.«
Ich blinzelte. »Oh, du gestattest mir also deinen Anblick!«
Er nickte und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »So ist es. Du hast mich immer nur gesehen, wenn ich es wollte. Ich bin ein Meister im Verstecken.«
»Du bist ziemlich selbstsicher, was?«
»Du hast ja keine Ahnung.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Das werden wir ja sehen.« Damit ließ ich ihn stehen und verließ das Lagerhaus. Ich stieg in meinen Wagen, doch als ich nach Will schaute, stand er an der Fahrerseite, statt sich auf den Beifahrersitz zu setzen. »Willst du nicht einsteigen?«
Er schaute durchs Seitenfenster. »Nein.«
»Du willst doch wohl nicht den ganzen Weg zurück nach Bloomfield Hills zu Fuß gehen?«
Er nickte. »Ich komme schnell voran.«
»Erzähl keinen Blödsinn. Steig ein.«
»Nun fahr schon los«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen um mich.«
»Ich lass dich doch nicht hier mitten in Pontiac stehen. Steig ein.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich fahre nicht mit dir.«
»Aber sicher tust du das. Lüg mich nicht an und erzähl mir, du gehst zu Fuß.«
»Mach’s gut, Ellie«, sagte er und drehte sich um.
»Will!«, schrie ich und sprang aus dem Auto.
Er war verschwunden.
Ich drehte mich im Kreis und suchte nach ihm, doch er war nirgends zu sehen.
»Will?«
Die Straße war dunkel, und der Wind trieb Blätter und Papierfetzen über den Gehsteig – ansonsten war alles still. »Ich hab’s satt, dass du immer diese bekloppte Batman-Nummer mit mir abziehst!« Erschöpft und wütend stieg ich wieder ins Auto und fuhr nach Hause.
NEUN
G egen neun wurde ich wach, und schon beim Aufstehen spürte ich die Nachwirkungen meines gestrigen Trainings mit Will. Rücken und Schultern schmerzten, und die entzündungshemmenden Tabletten, die ich vorsichtshalber eingeworfen hatte, halfen nicht. Nachdem ich geduscht hatte, machte ich mir einen Kaffee, um wach zu werden. Um zehn rief Kate an und versprach, mich um elf abzuholen. Ich sagte ihr, dass ich um zwei zurück sein müsse, damit ich pünktlich in die Bibliothek kam. Draußen war es mittlerweile wieder warm genug für Jeansrock und Flipflops. Trotz meiner Müdigkeit ging es mir gut. Ich fühlte mich anders, und das gefiel mir. Ich bändigte mein welliges Haar, indem ich es locker hochsteckte. Zum Glätten war ich zu faul. Nach einem kurzen Blick in meinen Schrank entschied ich mich für mein Lieblingstop und war startbereit.
Es klopfte an der Tür. »Was ist?«, rief ich argwöhnisch.
Meine Mom trat ins Zimmer. Ihr Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes ahnen. »Hast du mir vielleicht irgendetwas zu sagen, Ellie?«
Panische Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was hatte ich getan? War ich zu spät nach Hause gekommen? »Äh, ich glaube nicht.« Ich bemühte mich um einen ruhigen Tonfall, obwohl mir das Herz bis zum Halse schlug.
»Vielleicht wegen deines Autos?«
Daher wehte also der Wind. »Ach ja«, stöhnte ich. »Anscheinend hat mich irgendjemand auf dem Schulparkplatz gerammt und ist einfach weggefahren. Ich hab mich vielleicht geärgert!«
Sie warf mir einen missbilligenden Blick zu. »Und wieso hast du nichts davon erzählt? Du bist doch nicht gegen ein Straßenschild gefahren oder so? Sei ehrlich, Ellie.«
Ich hätte sehr viel lieber nur ein Schild gerammt, wenn dafür all das, was sich in Wahrheit zugetragen hatte, nicht passiert wäre. »Ich hab mein Auto gestern so vorgefunden«, erklärte ich. »Ich schwör’s, ich bin nirgendwo gegen gefahren, Mom. Ich war so wütend, aber ich wollte mir davon nicht den Tag verderben lassen und hab es verdrängt. Ich hatte so viele Hausaufgaben, und dann waren wir ja fürs Kino verabredet. Ich hab’s total vergessen. Es tut mir leid.«
Sie runzelte die Stirn. »Hoffentlich kann die Werkstatt das wieder in Ordnung bringen. Schließlich hast du den Wagen ja erst zwei Tage .« Die letzten beiden Worte
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