Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
zu versetzen.«
» Deine Aufgabe, meinst du wohl.« Nico wandte sich ab. »Geh nicht immer davon aus, dass alle so denken wie du.«
Miranda wurde rot, aber noch bevor sie antworten konnte, verschwand Nico wieder in den Schatten.
»Wie macht sie das?«, fragte Miranda und verschränkte empört die Arme.
»Sie war schon immer so«, sagte Eli und schubste die Spiritistin weiter den Flur entlang. »Habe ich nicht gesagt, dass sie kein Kostüm braucht?«
Miranda schüttelte den Kopf und ließ sich von ihm weiterziehen. Sie waren erst ein paar Schritte weit gekommen, als Nico wieder erschien und Miranda erneut zusammenzuckte.
»Ich habe vergessen, dir etwas zu sagen«, erklärte sie Eli. »Renaud ist in der Schatzkammer. Ich habe ein paar Kammerdiener belauscht, die sich darüber beschwert haben, als ich in die Küche ging. Anscheinend ist er schon seit letzter Nacht dort.«
Miranda riss die Augen auf. »Die Schatzkammer? Bist du dir sicher?«
Nico zuckte mit den Achseln. »Das habe ich gehört. Anscheinend hat er die gesamte Zeit damit verbracht, einen Stützpfeiler anzustarren.«
»Nun, über Geschmack soll man nicht streiten«, meinte Eli. »Vielleicht hat er noch nie einen gesehen. Ich glaube nicht, dass er viel rumgekommen ist.«
»Bist du sicher, dass es ein Pfeiler ist?« Mirandas Stimme klang flehend. »Bist du sicher, dass du das nicht falsch verstanden hast?«
»Ich verstehe nie etwas falsch«, erklärte Nico kategorisch.
Miranda rang die Hände. »Oje.«
Josef, der bis jetzt geschwiegen hatte, trat ihr in den Weg. Er baute sich vor der Spiritistin auf und sah mit steinernem Gesicht auf sie herunter. »Warum ist der Pfeiler so schlimm?«
»Ich muss es euch später erklären«, sagte Miranda und drängte sich an ihm vorbei. »Wir müssen zur …«
»Nein.« Josef packte sie am Arm. »Du wirst es uns jetzt erklären.«
Er sah den Korridor entlang. Hinter ihnen rannten immer noch panische Diener zu den Ausgängen. Josef schüttelte den Kopf über ihre Hilflosigkeit und führte Miranda entschlossen in die andere Richtung. Dann rüttelte er probeweise an der ersten unauffälligen Tür, die vom Flur abging. Als sie sich öffnete, schob er Miranda hindurch. Nico und Eli folgten ihnen, so dass sie schließlich dicht gedrängt in einem engen Kämmerchen standen.
»Was tust du?«, zischte Miranda und kämpfte gegen Josefs Griff an.
»Du warst uns gegenüber nicht offen«, sagte Josef und packte sie fester. »Du warst es, die uns um Hilfe gebeten hat, Spiritistin. Du wirst uns nicht zappeln lassen und uns nur das sagen, was du gerade für nötig hältst. Ich gehe keinen einzigen Schritt mehr, bis du uns erklärst, warum allein die Tatsache, dass Renaud in der Schatzkammer ist, schon ausreicht, um dich erbleichen zu lassen.«
Miranda überlegte kurz, ob sie lügen sollte, aber Josefs Gesicht wirkte in dem schwachen Licht, das durch die Spalten der Tür drang, geradezu mörderisch. Sie schluckte schwer und entschied, dass es an der Zeit war, die Karten auf den Tisch zu legen.
»Es ist nicht so, als hätte ich es verheimlicht«, sagte sie und ließ sich gegen die Wand sinken. »Ich dachte einfach nicht, dass es eine Rolle spielen würde.«
»Anscheinend schon«, meinte Josef und ließ sie los. »Rede.«
»Schön. Ich war nicht zufällig in der Gegend, als ich feststellte, dass ihr drei den König gestohlen habt. Ich wurde vom Rektor Spiritualis hierhergeschickt.«
»Das passt«, sagte Eli. »Der alte Windbeutel konnte es wahrscheinlich nicht ertragen, dass es im Rat ein Königreich gibt, das den ganzen spiritistischen Hokuspokus nicht schluckt.«
»Ignorier ihn«, sagte Josef und unterband so Mirandas wütende Antwort, noch bevor sie den Mund öffnen konnte. »Warum hat der Rektor dich geschickt?«
Miranda warf Eli einen eisigen Blick zu. »Wir haben einen Tipp von Coriano bekommen, dass Eli sich in diesem Königreich aufhält.«
Josef zog eine Augenbraue hoch. »Coriano arbeitet für euch?«
» Hat gearbeitet«, korrigierte Miranda ihn. »Wir konnten nicht zulassen, dass ein gewisser Jemand«, wieder sah sie Eli böse an, »weiterhin unseren guten Ruf zerstört, also hat der Geisterhof Coriano dafür bezahlt, uns Hinweise zu geben, da er euch sowieso verfolgt. Alles war gut, bis ich hier angekommen bin. Dann hat Renaud Coriano mehr geboten.«
»Das ist das Problem mit Söldnern«, erklärte Eli. »Sie werden ihrem Namen tatsächlich gerecht.«
»Hör auf, sie zu unterbrechen«, sagte Josef
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