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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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einem Korb und leg sie da hinein.«
    Â»Sie beißt und faucht total, Mam. Ich glaube nicht ...«
    Â»Sie hat Angst und Schmerzen. Nimm die dicken Gartenhandschuhe. Und meine alte Lederjacke, dann kann sie beißen und kratzen, wie sie will. Nitros Katzenkorb steht in Kiras Keller. Leg ein altes Handtuch hinein, Melli, ja? Ich fliege, Schatz, und bin so schnell wie möglich bei dir.«
    Â»Ist gut, Mam, ich versuch mein Bestes.«
    Â»Ruf doch bitte schon mal den Tierarzt an. Die Nummer hängt an Kiras Kühlschrank. Für den Fall, dass Nitro mal was passiert.«
    Â»Mach ich, Mama.«
    Â»Bis gleich, Melli-Maus. Du bist so tapfer. Atme bitte dreimal tief durch, nicht dass du mir umkippst, ja?«
    Wahnsinn. Jetzt verließ Pam mehr als eine Stunde früher die Uni und würde Adrian folglich nicht begegnen.
    Während sie eilig die Handschuhe, die Jacke und ein altes Handtuch zusammensuchte, verfolgte sie in Gedanken jeden Schritt ihrer Mutter. Zurück ins Seminar, sich entschuldigen, Sachen packen … Jetzt musste sie auf dem Weg zur U-Bahn sein. Als Melli bewaffnet mit ihrer Tierfängerausstattung wieder zu Finchen lief, musste ihre Mutter längst in der U-Bahn sitzen.
    Die Katze maunzte nur tief und qualvoll, als Melli beherzt zupackte und sie in den Katzenkorb legte. Dabei versuchte sie, nicht auf die klaffende Wunde am Rücken und das schlapp herunterhängende Hinterbein zu achten.
    Â»Du armes Miezchen, arme kleine Fine«, säuselte sie tröstend, als sie Finchen ins Haus trug. Das Schwindelgefühl verdrängte sie tapfer, bis sie am Telefon mit der Sprechstundenhilfe des Tierarztes gesprochen hatte. Mit letzter Kraft setzte sie sich im Flur neben die Katze und sehnte die Ankunft ihrer Mutter herbei.
    Ein lautes Krachen aus der Küche ließ sie aufschrecken. War ihre Mutter schon eingetroffen? Melli hatte gar nichts bemerkt. Sie sprang auf, stolperte kurz, stürmte zurück in die Küche und sah Pia, die dabei war, den Tisch abzuräumen. Bei ihrem plötzlichen Auftritt ließ die Arme fast die Teller fallen.
    Melli starrte ihre Cousine an. War das jetzt Gegenwart oder immer noch Vergangenheit? Was war mit Finchen geschehen?
    Â»Was ’n los? Bist du auf der Toilette einem Geist begegnet?«, fragte Pia und stapelte sorgfältig das Geschirr. »Sag mal, seit wann lässt du was von Mam’s Chili übrig?«, vorwurfsvoll hielt sie ihr einen halb gefüllten Teller entgegen.
    Chili. Das war der Beweis. Vor Erleichterung wäre sie Pia fast in die Arme gefallen. Sie spürte Tränen in ihre Augen steigen und sah schnell zur Seite, damit Pia nichts bemerkte. Jetzt sollte Melli aber wirklich mal tief durchatmen. Sie fühlte sich wackelig und unsicher auf den Beinen und bei dem Gedanken an Chili wurde ihr fast schlecht. Schwach winkte sie ab und Pia suchte ein Plätzchen für die Teller auf der überfüllten Ablage. Da Lora ihren Spülmaschinendienst ignorierte, hatte sich ein beachtlicher Geschirrstau angesammelt.
    Â»Lora!«, schrie Pia, ohne Mellis Antwort abzuwarten. »Du musst die Maschine ausräumen, und zwar sofort.«
    Â»Gleich«, kam es gedämpft von oben.
    Â»Immer gleich, Moment, sofort«, ärgerte sich Pia, die Unordnung hasste. Seufzend öffnete sie die Spülmaschine und reichte Melli den Besteckkorb. »Danke, dass du hilfst.« Melli war viel zu verwirrt, um sich zu wehren. Bestecksortieren war außerdem eine wundervoll hirnlose Tätigkeit, etwas anderes konnte sie jetzt sowieso nicht leisten. Ob sie wohl schnell im Flur nachsehen sollte, ob der Katzenkorb noch dort stand? Melli knallte den Besteckkorb etwas zu heftig auf die Ablage und versuchte, nicht auf Pias empörte Miene zu achten.
    Â»Muss nur mal kurz was schauen«, rief sie und war einen Augenblick später wieder zurück.
    Â»Sag mal, wie geht es eigentlich Finchen?«, fragte sie möglichst beiläufig.
    Â»Die ist eben über die Straße gehüpft und turnt fröhlich durch die Welt. Wie immer eben. Warum?«
    Â»Mein ja nur. Wieso hüpft sie denn?«
    Â»Echt, Melli, jetzt hör aber auf. Sie hüpft, seit du und Pam sie gerettet habt. Du weißt genau, dass sie bei dem Autounfall ein Hinterbein verloren hat und seitdem so eigenartig läuft. Aber besser als tot, nicht wahr? Ich find’s total süß, dass euch Frau Jewers vor Dankbarkeit noch immer die Füße küsst und uns

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