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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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wollen, aber Melli hatte nur großmütig abgewunken und ein wöchentliches Gespräch durchgesetzt. Was hätte sie ihrer Mutter auch jeden Abend erzählen sollen, sie war doch kein Kleinkind mehr, das täglich Gute-Nacht-Küsschen mit der lieben Mama durchs Telefon tauschte.
    Â»Ich freu mich auch, Melli-Maus. Es passt halt gerade und ich muss dir so viel erzählen. Aber zuerst bist du dran. Wie geht es dir? Wie klappt es mit deinen Cousinen? Kocht Kira leckere Sachen?«
    Â»Alles prima, Mam, keine Sorge. Wir haben so viel zu tun, da gibt es null Zeit für Krisen und verhungert bin ich auch noch nicht. Gestern hatten wir die erste Musical-Probe, bei der alle dabei waren. Lief ganz gut und ich habe noch einen Mini-Soloauftritt bekommen. Bist du wirklich zur Premiere wieder zurück?«
    Â»Gratuliere, Schatz, ich bin so stolz auf dich. Sicher sind wir rechzeitig zu Hause. Der Flug ist seit Ewigkeiten gebucht, die Premierenkarten sind gekauft, auf uns kannst du zählen.«
    Auf uns. Melli machte kleine Würgegeräusche in Loras Richtung, die eben die Treppen herunterkam. Leise genug, dass ihre Mutter nichts davon bemerkte, deutlich genug, dass Lora Bescheid wusste. Die grinste und hielt den Daumen hoch. »Super, es wird bestimmt toll. Und sonst ist auch alles klar hier. Schule und so meine ich. Lora und Pia sind total süß zu mir«, teilte Melli ihrer Mutter grinsend mit. Lora nickte eifrig mit dem Kopf und machte eine Art »Männchen« in Mellis Richtung.
    Â»Das freut mich, Melli-Maus. Stell dir vor, wen wir gestern getroffen haben.« Melli-Maus hatte so ein Gefühl, dass das gar nichts Gutes bedeuten konnte. Mit ihrer freien Hand wedelte sie Lora zu, damit sie verschwand und nicht weiter lauschte.
    Â»Jason, Adrians Sohn! Lieber Himmel, der Kerl ist mehr als einen Kopf größer als ich.« Jason. Sie hatte es geahnt. Kotz. »Und er ist sehr erwachsen für sein Alter. Du wirst ihn ja bald kennenlernen. Natürlich ist er ein wenig zurückhaltend, aber Melli, ich kann dir sagen, so einen hübschen Kerl hast du noch nie gesehen.«
    Â»Hm«, machte Melli zögernd. Konnte ein Junge süßer als Leon sein? Niemals!
    Â»Er lebt ja im Internat, wie du weißt«, schwärmte ihre Mutter unbeirrt weiter, »dort haben wir ihn besucht. Ferien kennen die da nicht, und weil Adrian noch ein paar Jahre in Deutschland bleibt und Jasons Mutter … Ach, lassen wir das, der arme Junge sitzt nun ganzjährig in diesem Internat fest, da könnte man wirklich weinen. So wie Harry Potter irgendwie, nur dass seine Eltern nicht gestorben sind … Was rede ich da eigentlich? Nicht dass es so schlimm wäre«, plauderte ihre Mutter ohne Punkt und Komma. »Die haben mehr Sportanlagen als bei uns in der Stadt zusammen, stell dir vor, mit einem eigenen Schwimmbad und Tennisanlagen, aber ganz ohne Familie, kann ich mir gar nicht vorstellen. Nein, er tut mir wirklich leid. Dabei ist er ein herzensguter Kerl und nimmt es absolut heroisch und er spricht sogar inzwischen deutsch. Wegen uns, ist das nicht entzückend? Er hat extra einen Deutschkurs belegt, damit wir telefonieren oder uns schreiben können, und er kann es beinahe schon fließend. Na, kein Wunder, wo er doch so intelligent ist. Sogar Goethe und Schiller hat er schon gelesen, das freut Doro bestimmt, dann haben sie was, worüber sie reden können.«
    Blabla, dachte Melli genervt. Diese Lobeshymnen hatte sie schon alle gehört, kaum dass Pamela von Jasons Existenz erfahren hatte. Meinte sie jetzt etwa, Melli würde ihm eine Fan-Postkarte schreiben und ihn um ein Autogramm bitten? Oder ihm eine Freundschaftsanfrage auf Facebook schicken? Sollte er das doch selbst machen, wenn er unbedingt wollte. Dann würde sie wenigstens genau wissen, was für ein Oberdepp er war. Sicher stellte er alle seine sensationellen Erfolge von Mathe bis Springseilhüpfen, von Rhetorik – Pam hatte erklärt, dass das die Kunst des Redens ist – bis Baseball ins Netz und gab an wie ein ganzes Fass voller schrumpeliger Äpfel. Es wurde Zeit, Pams Heldengesang zu beenden.
    Â»Du, Mam, sei mir nicht böse, aber Kira hat lecker gekocht, ihr Spezial-Chili, da ist sie doch so stolz drauf, das gammelt jetzt vor sich hin. Ich muss Schluss machen, sonst ist sie tödlich beleidigt.« Tatsächlich umschwebte schon seit einigen Minuten ein betörender Geruch Mellis Nase, der sie

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