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Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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übermitteln wollte. Die Gedanken kreisen ihm wild durch den Kopf, sein Gesicht rötet sich, und er stammelt: »Es war … es war nichts, Daisy. Ich hatte bloß die dumme Sehnsucht, dich … zu sehen … dir vor dem Abendessen zu sagen, daß ich dich liebe und du mir immer vertrauen kannst.«
    Charlotte blickt George einen Augenblick aufmerksam an. Dann steht sie auf, geht zu ihm hin, setzt sich auf seinen Schoß (womit sie, denkt er flüchtig, das Überleben des Stuhls ernsthaft in Gefahr bringt) und schlingt ihm die Arme um den Hals. »Was für ein wunderbarer Mann du doch bist!« sagt sie. »Wie unglaublich, daß ich dich heiraten werde!«
    Dann kichert sie und beißt ihn ins Ohr. Der Stuhl kippt, und George verliert fast das Gleichgewicht, kann es aber gerade noch halten. Nun gibt er sich den Gefühlen hin, die ihn ablenken. Er küßt sie auf den Mund, und ihr Haar fällt ihm übers Gesicht.
    Es sind noch dreizehn Tage bis zur Hochzeit – jeder von ihnen anders dargestellt auf Charlottes Bild. Doch man stelle sich einmal vor, denkt Charlotte jetzt, es würde irgend etwas passieren, so daß wir diese dreizehn Tage nicht hinter uns bringen und ich einen Kuß wie diesen nie wieder erlebe! Man stelle sich einmal vor, ich würde nie erfahren, wie es ist, ganz und gar in Georges Armen zu liegen! Und so faßt sie einen Entschluß, und als sie diesen George ins Ohr flüstert, verflüchtigen sich alle seine Gedanken an seine ursprüngliche Mission mit dem Brief, und er überlegt nur noch, wie er sich und Daisys Mieder und Unterrock schnell ausziehen kann und leise, wenn sie vor ihm dort auf dem Bett liegt, zur Tür gehen und diese abschließen kann.

    Als sie am nächsten Tag auf dem Weg zum Küchengarten sind, um sich die diesjährigen choux-fleurs anzusehen, erzählt George Middleton Charlotte, daß Peter Claire nicht zur Hochzeit kommen wird.
    Wenn es ihn überrascht, daß sie diese Nachricht ganz bereitwillig aufnimmt und ihn nicht drängt, ihr den Brief zu zeigen (von dem er behauptet, er habe ihn dummerweise verlegt), so liegt das daran, daß er nicht ganz genau weiß, was in ihr vor sich geht. Er ist ein Mann und kann nicht voll und ganz begreifen, was es für ein Mädchen wie Charlotte bedeutet, ihre Macht als Frau auszukosten und ihre lästige Jungfräulichkeit endlich verloren zu haben, so daß dieses Wunder – zunächst einmal – alles andere auslöschen muß.

DIE BEIDEN SCHATTEN
    Ein paar Tage bevor sich der Hof nach Rosenborg begibt und als sich die Musiker sogar auf ihre Rückkehr in den Keller vorbereiten, schickt König Christian nachts nach Peter Claire.
    Der König ist mit Silberwiegen beschäftigt.
    Er blickt auf, als der Lautenist ins Zimmer tritt, lächelt und bittet ihn ums Spielen der » Lachrimae , jene, die Ihr am Abend Eurer Ankunft gespielt habt«.
    Als die Musik zu Ende ist, bittet König Christian Peter Claire, Platz zu nehmen, streckt eine Hand aus und legt sie ihm liebevoll an die Wange. Es herrscht Stille im Raum, die nur vom Ticken einer Uhr aus Ebenholz unterbrochen wird. Schließlich meint der König: »Nun, ich sagte Euch ja, es könnte einmal die Zeit kommen, daß ich Euch von Euren Banden befreien kann. Ich wußte nicht, wann das sein würde. Doch nun ist es soweit. Ihr seid frei, um zur Hochzeit Eurer Schwester nach England zu gehen.«
    Peter Claire blickt auf und sieht, wie sich König Christians Gesicht zu einem Lächeln verzieht. Der König nimmt die Hand von der Wange des Lautenspielers und schlägt sich auf die Schenkel. »Ich verpfände Euch!« lacht er schallend. »Da könnt Ihr mal sehen, was aus mir geworden ist! Ich bin gezwungen, meinen Schutzengel zu verkaufen!«
    Da Peter Claire nicht weiß, welche Antwort er darauf geben soll, wartet er, bis das Lachen des Königs verebbt ist. Er weiß, daß dieser nach solchen Ausbrüchen überschäumender Heiterkeit oft gleich wieder in Melancholie verfällt. Wie erwartet kommt eine andere Stimmung auf, als das Lachen versiegt: Der König blickt den Lautenspieler traurig an. »Glaubt bloß nicht, daß ich mich gern von Euch trenne! Doch ich weiß, daß es die Engländer immer zu ihrer kleinen Insel zurückzieht. Und nun … da sich mein Schicksal gewendet hat … weil mich Vibeke Kruse in den Stand versetzt hat, die Vergangenheit hinter mir zu lassen … warum sollte ich Euch da behalten? Ich darf Euch nicht behalten, Peter Claire! Ich muß Euch gehen lassen!«
    Peter Claire wartet noch ein paar Sekunden, bevor er sagt: »Wer soll

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