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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Profilseite inne. „Schule, Uni, Arbeitgeber?“, fragt er.
    Ich schaue ihn ratlos an und er tippt seufzend „ Green Lantern , Café, Melbourne, Australien“ neben „Arbeitgeber“ ein.
    „Du geizt ja ganz schön mit deinen Informationen“, sagt er fröhlich. „Dabei platzt du doch vor Ungeduld. Wir stellen noch ein Profilbild rein und dann kannst du deine Nachricht senden.“
    „Du willst ein Bild von mir?“, stöhne ich leise auf. „Wo in aller Welt soll ich denn jetzt ein Bild hernehmen?“
    Ryan und ich sind nur noch einen Herzschlag voneinander entfernt, wie durch einen dünnen Gazeschleier getrennt, den ich fast greifen und niederreißen kann, aber die technischen Details, um mit ihm „in Verbindung“ zu treten, kosten einfach zu viel Zeit. Wie eine Stichflamme lodert Wut in mir auf. Ich möchte Ranald die blöde Maschine am liebsten aus der Hand reißen und sie auf den Boden schleudern. Meine linke Hand beginnt zu schmerzen. Ich klemme sie in stummer Qual unter meine Achsel.
    „Reg dich wieder ab“, meint Ranald lachend, der meine schmerzverzerrte Miene als Ungeduld missversteht. „Ich kann mit der Webcam in meinem Laptop ein Foto von dir machen und es sofort raufladen.“
    Erneut dreht er den Bildschirm zu mir hin. „Kuckuck“, sagt er, „immer schön lächeln“, und tippt mit seinem Finger auf eine kleine Linse, die oben im Bildschirm integriert ist. Ich reiße pflichtschuldig Lelas Mundwinkel hoch und zeige ihre krummen Vorderzähne.
    Ranald klickt eine Reihe von Zusatzfunktionen an, während das idiotische Grinsen auf meinem Gesicht erlischt. „Fertig“, sagt er zufrieden.
    Das Foto ist aufgenommen, und Ranald lädt es auf die Profilseite, die er für mich angelegt hat. Willkommen, Lela Neill blinkt auf dem Bildschirm. Lelas Gesicht mit dem kurz geschnittenen, rotbraunen Haar füllt die ganze Seite aus, und hinter ihr ist nur eine dünne Aureole von blendendem Licht zu sehen. Ich muss mich bewegt haben, als das Foto geknipst wurde. Lela sieht jung und unschuldig auf dem unscharfen Bild aus. Genau das Gegenteil von meinem wahren Ich.
    „Okay, jetzt kann’s losgehen“, sagt Ranald.
    Ich lasse meine linke Hand sinken, die jetzt nicht mehr wehtut, und beuge mich vor. Ich platze fast vor Aufregung.
    „Schnell, hol ihn wieder her!“, dränge ich.
    Ranald klickt ein paar Funktionen an und wieder füllt Ryans Profil den Bildschirm aus. „Jetzt kannst du ihm deine Nachricht schicken. Und nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, sagt er und schlendert wieder zur Kaffeebar, um Cecilia in ein Gespräch zu verwickeln.
    Meine Welt schrumpft auf die Größe des Computer-Bildschirms zusammen. Das Geräusch der Kühlanlagen und das der Dunstabzugshaube, das Dröhnen des Straßenverkehrs, der Lärm von der Baustelle in der Näh e – das alles verschwindet.
    Ich studiere die spärlichen Infos auf Ryans Seite: sein Geburtstag, seine Handynummer, seine Meinung über den Film, den er gestern Abend gesehen hat. Er hat zweihundertundeinundsiebzig Freunde. Ich ahme nach, was ich bei Ranald gesehen habe, und bewege meine Finger auf dem berührungsempfindlichen Rechteck unter der Tastatur entlang, um die Seiten mit den Profilfotos und Namen durchzuchecken. Da sind gut aussehende Teenies, schlecht gelaunte Teenies, ein paar vereinzelte Erwachsene, die peinliche Familienfotos reingestellt haben, Nerds, die sich als Comicfiguren anmelden, Künstler-Typen, die sich in Gestalt von dunklen Objekten präsentieren, und Datenschutz-Freaks, die vorsichtshalber gar nichts preisgeben, sondern als weißer Fleck mit menschlichen Umrissen erscheinen.
    Brenda Sorensen ist darunter, Ryans Ex-Freundin. Richard Coates, der Lauren Daleys Freund war, als sie aus ihrem Zimmer entführt wurde. Alle alphabetisch geordnet. Aber bei den meisten Profilen sehe ich noch weniger als bei Ryans, weil ich nicht zu den Freunden gehöre und daher nicht in den inneren Kreis hineinkomme, in ihre geschlossene kleine Scheinwelt. Lauren selbst ist nicht dabei, was mich nicht überrascht. Nach allem, was sie durchgemacht hat, wäre es schon ein Wunder, wenn sie je wieder aus dem Haus ginge oder ihre Tür einem Fremden öffnete. Ich frage mich, wie es ihr geht. Ob man so einen Albtraum überhaupt heil überstehen kann.
    Ich klicke auf „Zurück“, bis Ryans Foto wieder vor mir auftaucht, und plötzlich wird mir bewusst, dass ich völlig verkrampft dasitze, die Arme vor dem Bauch verschränkt, als ob ich Schmerzen hätte. Meine linke Hand tut

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