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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Infrarotlesegerät über mein Kreditarmband gleiten.
    Ich legte den Arm um sie, schob das Negligé über ihre verlockenden Brüste und küsste sie gierig.
    »Ach, ich liebe dich, Lucy.« Ich konnte die Worte nicht mehr zurückhalten. »Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich!«
    Fünfundzwanzig Minuten später war es vorbei. Ich hatte Sex mit Lucy gehabt. Jetzt wollte ich keinen Sex mehr mit ihr. Es blieb nichts weiter zu tun, als sich wieder anzuziehen und nach Hause zu schleichen. (Und wenn ich bei Marija geblieben wäre, hätten wir in diesem Moment noch immer geredet und Wein getrunken, und ein ganzer Abend voller ungewöhnlicher neuer Möglichkeiten hätte noch vor uns gelegen.)
    Ich war zutiefst und bitter enttäuscht von mir selbst.
    Und doch, wenn ich Lucy ansah, wie sie mit mir auf dem Bett saß, liebte ich sie noch immer. Ich liebte diese leere Hülle selbst dann noch, wenn von der Lust nichts mehr geblieben war.
    »Ich liebe dich«, flüsterte ich. »Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich.«

    Lucy schaute mich an.
    »Was bin ich?«, fragte sie.
    Ihr Tonfall war seltsam monoton, ganz anders als ihre normale, warme und lebhafte Stimme, und ihr Gesicht war ausdruckslos, als wäre sie in Trance.
    »Du bist eine HESVE, Lucy«, erwiderte ich einfach nur. Ich war viel zu überrascht, um über meine Antwort nachzudenken. »Du bist ein Syntec. Eine Art Maschine.«
    Etwa zwei Sekunden lang blieb ihr Gesicht völlig leer und ausdruckslos – und dann kehrte mit einem Mal ihre übliche, freundliche Miene zurück.
    »Das war wirklich schön, George. Sehen wir uns bald wieder?«

Kapitel 25
    I ch befand mich zusammen mit Kleine Rose, meiner Mutter in Kindergestalt, auf einer verlaubten Vorstadtstraße, die von weißen, mit Schindeln gedeckten Häusern gesäumt war. Die Sonne schien. Über unseren Köpfen brummte ein gelbes Flugzeug, das ein Banner hinter sich herzog, auf dem einfach nur stand: »Amüsieren Sie sich gut?«
    Kerngesund aussehende Hausfrauen plauderten über Gartenzäune hinweg miteinander, kerngesund aussehende Ehemänner reparierten am Straßenrand Autos, kerngesund aussehende Kinder auf Fahrrädern warfen zusammengerollte Zeitungen in Briefkästen. Und jeder einzelne dieser kerngesund aussehenden Menschen grüßte Ruth und mich.
    »Hallöchen, Kleine Rose! Wie geht’s, George?«

    Der SenSpace hatte ein weiteres neues Angebot eingeführt. Es handelte sich um »Die Stadt ohne Ende™«, die so hieß, weil man ewig weitergehen konnte, ohne jemals ihren Rand zu erreichen – wobei sich allerdings dieselben Straßenmuster, Häuser und Parks alle fünf virtuellen Kilometer wiederholten.
    Ruth hatte sie sofort abonniert.
    Das Tolle an der Stadt ohne Ende™ war, dass man einfach durch die Straßen gehen konnte, bis man ein Haus fand, das einem gefiel, und es in Besitz nehmen. (Wenn man eines fand, das einem gefiel und das nicht frei war, konnte man einfach fünf oder zehn Kilometer weiterspringen und stand dort vor einer exakten Kopie davon.)
    Sobald man sich sein Haus ausgesucht hatte, stellte einem der SenSpace einen großen Katalog mit Einrichtungsmöglichkeiten und Ausbauten zur Verfügung, aus dem man sich bedienen konnte. Tapeten, Wandfarben, Teppiche, Möbel, Trennwände, Anbauten … alles konnte ohne Zeitverlust installiert und ersetzt werden. Doch weil es sich um den SenSpace handelte – eine Illusion, die nicht nur dreidimensional war, sondern auch den Tastsinn betraf –, konnte man auf den Sofortmöbeln wirklich sitzen, und die Sofortwände hielten der Berührung tatsächlich stand.
    »Du musst mitkommen und dir mein kleines Häuschen ansehen, George«, hatte sie andauernd zu mir gesagt – und irgendwann hatte ich mich widerwillig gefügt.

    »Hallöchen, Kleine Rose! Wie geht’s, George?«
    Die Nachbarn wussten, wer ich war, weil es sich um »Statisten« handelte: Projektionen des SenSpace, genau wie die Häuser und Bäume. Ging man fünf Kilometer weiter zur nächsten identischen Straße, dann fand man dort genau die gleichen Leute vor, die genau das Gleiche taten, und genauso war es nach zehn, fünfzehn und zwanzig Kilometern … Wenn jemand in ein Haus einzog, wurden die Statisten, die bis dahin dort gewohnt hatten, einfach gelöscht. Nur in Straßen, in denen nur noch SenSpace-Abonnenten wohnten, gab es überhaupt keine fiktiven Nachbarn mehr.
    Doch der Umstand, dass diese Leute bloße Trugbilder waren, hielt Kleine Rose nicht davon ab, sie zu

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