Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
glaubte Gabes Stimme zu erkennen.
Vielleicht wäre es jetzt zu Ende.
Bitte
lass es zu Ende sein!
Eine Hand
berührte meine Schulter und drehte mich behutsam auf den Rücken.
„Oh mein
Gott! Mia!“, sagte die Stimme.
„Gabe?“
Ungläubig starrte ich in Gabes Gesicht. Mitleid und Sorge hatten tiefe Falten
darin gegraben. Eine Träne glitzerte in seinem Augenwinkel und rollte
schließlich über seine Wange.
Mein
erster Gedanke war, dass er keinen Grund hatte zu weinen. Jetzt war doch alles
gut. Es war überstanden.
Mühsam
streckte ich meinen Arm aus und wischte, ungeschickt in meinen Bewegungen, über
seine Wange.
„Nicht
weinen. Endlich vor … bei!“, flüsterte ich mit tonloser Stimme.
Mein Arm
sackte wieder zu Boden. So schwer. So müde. Ich wollte nur noch schlafen. Jetzt
wo Gabe bei mir war könnte ich endlich schlafen.
„Mia,
bleib bei mir! Mia,…“ Gabe rüttelte an meinen Schultern. Ich wollte ihm sagen,
dass es OK ist, dass ich mich nur ein wenig ausruhen möchte, weil ich doch so
müde war.
„Mia,
hörst du …“
Lächelnd
blickte ich ein letztes Mal in seine grünen Augen und verlor mich in deren
Tiefe.
6
Das Erste
was ich wahrnahm, war ein langgezogener immer fortwährender Piepton, dem ich
die Schuld gab, dass mir der Kopf dröhnte. Mühsam versuchte ich meine Augen zu
öffnen und meine Arme zu bewegen. Ich war von einer inneren Schwere befallen,
die mir vorgaukelte, dass mein Körper Tonnen wog, unmöglich, diese in Bewegung
zu setzen.
Doch das
wirklich Merkwürdige war das Fehlen von Schmerzen. Nach so langer Zeit, stetig
ausgesetzter Qual, fühlte ich plötzlich nichts und so absurd es auch klingen
mag, versetzte mich diese fehlende Emotion in Angst.
Der Tod
sollte doch frei von Angst sein, frei von Empfindungen. Nicht schwer auf einem
liegen wie eine bleierne Decke.
Er sollte
einem Frieden schenken, …
„Mia“ Ich
hörte meinen Namen, spürte einen Druck auf meiner Schulter, fühlte
Schuldgefühle, Wut, und geriet völlig in Panik.
„Bitte
nicht, nein!“, schrie ich krächzend, versuchte mich zu wehren, schlug um mich,
bis der Kontakt abbrach.
„Mia,
alles ist gut. Du bist in Sicherheit.“, sagte die Stimme.
Obwohl
kein Zorn darin schwang und die Worte mit Zärtlichkeit ausgesprochen wurden,
versuchte ich wegzurücken, Abstand zwischen mir und dem Mann zu bringen, den
ich nicht sehen konnte, bis ich meine Augen dazu zwang sich langsam zu öffnen.
Verschwommen
nahm ich meine Umgebung wahr, und mit jedem Blinzeln, wurden die Umrisse
schärfer und meine Verwirrung wuchs.
Ich war
nicht mehr in dem feuchten Kellergewölbe, in dem es nach Blut und Schweiß roch.
Ich war in einem Raum. Sauber und mit frischer Luft gefüllt. In einem Kamin
brannte Feuer. Der Boden war mit Teppich ausgelegt und an den holzvertäfelten
Wänden hingen Bilder. Neben meinem Bett standen Monitore und weiteres
medizinisches Material. In meinem Arm steckte eine Kanüle von der ein Schlauch
zu einer, auf einem Infusionsständer, hängenden Flasche führte.
„Du bist
in Sicherheit. Hier tut dir keiner was!“, wiederholte der Mann mit sanfter
Stimme und lenkte damit meine Aufmerksamkeit auf sich.
„Wo bin
ich?“, fragte ich und erkannte meine eigene Stimme fast nicht wieder. Kratzig
kamen die Worte aus meiner Kehle, die brannte, als hätte ich wochenlang
geschrien.
Der Mann
trat näher, bis sein Gesicht vom Schein der Nachttischlampe erhellt wurde.
Tiefe Furchen auf seiner Stirn und Wangen gaben den Anschein, als hätten sich
Kummer und Sorge in sein Gesicht gegraben und es in kurzer Zeit viel zu schnell
altern lassen. Sein Mund war ein dünner Strich aus zusammengepressten Lippen,
die sich nun zu einem zaghaften Lächeln formten, das ihn schlagartig um Jahre
verjüngte und seine grünen Augen vor Erleichterung aufhellten.
„Zu
Hause!“, wisperte er und strahlte dabei eine Dankbarkeit aus, die mein Herz
höher schlagen ließ.
„Wer sind
sie?“, flüsterte ich und betrachtete den Mann, der eine gewisse Vertrautheit
ausstrahlte und doch ein Fremder war.
„Ich bin Darien
McCansy.“, sagte er bemüht langsam. Doch seine Worte trafen mich wie eine
Ohrfeige.
Dies war
also der Bekannte meiner Mutter! Der Mann, der mich nach London geholt hatte!
Der, den ich nie selbst zu Gesicht bekommen hatte, an dessen Stelle Gabe,…
Der
Erinnerung an Gabriel folgten grausame Bilder von Blut, Schmerz, Gewalt, …
„Gabriel!?“,
formten meine Lippen lautlos, während mein Blick hoffend den von
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