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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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gehe zum Thriller-Regal und schnappe mir einen Schutzumschlag, der ein wenig im Comic-Stil gehalten ist.
    Eine überzeichnete Schwarz-Weiß-Gestalt mit wutverzerrtem Gesicht, die eine Knarre mit übergroßer Öffnung auf den Leser richtet. Den tausche ich schnell mit dem Schutzumschlag des »Väter – und wie man ihnen verzeiht«-Buches und drücke meinem ungehobelten Kunden dann den Ratgeber im Comic-Gewand in die Hand. Schließlich werde ich ihn nie wiedersehen.
    Â»Der ist gerade total beliebt in der Altersgruppe – wegen des postmodernen Stils und der ironischen Herangehensweise an das Sujet des Mordens …«
    Laberrhabarberralaber.
    Er verdreht die Augen. »Danke. Verpacken Sie es als Geschenk.«
    Ich finde, er hätte zumindest »Bitte« sagen können. Deswegen habe ich kein allzu schlechtes Gewissen, als ich von der Rolle Geschenkpapier an der Kasse ein Stück abreiße und das Buch darin verpacke.
    Ich versuche mit Worten von meiner Ungeschicklichkeit beim Verpacken abzulenken: »Was ist denn der Anlass?«
    Â»Das geht Sie gar nichts … Ich habe seinen Geburtstag vergessen.«
    Na, zumindest bemüht er sich um Manieren. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Habe wohl instinktiv genau das richtige Buch gewählt. Ich bin ein Naturtalent. Und das ganz ohne Magie. Ich versuche, das Geschenkband so kunstvoll wie möglich mit der Kante einer stumpfen Schere zu kräuseln. Das Ergebnis sieht nicht überwältigend aus.
    Aber meinem Professor-Doktor scheint es zu reichen.
    Â»Haben sie noch eine Tüte?«
    Ich nehme mir eine der reinweißen Tüten, die unter dem Tisch liegen, und lasse das Buch vorsichtig hineingleiten. Er nimmt sie mir aus der Hand und verschwindet. Uff, so romantisch ist es doch nicht, in einem Buchladen zu arbeiten. Dafür bin ich das dämliche Buch los, bevor es mich noch anschreit, darin zu blättern. Außerdem scheint es beim jetzigen Besitzer viel besser aufgehoben. Immerhin scheint der Junge mit seinem Vater zusammenleben zu müssen.
    Egal, was man meinem Vater vorwerfen könnte, meinen Geburtstag hat er noch nie vergessen. Jedes Jahr steht vor meiner Tür ein Paket mit einer bunten Karte von dem Ort, an dem er sich aufhält, mit dem Vorschlag, ich könne ihn ja irgendwann mal besuchen – und irgendeinem Kunsthandwerker-Blödsinn. Zuletzt ein gebatikter Bettüberwurf. Aus irgendeinem Grund bewahre ich trotzdem alles auf und bunkere es in dem Kabuff, das von unserer Küche abgeht.
    Was der 23-Jährige wohl mit seinem Buch macht? Ich schlage mir die Hand vor den Mund, als mir klar wird, was ich gerade getan habe. Elizabeth war so reizend zu mir und hat mir diesen schönen Laden anvertraut, und ich habe vermutlich gerade einen gut begüterten Kunden für immer vergrault. Mir wird ein wenig übel. Hoffentlich kommen noch so viele Kunden, dass ich diesen Fehler wieder ausbügeln kann. Vielleicht gelingt es mir mit etwas Anstrengung ja sogar ganz ohne magische Kräfte, ein paar neue zu gewinnen.
    Als es kurz darauf das nächste Mal klingelt, bemühe ich mich um eine gerade, aber lässige Haltung und achte bei meinem Lächeln darauf, dass auch die Augen mitlächeln. Ein bisschen Herzlichkeit kann nicht schaden. Es ist Lilly.
    Sie wirft mir ein Kusshändchen zu und lässt sich auf die Chaiselongue fallen. »Und, schon etwas verkauft?«
    Â»Ja«, sage ich schnell, über die näheren Umstände muss sie ja nun wirklich nichts wissen. »Aber was machst du denn hier?«
»Elizabeth hat mich gebeten, ein bisschen auf dich aufzupassen.«
    Zu Recht, denke ich und werde rot.
    Â»Quatsch, ich wollte nur kurz bei dir vorbeischauen, muss aber gleich weiter. Ich habe beschlossen, heute einen weiteren Punkt auf meiner Liste anzugehen.«
    Â»Und welcher wird es?«, frage ich bang. Hoffentlich hat es nichts mit Ladendiebstahl, S-Bahn-Surfen oder Ähnlichem zu tun.
    Â»Oh, darüber spreche ich vorher nicht. Dann könnte es schiefgehen. Schlechtes Karma, weißt du?«
    Sie lässt ihren Blick durch den Laden schweifen.
    Â»Der Laden steht dir«, stellt sie dann fest.
    Ich kichere ein wenig nervös, weil ich mich immer noch wie ein Fremdkörper fühle.
    Â»Entspann dich. Eigne dir das Terrain an, dekorier einen der Tische um, bis er deinem Geschmack entspricht. Du wirst sehen, das wird dir gefallen.«
    Ich bin nur einen Tag hier. Da werde ich

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