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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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Castor-Transporte, gegen Krieg in Afghanistan, gegen Kapitalismus, gegen Nazis, eigentlich gegen alles. Und was soll ich sagen, es haben sich am Ende einige beteiligt. Bis wir aufgelöst wurden, weil wir nicht angemeldet waren.«
    Und ich wette, Lilly bekommt das mit augenzwinkerndem Charme hin, ohne von den Passanten als lächerlich eingestuft zu werden. »Aber du wurdest nicht im Polizeiauto nach Hause gefahren, oder?«
    Ich will lieber nicht darüber nachdenken, was passiert, falls Lilly hier echt noch rausfliegt. Natürlich müsste ihre Familie sie dann aufnehmen, solange sie kein Pflegefall ist. Aber ich möchte nicht erleben, wie ihr zwischen zwei Familien, die nur Widerwillen signalisieren, doch noch zum Ende hin die Flügel gekappt werden, um dann in irgendeine Pflegestation abgeschoben zu werden.
    Â»Quatsch«, winkt Lilly lässig ab. »Die Polizisten waren ausgesprochen nett. Nachdem sie festgestellt haben, dass sie keine ›verwirrte Person‹ aufgegriffen haben, wie die immer so schön sagen, sondern ich noch sehr gut in Schuss und bei Sinnen bin, meinten sie sogar, dass sie in ein paar Punkten voll und ganz meiner Meinung sind.« Sie kichert wieder.
    Es ist wohl bei spontanen Demos von Vorteil, eine aparte ältere Dame zu sein – kein renitenter Jugendlicher, der schwarze Kapuze und auch sonst alle Kennzeichen eines Autonomen trägt. Und Lilly weiß das und nutzt es schamlos aus. Wider Willen muss ich grinsen. Und bin unentschlossen. Sollte ich nun versuchen, sie vor sich selbst zu schützen? Andererseits: Warum soll sie nicht noch die anderen 95 Dinge tun, die sie getan haben möchte – solange sie dabei niemanden gefährdet, außer sich selbst. Dass sie damit dem Egoismus ihrer Familie in die Parade fährt, ist doch nur von Vorteil. Sollen denen doch die Knie ein wenig schlottern.
    Â»Ich gehe nachher noch zu Elizabeth, um mein Geld abzuholen«, wechsle ich das Thema. »Kommst du mit?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich fühle mich heute ein wenig erschöpft«, sagt sie mit brüchiger Stimme. Dass wäre angesichts der vergangenen Ereignisse durchaus nachzuvollziehen. Aber ich habe so eine Ahnung, dass sie die gebrechliche alte Dame nur spielt und schon wieder irgendetwas plant.
    Ich seufze halb belustigt und halb besorgt, gehe aber, ohne zu fragen, weiter meiner Arbeit nach. Sie ist ein erwachsener Mensch. Es scheint mir eine Frage des Respekts zu sein, die so viel Ältere nicht wie ein Kleinkind zu bevormunden, nur weil sie eigenwillig und weit über siebzig ist.
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    I ch habe darüber nachgedacht, ob du vielleicht gerne häufiger hier arbeiten würdest.« Da kommen sie aus Elizabeths Mund – die gefürchteten, ersehnten Worte. Natürlich will ich, wäre aber trotzdem gerne von der Entscheidung verschont geblieben. Ich kann doch nicht schon wieder etwas Neues anfangen. Wenngleich ich dann natürlich Stefan den Fängen seines Vaters entreißen und ihn als Ersatz für ein paar meiner Schichten im Altersheim präsentieren könnte. Das wäre doch eine äußerst umsichtige, gute Tat für alle Beteiligten.
    Â»Das ist durchaus ein Angebot mit Zukunft. Ich werde den Laden nicht mehr ewig führen können, weißt du?«, setzt sie nach, als ich nicht antworte.
    Das wird ja immer besser – oder auch schlimmer. Ich weiß wirklich nicht, was ich jetzt sagen soll.
    Â»Danke. Das ist ein tolles Angebot, aber …« Ich ringe nach Worten.
    Â»Na gut, machen wir kleine Schritte«, sagt Elizabeth und lacht. »Könntest du dich wohl durchringen, hier gelegentlich auszuhelfen? Du wirst auch ganz sicher nicht in Büchern bezahlt.« Sie hält mir einen Umschlag mit dem vereinbarten Betrag hin, der nicht schlechter ist, als mein Stundenlohn im Altersheim.
    Verlegen nehme ich ihn entgegen, und weil ich weiß, dass ich es bereuen würde abzulehnen, sage ich auch noch ehrlich: »Ja, sehr gerne.«
    Elizabeth strahlt.
    Prompt ist mein schlechtes Gewissen wieder da. »Erwarte bitte nicht zu viel von mir. Was meine Arbeit angeht, bin ich nicht sehr zuverlässig. Ich meine, ich klaue keinen Bürobedarf und bin pünktlich, aber ich bleibe meist nicht sehr lange in einem Job.« Ich bin selbst erschrocken darüber, dass ich das so brühwarm gestehe.
    Elizabeth nimmt es gelassen: »Das ist wie mit Männern. Solange man den Richtigen noch nicht gefunden

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