Mich gibt s ubrigens auch fur immer
hat, irrt man eben ein wenig umher.«
Ich habe diese Frau schon richtig ins Herz geschlossen. Es wäre schön, wenn sie damit recht behält. Aber lässt sich aus meiner Männer-Vergangenheit irgendetwas über meine berufliche Zukunft schlieÃen? Die ist eindeutig weniger aufregend und abwechslungsreich als mein Studienleben, denn eigentlich hatte ich vor Hrithik nur eine richtige, lange Beziehung. Wenn ich es mir jedoch genau überlege, war ich mir in den sechs Jahren zu keinem Zeitpunkt sicher, ob ich wirklich da bin, wo ich sein sollte. Nachdem ich mich euphorisch hineingestürzt hatte, wäre ich bei dem Mann sicher auch kaum mehr als drei Monate geblieben. Wenn es nicht so viel schwieriger wäre, sich von einem Menschen zu lösen und ihn vor den Kopf zu stoÃen, als einem Betrieb den Rücken zu kehren. Deswegen wurden es dann eher sechs Jahre. Kein Drama, ich hatte ja eigentlich nichts Besseres vor.
Mit Hrithik war dann aber alles ganz anders. Da hatte ich die Panikattacke bevor wir zusammengekommen sind, weil ich wohl geahnt habe, dass dies eine sehr, sehr ernste und endgültige Geschichte werden könnte. Nachdem ich die Furcht überwunden hatte, fühlte sich alles so leicht und selbstverständlich an, als könnte es gar nicht anders sein. Wäre ja schön, wenn es in meinem Arbeitsleben letztendlich genauso laufen würde. Ob man es als Indiz werten kann, dass mir hier im Buchladen gerade mehr als nur ein bisschen mulmig ist? Wenn starkes Unwohlsein bei mir der Vorbote für strahlendes Glück in der Zukunft sein sollte, dann könnte ich hier tatsächlich richtig sein. Und dann wären eigentlich auch meine anfänglichen Heiratsbedenken ein gutes Zeichen. Schon viel enthusiastischer vereinbare ich mit Elizabeth, dass ich sie zunächst an zwei Tagen in der Woche vollständig vertrete, damit ihr Mann nicht immer ganz allein zu Hause ist und sie öfter mal gemeinsam ihre Enkel besuchen können. Den Sonnabend wollen wir halbtags zusammen im Laden stehen, damit sie mir noch ein paar Kniffe beibringen und mich mit den Stammkunden vertrauter machen kann. Das klingt nach einem hervorragenden Plan. Ich hoffe nur, dass ich ihn auch Hrithik überzeugend vermitteln kann. Bei der Vorstellung plagt mich die Sorge, er könnte bald die Geduld mit mir verlieren, bei den vielen wichtigen Entscheidungen, die ich zurzeit spontan treffe.
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W enn es dich glücklich macht â¦Â«, seufzt Toni resigniert bei meinem Beichte-Probelauf so ganz unter wohlmeinenden Freunden im Weinstein.
»Dann hoffe ich aber, dass meine Bücher ganz vorne in der Auslage ein warmes Plätzchen bekommen und du sie vorrangig empfiehlst.« Juli kichert. Sie nehmen mich ganz offensichtlich nicht ernst. Ich bin ganz froh, dass ich ihnen nichts vom Auralesen erzählt habe.
»Peter, fällt dir nicht auch noch irgendetwas Wertvolles dazu ein?«, frage ich hoffnungsvoll. Wozu hat man schlieÃlich einen philosophischen Berater in der Runde.
Er sieht grüblerisch drein, dann stöÃt er aus: »Glücklich, wer seinen Beruf erkannt hat, er verlangt nach keinem anderen Glück.«
So viel Bedeutung möchte ich dem schnöden Berufsleben nun auch nicht beimessen. Wäre natürlich schön, wenn einem das leidige Ackern für die Miete leichter gemacht würde, weil man dabei einer erfüllenden Tätigkeit nachgeht. Aber Arbeit als einziges Glück? Ich vermute mal, ihm ist auf die Schnelle einfach nichts Besseres eingefallen.
»Wann kommt eigentlich Hrithiks Familie?«, will Juli wissen.
»In zwei Wochen.« Ich seufze schwer. Nach mehr als einem dreiviertel Jahr Beziehung und potenzieller EheschlieÃung ist es wohl höchste Zeit, die Erzeuger meines Lieblingsmenschen kennenzulernen. Aber ich bin immer noch nicht dazu gekommen, mich ernsthaft auf die Zusammenführung der Neu-Familie vorzubereiten. Vorerst kann ich nur auf die zahlreichen Bollywood-Filme zurückgreifen, die ich gesehen habe. Aber so gern ich die auch mag, hoffe ich doch, dass die Realität etwas anders aussieht?!
»Ich frage mich nur, ob ich mich vor meinem angehenden Schwiegervater ernsthaft verbeugen und seine FüÃe berühren muss«, sinniere ich.
»Auf keinen Fall!«, entgegnet Toni sehr entschieden. »Sie besuchen euch in eurer gemeinsamen Wohnung. Da musst du das recht haben, nach deinen eigenen Traditionen zu leben. Ein kräftiges
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