Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
auf seiner Schlafstatt zurück und starrte an die Decke. »Es ist wegen Katala.«
»Oh«, zischte Laurie.
»Was willst du damit sagen, ›Oh‹?«
»Nichts. Bloß, daß Almorella mir erzählt hat, daß sich das Mädchen in den beiden letzten Wochen unmöglich benommen hat. Und du siehst auch nicht gerade fröhlich aus. Was ist los?«
»Ich weiß nicht. Sie ist einfach… Sie ist bloß… Sie hat mich heute getreten.«
Laurie warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Warum, um Himmels willen, hat sie denn das getan?«
»Ich weiß es nicht. Sie hat mich einfach getreten.«
»Was hast du getan?«
»Ich habe überhaupt nichts getan.«
»Ha!« Laurie explodierte förmlich vor Vergnügen. »Das ist es eben, Pug. Es gibt wohl nur eines, was eine Frau noch mehr haßt, als wenn ein Mann, den sie nicht mag, ihr zu viel Aufmerksamkeit schenkt – und das ist, daß ein Mann, den sie mag, ihr keine Aufmerksamkeit entgegenbringt.«
Pug sah ihn verzagt an. »Ich dachte mir schon, daß es so etwas sein müßte.«
Überraschung zeigte sich auf Lauries Gesicht. »Was soll das denn nun? Gefällt sie dir nicht?«
Pug beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Das ist es nicht. Ich mag sie. Sie ist sehr hübsch und scheint auch ganz freundlich zu sein. Bloß…«
»Was?«
Pug warf seinem Freund einen scharfen Blick zu, um zu sehen, ob er sich über ihn lustig machte.
Laurie lächelte, aber auf freundliche, beruhigende Art. Pug fuhr fort: »Es ist bloß… Da gibt es noch jemanden.«
Laurie blieb der Mund offen stehen. Dann klappte er ihn zu. »Wen? Abgesehen von Almorella ist Katala das hübscheste Frauenzimmer, das ich in dieser gottverlassenen Welt gesehen habe.« Er seufzte. »Um ehrlich zu sein, sie ist noch hübscher als Almorella, aber nur ein bißchen. Außerdem hätte ich es gemerkt, wenn du einer anderen nachgeschlichen wärest.«
Pug schüttelte den Kopf und schaute zu Boden. »Nein, Laurie. Ich meine – daheim.«
Wieder blieb Lauries Mund offen. Dann fiel er auf den Rücken und stöhnte. »Daheim! Was soll ich bloß mit diesem Kind machen? Es hat den Verstand verloren!« Er stützte sich auf einen Ellbogen und sagte: »Ist das tatsächlich Pug, der da spricht? Der Knabe, der mir immer rät, die Vergangenheit zu vergessen? Der immer wieder betont, daß es zu einem schnellen Tod führen kann, wenn man daran denkt, wie es zu Hause war?«
Pug kümmerte sich nicht um all diese Fragen. »Das ist etwas anderes.«
»Wieso? Inwiefern ist das anders? Bei Ruthia, die in ihren besseren Momenten Narren, Trunkenbolde und Minnesänger schützt, wie kannst du mir sagen, daß dies anders ist? Bildest du dir tatsächlich auch nur einen Augenblick lang ein, daß du hoffen kannst, dieses Mädchen wiederzusehen, egal, wer sie ist?«
»Ich weiß. Aber die Erinnerung an Carline hat mich mehr als einmal davor bewahrt, den Verstand zu verlieren…« Er seufzte laut. »Wir brauchen alle einen Traum, Laurie.«
Laurie musterte schweigend seinen jungen Freund. »Ja, Pug, wir brauchen alle einen. Aber«, fügte er fröhlich hinzu, »ein Traum ist eine Sache, eine lebendige, atmende, warme Frau eine andere.« Als er sah, daß Pug über diese Bemerkung ärgerlich wurde, wechselte er das Thema. »Wer ist Carline, Pug?«
»Lord Borrics Tochter.«
Lauries Augen wurden groß. »Prinzessin Carline?« Pug nickte. Lauries Stimme verriet seine Belustigung. »Die begehrteste Tochter im westlichen Reich nach der Tochter des Prinzen von Krondor? Du überraschst mich doch immer wieder. Das hätte ich nie für möglich gehalten! Erzähl mir von ihr.«
Pug fing an, von der Geschichte zu berichten. Zuerst erzählte er von seiner jugendhaften Verliebtheit, dann, wie sich ihre Beziehung entwickelte. Laurie blieb still, stellte keine Fragen, ließ Pug die Gefühle ausdrücken, die sich seit Jahren in ihm angestaut hatten. Schließlich sagte Pug:
»Vielleicht ist es das, was mich an Katala so beunruhigt. In gewisser Weise ist sie wie Carline. Sie hat einen starken Willen, und sie läßt uns ihre Launen spüren.«
Laurie nickte, ohne etwas zu sagen. Pug fuhr fort: »Als ich in Crydee war, dachte ich eine Zeitlang, ich würde Carline lieben. Aber jetzt weiß ich es nicht. Ist das nicht merkwürdig?«
Laurie schüttelte den Kopf. »Nein, Pug. Es gibt viele Arten, jemanden zu lieben. Manchmal wünschen wir uns die Liebe so sehr, daß wir nicht sehr wählerisch sind, wenn wir uns jemanden aussuchen. Dann wieder erklären wir die Liebe zu
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