Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
selben Ort, nur durch eine leichte Zeitverschiebung von ihm getrennt. Ashen-Shugar hatte versucht, die Stadt von Draken-Korin zu verstecken, und dazu gehörte auch, daß er sie in einen anderen Zeitrahmen verfrachtet hatte. Er betrachtete die weite Halle, in der die Valheru ihren letzten Rat abgehalten hatten, dann sah er sich den riesigen, grün glühenden Stein an, der mit jedem Lebewesen auf diesem Planeten in Kontakt stand. Er dachte über die Wichtigkeit seines Tuns nach und beruhigte sich. Er spürte die Stimmung des Drachen, eine Willenlosigkeit gegen das, was das Schicksal brachte, doch keine Niedergeschlagenheit, keine Selbstaufgabe. Der Tod mochte kommen, aber er konnte auch den Sieg bedeuten. Tomas fühlte sich bei diesem Gedanken sicherer.
Arutha nickte. »Ihr habt mir gesagt, er sei wichtig. Jetzt sagt mir, warum.«
»Er wurde für den Tag zurückgelassen, an dem die Valheru zurückkehren. Sie hatten begriffen, daß die Götter aus der Materie der Welt gemacht waren, zum Teil aus der von Midkemia. Draken-Korin war der Schlaueste seines Geschlechts. Er wußte, die Macht der Götter hing von der Art ihrer Beziehung zu anderen Lebewesen ab. Der Stein des Lebens ist die wirkungsvollste Reliquie auf dieser Welt. Wenn er benutzt wird, kann er jeder Kreatur die Kraft entziehen und sie seinem Besitzer zuführen. Damit können die Valheru wieder in diese Zeit und diesen Raum eindringen. Der Stein würde sie mit einer Kraft versorgen, der niemand widerstehen könnte, und gleichzeitig würde er den Göttern die Quelle ihrer Macht entziehen. Unglücklicherweise wäre dann auch alles Leben auf diesem Planeten vernichtet. In einem einzigen Augenblick wäre alles tot, was geht, fliegt, schwimmt, kriecht; Insekten, Fische, Pflanzen, alle Lebewesen auf Midkemia, egal wie klein oder groß.«
Arutha war verblüfft. »Aber was wollen die Valheru auf einem toten Planeten?«
»Sind sie erst einmal wieder in diesem Universum, können sie mit anderen Welten Krieg führen und Sklaven, Vieh und Pflanzen, Leben in allen Formen, auf diese Welt bringen. Sie kümmern sich nicht um die Lebewesen hier, sie denken nur an sich selbst. Die Valheru betrachten die Dinge so: alles darf zerstört werden, wenn es ihren Zwecken dient.«
»Dann werden Murmandamus und die angreifenden Moredhel also auch sterben«, sagte Arutha.
Macros dachte nach. »Das ist eine der Sachen, die mich verwirren, denn damit Murmandamus den Stein des Lebens benutzen kann, muß er in sehr geheimes Wissen eingeweiht sein. Vielleicht weiß er nicht, daß er sterben muß, wenn er das Portal öffnet. Die Pantathianischen Schlangenpriester kann ich noch verstehen. Seit den Chaoskriegen haben sie sich nur damit beschäftigt, ihre Herrscherin zurückzuholen, die Smaragdgrüne Herrin der Schlangen, die sie als Göttin verehren. Sie pflegen einen Kult des Todes und glauben, mit ihrer Rückkehr würden sie zu einer Art Halbgötter. Sie gehen freiwillig in den Tod. Doch solch ein Verhalten ist für einen Moredhel ungewöhnlich. Deshalb verstehe ich die Beweggründe von Murmandamus nicht, es sei denn, er hätte andere Garantien erhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, welche das sein sollten, und ich weiß auch nicht, warum diese Schreckenswesen eingesetzt werden, weil die schließlich nicht mit den anderen verschwinden. Wenn die Valheru sie auf dieser Welt nicht mehr haben wollen, wird es ihnen schwerfallen, sie loszuwerden. Die Schreckenslords sind mächtig, und aus diesem Grund wundere ich mich über dieses Bündnis.« Macros seufzte. »Es gibt noch so viele Dinge, die wir nicht wissen. Und jedes davon könnte unseren Untergang bedeuten.«
Arutha sagte: »Bei all dem gibt es noch etwas, das ich nicht verstehe. Dieser Murmandamus ist ein Erzmagier oder so etwas. Wenn er hierherkommen muß, warum nimmt er nicht einfach die Gestalt eines Menschen an, schleicht sich nach Sethanon hinein und erreicht diesen Ort unbemerkt? Warum läßt er seine ganze Armee marschieren? Warum diese Zerstörung?«
Macros antwortete: »Das liegt in der Natur des Steins des Lebens. Damit Murmandamus den richtigen Zeitrahmen erreichen und den Valheru das Tor öffnen kann, braucht er eine riesige magische Kraft. Murmandamus ernährt sich vom Tod.« Arutha nickte. Er erinnerte sich an eine Bemerkung von Murmandamus, als dieser bei ihrer ersten Begegnung in Krondor durch einen Toten mit Arutha gesprochen hatte. »Er saugt Kraft aus den Toten. Tausende, ob sie nun in seinen Diensten standen oder
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