Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
einer
geschlossenen Wohnungstür hervordrang. Mit der Hand auf der Waffe an seiner
Hüfte näherte Niko sich der Wohnung.
Von der
anderen Seite der verbeulten, graffitiübersäten Tür war kein Geräusch zu hören.
Nur Tod, von Menschen und Vampiren.
Niko drehte
am Türknauf, der nicht abgeschlossen war, und wappnete sich gegen das, was er
vorfinden würde. Es war ein Massaker gewesen.
Ein Mensch,
offensichtlich ein Junkie, lag verdreht auf dem Rücken, zwischen gebrauchten
Einwegspritzen und anderem Müll, der den blutgetränkten Boden und eine
verdreckte Matratze übersäte. Die Leiche war so übel zugerichtet, dass sie kaum
noch als Mensch erkennbar war, ganz zu schweigen davon, ob Mann oder Frau. Auch
die beiden anderen Leichen waren schlimm verunstaltet, aber es waren definitiv
Stammesvampire - beide von ihnen Rogues, schon ihrer Größe und ihrem Geruch
nach.
Nikolai
konnte erraten, was hier wahrscheinlich geschehen war: ein tödlicher Kampf um
Beute. Dieser Kampf war wohl erst wenige Minuten her. Und die beiden toten
Blutsauger hatten es allein nicht geschafft, einander so gründlich in Fetzen zu
reißen, bevor der eine oder andere krepierte.
Bei diesem
Gemetzel musste noch mindestens ein weiterer Rogue beteiligt gewesen sein.
Wenn Niko
Glück hatte, war der Sieger vielleicht immer noch irgendwo in der Nähe und
leckte seine Wunden. Das hoffte er, denn er brannte darauf, dem degenerierten
Mistkerl eine Kostprobe aus seiner .9mm zu verpassen.
Nichts löste
sich schneller auf als das verseuchte Blutsystem eines Rogue, im allergischen
Schock nach einer Dosis giftigem Titan.
Nikolai ging
zu dem vernagelten Fenster hinüber und riss die rohen Bretter zur Seite. Er
hatte Action haben wollen - jetzt hatte er sie haufenweise. Unter ihm auf der
Straße stand ein riesiger Rogue. Blutüberströmt und zerschlagen, sah er aus wie
jemand aus den tiefsten Abgründen der Hölle.
Aber, verdammt
und zugenäht ... er war nicht allein.
Alexej Jakut
war bei ihm.
Unglaublich,
Lex und der Rogue gingen zusammen zu einer wartenden Limousine und stiegen ein.
„Was zur
Hölle hast du denn vor?", murmelte Niko leise, als der Wagen die Straße
hinaufraste.
Er wollte
schon aus dem offenen Fenster steigen und ihnen zu Fuß folgen, als hinter ihm
ein schriller Schrei ertönte. Eine Frau hatte sich an den Schauplatz des
Gemetzels verirrt und starrte ihn nun entsetzt an, einen zitternden,
anklagenden Finger in seine Richtung ausgestreckt. Wieder schrie sie, laut
genug, um jeden Cracksüchtigen und Dealer der Nachbarschaft aufmerksam zu
machen.
Nikolai
betrachtete die Zeugin und die blutigen Spuren des Kampfes, der so gar nichts
Menschliches mehr an sich hatte.
„Verdammt",
knurrte er und warf einen Blick über die Schulter, gerade noch rechtzeitig, um
zu sehen, wie Lex' Wagen um die Ecke verschwand. „Es ist okay", sagte er
zu der kreischenden Furie, als er das Fenster verließ und sich ihr näherte. „Du
hast nichts gesehen."
Er löschte
ihre Erinnerung aus und stieß sie aus dem Zimmer. Dann zog er eine seiner
Titanklingen und stach damit in die sterblichen Überreste eines der toten
Rogues.
Als sich die
Leiche zischend zu zersetzen begann, machte sich Niko daran, auch den Rest des
Gemetzels zu beseitigen, den Lex und sein ungleicher Verbündeter hinterlassen
hatten.
12
In der engen
Küche des Jagdhauses stand Renata an der Küchenablage, ein Messer locker in der
Hand. „Was möchtest du heute Abend - das Traubengelee oder die
Erdbeermarmelade?"
„Traubengelee",
antwortete Mira. „Nein, wart mal - doch lieber Erdbeermarmelade."
Sie saß
neben Renata auf der Kante der hölzernen Arbeitsfläche und ließ lässig die
Beine baumeln. In ihrem lilafarbenen T-Shirt, der ausgeblichenen Jeans und den
abgewetzten Turnschuhen wirkte Mira wie jedes andere normale Vorstadtkind, das
auf sein Abendessen wartete. Aber normale kleine Mädchen mussten nicht tagein,
tagaus das Gleiche essen. Normale kleine Mädchen hatten Familien, die sie
liebten und sich um sie kümmerten. Sie wohnten in hübschen Häusern, auf
hübschen, baumbestandenen Straßen, mit hellen Küchen und vollen Speisekammern
und Müttern, die wussten, wie man wundervolle, abwechslungsreiche Mahlzeiten
zubereitete.
Zumindest
war das Renatas Idealvorstellung von dem, was normal war. Aus eigener Erfahrung
kannte sie so etwas nicht.
Als
Straßenkind, bevor Jakut sie gefunden und zum Jagdhaus gebracht hatte, wusste
auch Mira nicht, was normal war. Aber es war
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