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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gesellschaft von ungefähr zwanzig
    Ingenieuren. Es handelte sich überwiegend um Amerikaner, was ihr Vorurteil widerlegte, daß Marshall von Deutschen dominiert würde. Jeder Ingenieur hielt einen halbstündigen Vortrag auf seinem Fachgebiet, während die anderen ihre Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen dem Referenten und ihr widmeten. Das verwunderte sie. Hatten die Jungs denn nichts Besseres zu tun, als zuzuschauen, wie sie Raketen-Grafiken betrachtete?
    Dann wurde sie zu einer Party in den Country Club der
    Marshall-Belegschaft eingeladen, der den Namen ›Mars Club‹
    trug.
    Bei dieser Gelegenheit lernte sie die Leute etwas besser kennen.
    Sie waren eine isolierte Gruppe, die im provinziellen
    Alabama ihrer Arbeit nachging und sich mit Leib und Seele der Raumfahrt verschrieben hatte. Sie brachten einem Astronauten eine weitaus größere Verehrung entgegen, als sie ihm zum Beispiel in Houston zuteil wurde: und noch dazu der Ares-Besatzung, die von Brauns dreißig Jahre alten Traum vom Flug zum Mars verwirklichte. Der Besuch eines Astronauten hier in Alabama ließ sie daran teilhaben und vermittelte ihnen angesichts der chronischen Finanzkrise der NASA und der unsicheren Zukunft der NASA-Zentren neue Zuversicht.
     
    Später besuchte sie die Firma Michoud in New Orleans, wo die großen Zusatztanks hergestellt wurden. Sie hielt sich ziemlich lange dort auf, weil den Tanks während der Mission eine große Bedeutung zukam.
    Die Montagehallen glichen riesigen Höhlen, in denen die
    Tanks in zylindrischen Behältern montiert wurden. Sie
    verfolgte die Fertigung eines Schotts, einer großen Kuppel, die den großen FlüssigwasserstoffTank abschließen würde. Die Kuppel wurde aus Aluminiumstücken zusammengesetzt, was eine Fertigungspräzision erforderte, die von hydraulischen Pressen nicht erreicht wurde. Deshalb wurde eine Gußform, auf deren Oberseite eine Aluminiumbahn lag, auf den Boden eines über zweihunderttausend Liter fassenden Wassertanks hinabgesenkt. Der Einsatz wurde dann durch Schockwellen in die gewünschte Form gebracht.
    York war von der Dimension dieser Fertigungsabläufe
    überwältigt. Im Verlauf ihrer Studien wurden die Tanks
    förmlich zu einem Faszinosum, obwohl sie im Grunde die
    profansten Elemente der ganzen Mission darstellten.
    Jeder Tank enthielt zwei massive Kammern für Treibstoff
    und Oxidator, die durch einen zylindrischen Ring verbunden waren. Die Tanks waren mit einer zehn Zentimeter starken Lage aus Polyurethanschaum und einer reflektierenden Beschichtung ausgekleidet, um die Verdunstung der kryogenen Treibstoffe zu reduzieren. Im Innern der Tanks befanden sich Null-Ge-Abschirmungen und käfigartige Resonanzwände, die verhindern sollten, daß die Flüssigkeiten während des Feuerns der Triebwerke im Tank schwappten. Aufgrund des Gewichts der Flüssigkeiten – etwa tausend Tonnen pro Tank – bestand die Gefahr, daß die gesamte Triebwerksgruppe bei einem solchen Schwappen außer Kontrolle geriet. Außerdem gab es Leitbleche in Form großer Propellerblätter, um das Entstehen von Strudeln zu verhindern, die vielleicht Gasblasen in die Brennstoffleitungen gesaugt hätten…
    Wegen der extremen Anforderungen an die Zuverlässigkeit
    und des breiten Spektrums der Einsatzbedingungen eines
    Raumschiffs war jede Komponente von Ares in einem Ausmaß mit Technik gespickt, das man als Außenstehender nicht vermutet hätte. Das galt selbst für diese profanen Teile, die Tanks. Wegen der eingeschränkten Testmöglichkeiten war die Diagnose von größter Bedeutung: die Fähigkeit, die Entstehungsgeschichte auch der unscheinbarsten Komponente bis zum Hochofen zurückzuverfolgen, um im Fall einer Panne die Ursache zu ermitteln.
    Von dieser Detailarbeit hatten die Leute – einschließlich der Entscheidungsträger im Kapitol –, die über die Preise der von der NASA bestellten Komponenten meckerten, nicht die geringste Ahnung.
    Wenn sie sich an Plätzen wie Michoud – ›im prallen
    Programm‹ – aufhielt, fielen alle Zweifel, welche Romeros Resignation sowie die Skepsis und partielle Feindseligkeit der Presse bei ihr geweckt hatten, von ihr ab. Wie könnte ich eine Saturn ablehnen? Wo sie sie doch zum Mars bringen und zur Durchführung wichtiger Experimente befähigen würde. Eine Milliarde Dollar waren in sie investiert worden, und eine Milliarde Menschen würden darauf achten, daß sie gute Arbeit leistete.
    An Plätzen wie Michaud war sie überzeugt, daß der Preis, den sie zahlte – der

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