Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
er. »So etwas würden sie nicht tun.«
»Sei dir da nicht so sicher«, widersprach Colette ebenfalls im Flüsterton. »Ihr Briten neigt dazu, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen.«
Modo wollte gerade protestieren, als ihm Mr Socrates’ Worte in den Sinn kamen: Wir müssen diese Technologie entweder besitzen oder zerstören. Hatte er sich für Letzteres entschieden? Mr Socrates hatte bestimmt keine Ahnung, dass Modo an Bord der Ictíneo war. Würde er den Angriff abbrechen, wenn er es wüsste?
Ein weiterer donnernder Schlag. Dann ein dritter. Ein vierter. Aber sie wurden schwächer.
Die Ictíneo tauchte immer noch. Die Maschinen liefen auf Hochtouren, sodass das gesamte Schiff vibrierte. Ruhig bedienten die Genossen die verschiedenen Steuerungshebel, reagierten auf jeden von Monturiols Befehlen. Wer auch immer vorne im Ausguck saß, musste jetzt geradewegs nach unten auf den Meeresgrund blicken.
Colette stupste unauffällig Modos Hand an. »Was war das für ein Schiff?«, wisperte sie. »Das war kein Piratenschiff. Und es ist camouflé! Es hat einen Tarnanstrich, damit es auf dem Meer nicht auffällt, deshalb wirkte es so, als würde es verschwinden und wieder auftauchen. Ich kann das Schiff keinem Staat zuordnen.«
»Seiner Größe nach zu urteilen, ist es schwer bewaffnet«, fügte Modo hinzu. »Sein Rumpf könnte so dick sein, dass der Rammsporn der Ictíneo herausbricht, wenn wir versuchen, es anzugreifen. Dann sinken wir.«
Modo dachte eigentlich, er hätte leise gesprochen, und so war er überrascht, als unvermittelt die Kapitänin antwortete: »Das wird nicht passieren. Cerdà hat einen Rammsporn entwickelt, der jedes dem Menschen bekannte Metall durchstoßen kann. Ich vertraue seiner Konstruktion. Allerdings wüsste ich gern, warum Sie beide so viel über Kriegsschiffe wissen. Aber darüber sprechen wir zu gegebener Zeit.«
Sie erteilte einem Genossen einen Befehl auf Katalanisch und das Schiff begann, sich wieder in die Waagerechte auszurichten. »Wir müssen uns mit Bedacht nähern. Vom Ballon aus sind sie in der Lage, uns aus der Ferne zu sichten und ein gutes Stück in die Tiefe zu sehen. Solange wir so weit unter der Wasseroberfläche sind, kann man uns allerdings nicht angreifen. Das wird eine gehörige Überraschung, wenn wir von unten zustechen.«
Sie gab eine weitere Order und Modo spürte, wie das Schiff sich drehte. Drei oder vier Minuten fuhren sie mit hohem Tempo dahin, dann wendete die Ictíneo so abrupt, dass er sich erneut festklammern musste. Das Schiff stieg auf und verlangsamte gleichzeitig seine Fahrt, während die Kapitänin konzentriert durch das Periskop schaute.
Modo warf einen Blick durch das Bullauge. Er konnte die Wasseroberfläche über ihnen ausmachen. Die Ictíneo lag jetzt ruhig im Wasser und Monturiol beobachtete den Feind. Die Icarier warteten schweigend auf weitere Befehle ihrer Kapitänin.
Da schien das Meer plötzlich zu brodeln.
»Was ist das?«, fragte Colette. Sie und Modo starrten nach draußen. Nicht weit entfernt sanken mehrere tonnenförmige Metallbehälter herab. Das Sonnenlicht spiegelte sich darauf. Sie trieben in einem Bogen auf die Ictíneo zu, als würden sie von dem Unterseeboot angezogen. Wieder wurde das Meer aufgewühlt. Zehn oder fünfzehn weitere Tonnen tauchten spritzend ins Wasser.
»Immersió! Immersió! Immersió!«, schrie die Kapitänin. In ihrer Stimme lag ein Anflug von Panik. Die Sirene heulte und die Ictíneo begann, abzutauchen. Modo umklammerte die Haltestange. Sie hatten noch kaum Fahrt aufgenommen, als der erste Behälter mit einem metallischen Kling die Seite des Schiffes traf.
Colette griff nach Modos Hand und drückte sie. In ihrer Miene spiegelte sich das Entsetzen, das Modo selbst verspürte. Er machte sich auf eine Explosion gefasst. Das Schiff tauchte immer schneller, immer tiefer, aber etwa alle dreißig Sekunden verriet ihnen ein Kling , dass ein weiterer Metallkörper die Ictíneo getroffen hatte.
»Sie detonieren nicht«, sagte Colette verwirrt.
»Vielleicht haben sie einen Zeitzünder.« Modo hangelte sich an dem Handlauf entlang, um wieder aus dem Bullauge spähen zu können. Einer der Behälter hatte sich irgendwie unterhalb der Scheibe an die Außenwand geheftet. »Ich frage mich, ob die vielleicht mit Magneten ausgestattet sind?« Die Tonne wurde von unzähligen Nieten zusammengehalten. Es wäre keine große Explosion vonnöten, um die Glasscheibe zu zertrümmern. Gerade als er Colette ein Zeichen
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